Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Theater auf Rädern

Kerstin und Sven Moussong steigen in die Pedale und wollen mit einer spektakulä­ren Bühne überrasche­n

- VON ALOIS KNOLLER

Was geht, wenn nichts geht? Immer noch ein bisschen was. Das sagten sich Kerstin und Sven Moussong mit ihrem gleichnami­gen Theater mit Figuren und suchten nach einer Corona-konformen Möglichkei­t, aufzutrete­n. Ihre Lösung heißt: Sommerthea­ter in der Fahrrad-Rikscha. Am 27. Juni wird’s auf der Terrasse des Abraxas losgehen. Gespielt wird auf jeden Fall dann bis 9. August – an drei verschiede­nen Orten und immer mit einer Regen-Alternativ­e.

Die Idee holte sich Sven Moussong beim 1:1-Theater, das manche Städte in ihren Fußgängerz­onen engagiert haben. Das ist mobiles Theater im kleinen Rahmen, das unkomplizi­ert da und dort Station macht und mit kürzeren Stücken das Straßenpub­likum unterhält. Als seine „charmante Spielstätt­e“erwählte sich der versierte Puppenbaue­r Sven die Rikscha – ein Originalst­ück aus Indien, etwas umgebaut für seine Zwecke. Es ist sogar verkehrsta­uglich, und die Moussongs werden zur Aufführung hinradeln. Als Blickfang gibt es noch eine zweite Rikscha, ein Modell aus China.

Den auftrittsw­illigen Puppenspie­lern, die wie alle Kulturscha­ffenden eine Zwangspaus­e seit Mitte März hinter sich haben, stellten sich allerdings zwei Probleme: Wo können sie mit ihrer Rikscha aufschlage­n und wie sollte sich das ganze Projekt finanziere­n? Die Wahl der Standorte erwies sich als „eine knifflige Aufgabe“. Angesichts der Corona-Auflagen musste es ein geschützte­r Platz sein, außerdem sollte er genügend Abstandsfl­ächen erlauben und einen regensiche­ren Unterstand haben. Und die Location „sollte einigermaß­en schön und interessan­t sein“. Sven Moussong verwarf den Viermetz-Hof im Maximilian­museum und die ehemalige Justizvoll­zugsanstal­t und wählte schließlic­h den Hof des Schwäbisch­en Handwerker­museums am Roten Tor, den Park des Parktheate­rs in Göggingen und die Terrasse des Abraxas.

Bei der Finanzieru­ng half ein glückliche­r Zufall. Just als die Puppenspie­ler ihr Projekt durchrechn­eten – es sollte sich ja rentieren und kein Draufzahlg­eschäft werden –, kam der Anruf der Augsburger Philharmon­iker mit einer Soforthilf­e von 2500 Euro. Sven Moussong setzte die Summe als Startkapit­al ein. Bei der Arno-Buchegger-Stiftung erhielt er einen weiteren Zuschuss, und die öffentlich­en Geldgeber zogen die Auszahlung der fälligen Rate vor. Um noch mehr Spielraum zu gewinnen, sind Unterstütz­er zu einer Spende über die Bürgerstif­tung Augsburg eingeladen.

Das eigentlich­e Stück musste innerhalb weniger Wochen („sonst haben wir eineinhalb Jahre Vorlauf“) realisiert werden. Sven und Kerstin Moussong entschiede­n sich für den Einakter „Die drei Wünsche“nach Johann Peter Hebel und Charles Perrault. Es dauert knapp 20 Minuten und erzählt von Ferdinand und Lise, denen eine Fee drei Wünsche erfüllen will. Das will gut überlegt sein, aber was fällt einem auf die Schnelle ein? Das Stück sei für Kinder ab vier Jahren gut verständli­ch, so Kerstin. Gespielt wird mit Stabpuppen, die trotz der einfachen Mechanik einiges können, in einem oben offenen Guckkasten.

Die Auftritte werden sich im Halbstunde­ntakt wiederhole­n; am Sonntag wird ab 11 Uhr, von Montag bis Samstag ab 14 Uhr bis jeweils 16.30 Uhr gespielt. Maximal zwei Familien oder Hausgemein­schaften können zuschauen. Die (Familien-) Karten in den beiden Preiskateg­orien 14 Euro (groß) und 10 Euro (klein) gibt es nur mit vorheriger Reservieru­ng (T. 0821/44802299). Fest terminiert sind bisher zwölf Aufführung­stage, weitere Termine können hinzukomme­n.

OPremiere ist am Samstag, 27. Juni, im Abraxas (nochmals am 28. Juni); im Parktheate­r wird vom 3. bis 26. Juli gespielt; im Handwerker­museum ab 17. Juli bis 9. August. www.moussong.de

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Foto: Guido Köninger Sven und Kerstin Moussong mit ihrer Theater-Rikscha.

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