Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Kleine Hündchen mit einem Lächeln im Gesicht
Familie Arloth aus Gersthofen züchtet Samojeden. Das Aussehen der flauschigen, weißen Tiere fällt auf. Dabei ist die Rasse auch in anderer Beziehung etwas ganz Besonderes
Gersthofen Noch ist es ruhig im Hause Arloth in Gersthofen. Denn alle sechs Welpen, die Hundemama Aimi und die Hundeoma Yoko halten Mittagsschlaf. Es ist ein warmer Tag und die gesamte Familie der nordischen Hunderasse der Samojeden hat sich im Garten und Haus verteilt und schattige Plätzchen für die Siesta ausgesucht. Zwischen den großen Pflanzentöpfen, unter dem Stuhl, in der Hecke – egal, wo man hinsieht, fällt der Blick auf die wuscheligen, kleinen, Teddybär-ähnlichen Plüschknäuel.
Doch dann ist es langsam aus mit der Ruhe. Es ist Zeit zum Füttern und Alice Arloth geht in die Küche. Aimi und Yoko entgeht das nicht und sie fordern sogleich ihre Mahlzeit ein. Die Kleinen tapsen müde, einer nach dem anderen, ins Haus hinein. „Fünf Mädels und ein Rüde müssen es sein, dann sind alle da“, erzählt Arloth. Yule, Kalinka, Socke, Yuki, Kira und Miles werden munter. Ein Auseinanderhalten der sieben Wochen alten Welpen ist unmöglich. Doch die Hundezüchterin hat einen Trick. Von Geburt an bekommt jeder ein Halsband mit eigener Farbe. Bei der Geburt hatten sie um die 400 Gramm. Wenn sie in der zehnten Woche abgegeben werden, wiegen sie über sechs Kilogramm. „Mir ist es wichtig, dass die Welpen in ihrer extremen Sozialisierungsphase, die bis zur zwölften Woche dauert, bereits in ihrem neuen Heim sind. Denn in diesen beiden Wochen saugen sie dort alles auf“, weiß die erfahrene Züchterin.
Als sie vor zehn Jahren mit ihrer Familie im Urlaub war, ist sie auf die Hunde mit dem lachenden Gesicht gestoßen. „Wir haben uns intensiv mit der Rasse beschäftigt und geschaut, ob das ein Hund für uns wäre. Schnell stellten wir fest, dass es tatsächlich die Rasse ist, die genau zu uns passt“, erinnert sich Arloth. Die Hündin Nozomiko, japanisch
Kind der Hoffnung, schlossen ihr Mann Frank Arloth und sie sofort ins Herz. Wenige Jahre später begann sie mit einer eigenen Zucht. „Das ist ein Vollzeitjob, denn man führt mehrmals täglich das Zuchtbuch, trägt von der Geburt Datum, Uhrzeit und Gewicht sowie deren Verlauf ein, wann wie oft entwurmt, wann gechipt und geimpft wurde, und letztendlich ist es die Regionalzuchtwartin, die zu uns kommt, den Wurf abnimmt und die Zucht kontrolliert.“
Es ist ein sehr langer Weg, bis ein Welpe ein neues Zuhause bekommt. Viele Gespräche und Besuche finden vorab statt, denn Alice Arloth möchte sichergehen, dass der künftige Besitzer die Rasse sehr gut kennt und weiß, worauf er sich einlässt. Außerdem müsse der Hund gut in die Familie passen. „Für einen Samojeden braucht man sehr viel Zeit, muss viel raus in die Natur und sich bewegen. Er ist definitiv kein Sitzplatz-Fuß-Hund für das Büro.“Diese Hunde nehme man überall mit hin, lässt sie nicht lange alleine und beschäftigt sie auch geistig. „Wenn man nicht will, dass sie auf die Couch gehen, darf man das niemals machen. Denn einmal erlaubt, hat man für immer verloren“, lacht Arloth und ergänzt: „Die Samojeden sind sehr schlau, gesprächig und diskutieren gerne mit einem.“
Aufgrund ihres freundlichen Blicks und der zu einem Lächeln hochgezogenen Lefzenwinkel eignet sich diese Rasse gut als Therapiehund. In dieser Woche haben die ersten bereits das heimelige Nest verlassen. „Es ist eine harte Zeit und sowohl Aimi als auch Yoko und ich sind ungemein traurig.“Die Welpen haben bei Arloths alles mitbekommen, was sie für den Start ins Leben brauchen. Sie durften den Garten umbuddeln und sich austoben, können angstfrei im Auto mitfahren und sind das Staubsaugergeräusch ebenso gewöhnt wie das Ausschütteln eines Regenschirms. „Die neuen Besitzer bekommen einen
Rohdiamanten, den sie selbst nur noch schleifen müssen. Wenn die Welpen unser Haus verlassen, sind das richtig coole Socken“, berichtet Arloth und hat dabei Tränen in den Augen.
Da man die Hunde überall mit hinnehme, müssen sie Aufzug- und Straßenbahnfahren sowie das Gehen an der Leine üben. Da ist eine Hundeoder Welpenschule ein Muss, denn der Mensch hat die Verpflichtung, seinem Tier die Sicherheit zu geben, dass es sich vor nichts fürchtet. Die Kleinen dieses Wurfs kommen nach Köln, Zürich, Hamburg, Elchingen und zwei nach München, zu unterschiedlichen Besitzern. Kontakt bestehe zu allen jemals abgegebenen Hunden nach wie vor und es finden immer wieder gemeinsame Treffen statt. „Es ist eine Freude zu sehen, wie gut es allen geht“, sagt Arloth mit einem Strahlen im Gesicht. „Ich erhalte so viele Anrufe und bekomme E-Mails mit Fotos geschickt, dass mir jedes Mal das Herz aufgeht.“