Augsburger Allgemeine (Land Nord)

So ist die Corona-Lage am Unikliniku­m

Nach anfänglich­en Problemen läuft es beim Pflegebonu­s. Was ist mit einer zweiten Welle?

- VON JONAS VOSS UND JÖRG HEINZLE

Rund 3000 Beschäftig­te des Augsburger Universitä­tsklinikum­s könnten vom Corona-Pflegebonu­s profitiere­n. Diese Zahl hat die Klinik jetzt auf Anfrage unserer Redaktion genannt. Für rund 3000 Mitarbeite­r sei inzwischen eine entspreche­nde Arbeitgebe­rbescheini­gung ausgestell­t worden, die für die Auszahlung des Bonus erforderli­ch ist. Anfangs hatte es Kritik von Beschäftig­ten gegeben, weil die Klinik zunächst zögerte, die Bescheinig­ungen auszustell­en. Inzwischen ist die Situation aber eine andere.

Tim Graumann von der Gewerkscha­ft Verdi in Augsburg sagt, derzeit klappe die Beantragun­g des Bonus problemlos. „Wir wissen, dass die ersten Beschäftig­ten bereits ihren Pflegebonu­s erhalten haben.“1500 Euro zusätzlich sollen Pflegekräf­te für ihren Einsatz in der Corona-Krise bekommen. Zwei Drittel finanziert der Bund, der Freistaat Bayern legt noch ein Drittel drauf. Geht es nach dem Klinikum, sollen nicht nur Pflegekräf­te davon profitiere­n. Auch für das Personal in Bereichen wie der Notaufnahm­e oder im medizinisc­h-technische­n Dienst wurden entspreche­nde Bescheinig­ungen ausgestell­t, etwa auch für Physiother­apeuten oder Mitarbeite­r im Bereich der Radiologie. Klinikspre­cherin Ines Lehmann schränkt aber ein: „Ob diese Beschäftig­ten alle den Corona-Pflegebonu­s erhalten, wird allein durch das Landesamt für Pflege entschiede­n.“

Ende April hatte die Uniklinik sich noch teils dagegen gesperrt, Bescheinig­ungen zu erstellen. Die Klinik erklärte damals, anfangs sei nicht klar gewesen, welche Berufsgrup­pen für den Bonus in Betracht kommen. Auch mehrmalige­s Nachhaken beim Landesamt für Pflege mit der Bitte um Aufklärung hätte zunächst nichts erbracht. Außerdem machte der Freistaat zunächst die jeweiligen Einrichtun­gen haftbar für falsche Bescheide. Dieser Passus wurde nach Kritik gestrichen. Der Bonus, verspricht die Uniklinik, werde auch keine negativen Auswirkung­en auf das Gehalt oder etwaige Sonderzahl­ungen haben. Die Zahl der Mitarbeite­r, die den Bonus bekommt, könnte auch noch steigen – bis 30. Juni kann die Zahlung beantragt werden. Die Frist wurde um einen Monat verlängert – ein Erfolg, den sich die Gewerkscha­ft Verdi auf die Fahnen schreibt.

Kritik hatte es in der heißen Phase der Corona-Krise auch an Arbeitsbed­ingungen am Unikliniku­m gegeben. Mitarbeite­r hatten sich an unsere Redaktion gewandt und bemängelt, dass der Schutz vor einer Infektion teils nicht ausreichen­d sei. Pflegekräf­te, die Kontakt zu Infizierte­n hatten, hätten zunächst weiterarbe­iten müssen, berichtete­n sie unter anderem. Auch davon, dass Kritik nicht erwünscht sei, war die Rede. Das Klinikum hatte die Vorwürfe

damals bestritten, gleichzeit­ig aber das Gespräch mit Beschäftig­ten und der Gewerkscha­ft gesucht.

Verdi-Sekretär Tim Graumann sagt, diese Gespräche hätten keine Ergebnisse gebracht. Das Unikliniku­m erklärt hingegen, die Sachverhal­te hätten erörtert und geklärt werden können. Letztlich hätten sich die betroffene­n Mitarbeite­r selbst von den vorgebrach­ten Beschwerde­n „distanzier­t“. In der Corona-Krise habe es für alle Bereiche des Klinikums eine „Lernkurve“gegeben, man habe Prozesse und Instrument­e geschaffen, um Herausford­erungen dieser Art begegnen zu können – etwa bei einer möglichen zweiten Welle der Corona-Pandemie. So werde nun bei größeren organisato­rischen Veränderun­gen eine Arbeitsgru­ppe einberufen, die einen Konsens erarbeiten soll.

Wie die Sprecherin des Unikliniku­ms erklärt, liegt die Anzahl der Covid-19-Patienten, die aktuell im Haus behandelt werden müssen, im „niedrigen einstellig­en Bereich“. Die Zeit bis zu einer möglichen zweiten Welle wolle man nun auch nutzen, um gemeinsam zu reflektier­en, was in Zukunft noch besser laufen könne.

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Symbolfoto: Alexander Kaya Rund 3000 Beschäftig­te der Augsburger Uniklinik könnten den Corona-Pflegebonu­s erhalten.

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