Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Brandstifter bekommt Bewährung
Angeklagter hatte ein besonderes Motiv
Gessertshausen Zunächst brannten im westlichen Landkreis Augsburg im vergangenen Jahr immer wieder Heuballen, doch auf einmal stand eine ganze Lagerhalle in Flammen. Darin befand sich der Futtervorrat der benachbarten Tierklinik Gessertshausen für ein ganzes Jahr. Dass es sich bei den Feuern mit hoher Wahrscheinlichkeit um Brandstiftung handeln muss, stand schnell fest. Doch erst nach dem siebten Anschlag konnte der Täter im November gefasst werden. Nun stand der zur Tatzeit 17-Jährige vor dem Schöffengericht in Augsburg.
Nur um Haaresbreite ist der junge Mann an einer Gefängnisstrafe vorbeigekommen. Die Vorsitzende Richterin Angela Friehoff setzte die zweijährige Jugendstrafe zur Bewährung aus. Verbunden damit ist aber eine ganze Reihe unterschiedlicher Auflagen. So bekommt er einen sogenannten „Warnschussarrest“. Das heißt, er muss trotz seiner Bewährungsstrafe für zwei Wochen in Haft. Zudem hat der junge Mann 4500 Euro an Schadenswiedergutmachung zu leisten. Weitere Bewährungsauflagen sind die Fortsetzung einer bereits begonnenen Therapie und die Teilnahme an einem Sozialprojekt. Aus Sicht des Jugendschöffengerichts war das Motiv für die Taten „ein Streben nach Anerkennung“, das er sich davon versprochen haben soll, die Brände als Erster zu „entdecken“und zu löschen. Das Urteil ist laut Pressesprecher Markus Eberhard allerdings noch nicht rechtskräftig, die Staatsanwaltschaft hatte drei Jahre ohne Bewährung gefordert.
Augsburg Mit Tränen in den Augen versteckt sich der kleine Bub in dem blau-grünen Anorak hinter den Beinen seines Vaters. Zwei Monate war er nicht mehr in der Krippe, jetzt fällt der Abschied von seinem Papa schwer. Die Eingangstür zur Kindertagesstätte Unsere Liebe Frau in Augsburg steht weit offen. Zwei Erzieherinnen knien an der Schwelle, hinter ihnen im Hausflur springen und lachen ein paar Kinder, die ihren Freund willkommen heißen. „Halloooohooo“, rufen sie, „komm doch zu uuuhuuuns.“Die Erzieherin rückt ihre Mund-Nasen-Maske zurecht, tritt nach draußen, nimmt den Buben auf den Arm und trägt ihn in seine Gruppe. Der Papa bleibt draußen stehen und winkt seinem Sohn hinterher.
Im Rahmen der Corona-Pandemie traten am Montag in Bayern weitere Lockerungen in Kraft – unter anderem durften die Übertrittskinder zurück in die Betreuungseinrichtungen – also diejenigen, die im September von der Krippe in den Kindergarten wechseln, und diejenigen, die in die Vorschule kommen. Mädchen und Buben, die im September eingeschult werden beziehungsweise deren Eltern alleinerziehend sind oder in einem systemrelevanten Beruf arbeiten, dürfen bereits seit 25. Mai wieder betreut werden. Schätzungsweise könnten jetzt rund 80 Prozent der Kinder in Bayern wieder ihre Einrichtung besuchen. Doch vieles ist nun anders in Zeiten von Corona.
Zum Beispiel gibt es feste Regeln, wann sich die Kinder die Hände waschen müssen, sie dürfen sich das Essen nicht mehr selbst nehmen, beim Mittagstisch müssen sie Abstand halten und die Gruppen sollten nur unter sich bleiben, erzählt Susanne Bobinger, stellvertretende Leiterin der Kita Unsere Liebe Frau.
Auch beim Bringen und Abholen der Kinder ist einiges anders. Auf Empfehlung des bayerischen Fami
Er muss trotzdem für zwei Wochen in Haft
lienministeriums dürfen Eltern die Einrichtung nicht betreten und müssen ihre Kinder deshalb an der Tür den Pädagogen übergeben. So wird es auch in der Augsburger Kita gehandhabt. Der Vorschlag des Ministeriums in einer Handreichung lautete dazu: „Hierbei könnten gestaffelte Zeiten oder eine Übergabe im Außenbereich helfen. Für die Übergabe kann beispielsweise eine Decke verwendet werden: Die Eltern setzen dabei das Kind auf die Decke, die Beschäftigten nehmen dann das Kind von der Decke behutsam in Empfang.“Das sei doch unvorstellbar, kommentiert Bobinger diese Idee. „Das geht ja vielleicht mit einem Hund, aber doch nicht mit Kindern.“Die Handreichungen des Familienministeriums fand die Erzieherin auch allgemein „eher weniger hilfreich. Wir sind Profis. Wir wissen am besten, wie wir mit Kindern umgehen müssen“, sagt Bobinger.
Damit sich die Kinder wieder in den Kita-Alltag und an die neuen Regeln gewöhnen können, haben die Augsburger Erzieherinnen Videos für sie gedreht und an die Eltern verschickt. Darin zu sehen ist zum Beispiel eine Erklärung, wie sich die Kinder richtig die Hände waschen – und dazu wird das Lied „Alle meine Entchen“gesunden. „Erstens konnten sich die Mädchen und Buben diese Videos immer wieder ansehen und darauf vorbereiten, was sie erwartet, wenn sie wieder kommen. Und zweitens war es wichtig, damit der Kontakt zu uns Erzieherinnen nicht vollständig abbricht.“Die Mitarbeiterinnen in der Augsburger Einrichtung spüren, wie erleichtert die Eltern sind – und wie sehr sich die Kinder nach ihren Freunden gesehnt haben. Sobald die
Tür an diesem Montagvormittag aufgeht, drücken viele der Kinder nur noch schnell die Mama oder lassen sich vom Papa ein Bussi geben – und schon stürmen sie in ihre Gruppe zu den anderen Kindern. „Für die, die nach zwei Monaten zum ersten Mal wiederkommen, ist das eine große Umstellung und kann sehr anstrengend sein“, sagt Susanne Bobinger. „Sie sollten deshalb in der ersten Woche von den Eltern früher als sonst abgeholt werden.“
Krippen- und Kindergartenkinder sind jedoch nicht die Einzigen in Bayern, die wieder zurückdürfen. Nach Angaben des bayerischen Kultusministeriums war bereits vor den Pfingstferien rund die Hälfte aller Jahrgänge wieder an den Schulen. Seit Montag sollen nun alle Schüler wochenweise in die Schule gehen und im Schichtbetrieb unterrichtet werden.