Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Der Bericht hat mich betroffen gemacht
Zum Artikel „Angst und Ärger im Blindenheim“vom 9. Juni:
Der Artikel über das Blindenheim, das in der bisherigen Form wohl nicht so wird bestehen bleiben können, hat mich betroffen gemacht. Warum kooperieren die Vorstände des Vereins nicht mit den Angehörigen und versuchen, gemeinsam eine Lösung zu finden? Wie absurd, einen Pflegedienst von außerhalb zu beauftragen, wenn ans Haus angebunden entsprechendes Personal existiert. Genau solche kleinen Einrichtungen, die individuell auf die Bedürfnisse ihrer beeinträchtigten Bewohner eingehen können, bräuchte es viele. Gute Pflege ist eine Sache der Menschenwürde, das sollte doch gerade in den letzten Wochen deutlich geworden sein. Eine gewisse Lebensqualität, auch wenn ein Mensch eine Behinderung hat, ist Grundrecht; „satt und sauber“ist nicht genug! Die Stadt müsste hier helfend eingreifen, zum Beispiel, in dem sie die Trägerschaft übernimmt und notwendiges Geld bezuschusst. Pflegeeinrichtungen – genauso wie Altenheime und Krankenhäuser – sollten keinen Profit machen, ja nicht mal unbedingt kostendeckend arbeiten müssen. Solche Wohnformen müssten zwingend staatlich bezuschusst werden. Hier muss sich dringend per Gesetz etwas ändern. Liebe Stadträte, die ihr ja schon gefragt wurdet, hört den Hilferuf der Angehörigen und arbeitet an einer Lösung für die Bewohner, für ein menschenwürdiges Leben auch mit Behinderung.
Andrea Distel, Augsburg