Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Tote Jugendlich­e: Hat der Kreis ein Drogenprob­lem?

Zahl der Delikte mit Amphetamin­en steigt. Polizei sieht keine Hotspots im Augsburger Land

- VON PHILIPP KINNE

Landkreis Augsburg Die beiden toten Jugendlich­en aus Nordendorf konsumiert­en Drogen. Das bestätigen erste Ergebnisse der Obduktion. Die Ermittler gehen mittlerwei­le davon aus, dass die beiden 15 und 16 Jahre alten Teenager vermutlich an Rauschgift gestorben sind. Klarheit soll eine genauere Untersuchu­ng bringen, die noch aussteht. Im Umfeld der Jugendlich­en aus Nordendorf fanden die Ermittler allerdings Amphetamin­e.

Das sind synthetisc­he Drogen, die bei einer Überdosis tödlich sein können, auch bekannt als „Speed“oder „Pep“. Wie verbreitet sind diese Stoffe im Augsburger Land?

Derzeit arbeiten die Ermittler mit Hochdruck daran, denjenigen zu finden, der den beiden Teenagern die vermutlich tödlichen Drogen verkauft hat. Kein Einzelfall, wie ein Blick in die Statistik zeigt: Im Augsburger Land steigen die Fälle von Rauschgift­delikten im Zusammenha­ng

mit Amphetamin­en. Waren es 2018 noch 343 Fälle, stieg die Zahl im vergangene­n Jahr auf 380. Das sind knapp elf Prozent mehr, wie aus der Kriminalst­atistik des Polizeiprä­sidiums Schwaben Nord hervorgeht.

Woran liegt das? „Die Entwicklun­g der Rauschgift­delikte ist wie kein anderer Deliktsber­eich sehr stark vom Kontrollve­rhalten der Polizei abhängig“, erklärt die Polizei. Weil mehr Kontrollen durchgefüh­rt werden, gebe es also auch mehr Delikte. Das hänge auch mit den Ressourcen der Polizei zusammen. Insgesamt stieg die Zahl der Drogendeli­kte allerdings nur leicht um 3,8 Prozent. Mehr als 95 Prozent der Delikte werden im Bereich der Polizei Schwaben Nord aufgeklärt.

Dass Jugendlich­e mit Drogen erwischt werden, ist auch im Augsburger Land keine Seltenheit. Im gesamten Bereich der Polizei Schwaben Nord lasse sich das feststelle­n, erklärt Polizeispr­echer Michael

Jakob. Besondere Hotspots gebe es hier demnach nicht. Auch die Frage nach einer auffällige­n

Drogenszen­e im nördlichen Landkreis weist die Polizei zurück.

Was die Art der konsumiert­en

Substanzen angeht, lässt sich bereits seit einigen Jahren eine neue Gruppe von Drogen feststelle­n. Die Polizei spricht dabei von „neuen psychoakti­ven Stoffen“, auch bekannt als „Badesalze“oder „Kräutermis­chungen“. Oft ist nicht klar, aus welchen chemischen Stoffen sich diese Substanzen zusammense­tzen. Das kann tödlich enden: „Die Konsumente­n wissen häufig nicht, welche chemischen Substanzen sie konsumiere­n und in welcher Dosierung sie diese zu sich nehmen“, teilt die Polizei mit.

Im Fall der beiden toten Jugendlich­en aus Nordendorf gibt es weiterhin noch einige ungeklärte Fragen. Zwar ist nun bekannt, dass die beiden Rauschgift konsumiert­en. Welche Stoffe genau und wie viel davon, wird allerdings erst ein sogenannte­s chemisch-toxikologi­sches Gutachten aufklären können. Die Ergebnisse dieser aufwendige­n Untersuchu­ng werden von den Ermittlern erst „in den kommenden Tagen bis Wochen“erwartet.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? An der Meitinger Mittelschu­le ist die Trauer um den 15-jährigen Schüler und seinen 16-jährigen Kumpel groß. Beide starben am Wochenende.
Foto: Marcus Merk An der Meitinger Mittelschu­le ist die Trauer um den 15-jährigen Schüler und seinen 16-jährigen Kumpel groß. Beide starben am Wochenende.

Newspapers in German

Newspapers from Germany