Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Pro Bahn sieht Pläne in Neusäß skeptisch
Für eine Barrierefreiheit müssten Bahnsteige in Zukunft doppelt so hoch sein
Neusäß Sowohl Vertreter des ökologischen Verkehrsclubs VCD als auch des Fahrgastverbandes Pro Bahn sehen die geplanten Umbauten der Bahnsteige in Neusäß und Westheim skeptisch. Dass in Neusäß ein Umbau auf lediglich 38 Zentimetern Höhe stattfinden soll, werde den neuesten Anforderungen keineswegs gerecht, so Errol Yazgac, Sprecher von Pro Bahn Schwaben. Denn ab Dezember 2022 seien die eingesetzten neuen Fahrzeuge des Betreibers Go Ahead auf 76 Zentimeter Bahnsteighöhe ausgelegt, so Pro Bahn in einer Pressemitteilung.
Wie berichtet, stießen die Umbaupläne
der Bahn auch im Neusässer Stadtrat auf Kritik. Weil die Bahnsteige entlang der Strecke Augsburg-Ulm nicht jenem Standard entsprechen, der für die Einstiegshöhen von Zügen und Triebwagen der neueren Generation geeignet sind, will die Bahn im Jahr 2022 die Bahnsteige anpassen.
Aber nicht so, wie sich die Stadträte das erhofft haben. Denn seit Jahren bemüht sich die Stadt Neusäß um eine städtebauliche Sanierung des Ortsteils Westheim. Ein Ziel ist auch der barrierefreie Zugang zu den Gleisen. Bürgermeister Richard Greiner findet den Umgang des Unternehmens mit der Stadt bedenklich.
Das unterstreicht auch die Kritik von VCD und Pro Bahn. Ein Umbau, welcher wieder keinen stufenlosen Einstieg in die Züge ermöglicht, stelle keinesfalls eine Verbesserung der Barrierefreiheit dar und erreicht lediglich den absoluten Mindeststandard.
Selbst wenn später der Bahnhof umgebaut würde, könnte ein Aufzug für die Übergangszeit installiert werden, wie es z. B. am Bahnsteig F des Augsburger Hauptbahnhofs auch getan wurde. Die Richtung der Bahn, bei Umbauten die Dächer zu verkürzen, war schon am Augsburger Hauptbahnhof am neuen Bahnsteig F zu beobachten. Hier habe aber mittlerweile erfreulicherweise eine Rückkehr zur Vernunft stattgefunden. Fahrgastzahlen steigert man nicht mit Komfortreduktionen, vielmehr sei es wichtig, diese durch gute Aufenthaltsqualität an Bahnstationen von der Bahn zu überzeugen, so Ohlenroth.
Beiden Verbänden sei es wichtig, dass auch die Zuwegungen und Zugänge am Neusässer und Westheimer Bahnhof barrierefrei ausgestaltet werden und bequem erreichbar sind.