Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Nach über zwei Jahren kein Chlor im Wasser
Erfreuliche Nachrichten für die Menschen in Dinkelscherben: Bald soll ihr Trinkwasser nicht mehr nach Chemie schmecken. Die Behörden heben die Anordnung auf. Andernorts ist noch kein Ende in Sicht
Dinkelscherben Über zwei Jahre Chlor im Trinkwasser, das ist Rekord im Augsburger Land. Nun aber gibt das Gesundheitsamt Entwarnung: Das Wasser in Dinkelscherben muss nicht mehr gechlort werden. Darauf haben die Menschen vor Ort lange gewartet. Ein paar Tage müssen sie sich allerdings noch gedulden.
Auslöser des Chlors im Wasser ist ein coliformer Keim, der im Mai 2018 in einem Hochbehälter gefunden wurde. Weil das Gesundheitsamt in der Wasserversorgung der Marktgemeinde außerdem noch zahlreiche Mängel gefunden hatte, musste die Gemeinde massiv investieren. „Aus gemeindlicher Sicht ist alles fertig“, sagt Bürgermeister Edgar Kalb. Nun gibt auch die zuständige Behörde grünes Licht. Bis das Chlor aus dem Wasser verschwinden kann, müssen allerdings noch Proben genommen werden. Außerdem muss geklärt werden, ob die beiden Versorgungen in Dinkelscherben und Oberschöneberg gleichzeitig oder nacheinander vom Chlor befreit werden. „In den nächsten Tagen wird festgelegt, wann und in welcher Reihenfolge die Chlorung in den beiden Versorgungsgebieten beendet wird“, teilt die Gemeinde dazu mit. Vorher seien in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt noch Maßnahmen zu treffen.
In den kommenden zwei Wochen soll täglich gemessen werden, teilt das Augsburger Landratsamt mit. So wird zum Beispiel untersucht, ob sich neue Keime im Trinkwasser befinden. Als „reine Vorsichtsmaßnahme“empfiehlt das Gesundheitsamt daher im Versorgungsbereich Dinkelscherben und Oberschöneberg, das Trinkwasser für zwei Wochen vor dem Gebrauch abzukochen. Das Leitungswasser sollte vor dem Trinken, Zähneputzen oder Haarewaschen einmal sprudelnd aufgekocht werden und über einen Zeitraum von ungefähr zehn Minuten langsam abkühlen. Eine Abkochanordnung wird seitens des Gesundheitsamts allerdings nicht ausgesprochen.
Bürgermeister Edgar Kalb ist zuversichtlich, dass in einigen Tagen kein Chlor mehr im Wasser ist. Er sagt: „Wir hoffen, dass der Spuk
nun ein Ende hat.“Aus seiner Sicht ist das Ende der Chlorung in Dinkelscherben längst überfällig. Immer wieder kritisierte er das Vorgehen der Behörden. Über den genauen Zeitpunkt zum Ende der Chlorung werden die Bürger in den kommenden Tagen von der Gemeinde Dinkelscherben informiert.
Vor einer ganz ähnlichen Situation standen auch die Bobinger im südlichen Landkreis. Dort findet
sich seit November 2018 kein Chlor mehr im Wasser. Auch hier sollten die Bürger vorsorglich das Wasser abkochen. In Diedorf konnte die Chlorung nach fast eineinhalb Jahren Anfang Februar beendet werden. Dort ist man nun mit weiteren Maßnahmen am neuen Netz beschäftigt.
● Gersthofen Weit entfernt von diesem Schritt ist man hingegen in Gersthofen. Hier ist kein Ende der
Chlorung in Sicht. Nach außen hin hat sich seit der Aufhebung des Abkochgebots Mitte März nichts getan. Wie berichtet, waren im August bei einer Untersuchung der Trinkwasserversorgung Keime festgestellt worden. Daraufhin erließ das Gesundheitsamt ein Abkochgebot. Im Oktober wurde eine Sicherheitschlorung zusätzlich eingeleitet. Diese Chlorung dauert noch an. Dennoch wird nach Auskunft der Stadt
weiter intensiv an der Sanierung des Leitungsnetzes und des Wasserwerks gearbeitet.
● Aystetten In Aystetten wird seit April das Leitungswasser gechlort. Grund dafür war ein coliformer Keim, der im Januar im Wasserhochbehälter Aystetten gefunden wurde. Im gleichen Monat wurde angekündigt, dass der betroffene Hochbehälter vom Netz genommen werden soll.