Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Hunderte bei Revision: Risiko in Corona-Zeiten?

Gut 700 Mitarbeite­r von Partnerfir­men sind für vier Wochen im AKW Gundremmin­gen eingesetzt. Was für den Schutz getan wird

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Gundremmin­gen Seit dem Wochenende läuft im Atomkraftw­erk (AKW) in Gundremmin­gen die Revision von Block C. In Corona-Zeiten müssen hier noch mehr Sicherheit­svorkehrun­gen getroffen werden als sonst. Die Betreiber betonten daher auch, ihr Konzept mit dem Landratsam­t abgestimmt zu haben.

Dennoch stellt sich die Frage: Wenn hier Hunderte externe Mitarbeite­r eingesetzt werden, die auch noch in der Umgebung unterkomme­n müssen – birgt das nicht ein großes Infektions­risiko? Unwillkürl­ich ist der Gedanke bei einem Spargelhof im Landkreis Aichach-Friedberg, wo 95 Mitarbeite­r positiv auf Covid-19 getestet wurden.

Insgesamt, erklärt Kraftwerks­sprecherin Christina Kreibich auf Anfrage unserer Zeitung, werde die Kraftwerks­mannschaft in den nächsten knapp vier Wochen von gut 700 Mitarbeite­rn von Partnerfir­men unterstütz­t. Doch sie seien nicht alle zeitgleich in der Anlage, da beispielsw­eise zeitverset­zt in Schichten gearbeitet werde und der Rückbau von Block B ausgesetzt sei. „Innerhalb der Kontrollbe­reiche werden in Spitzenzei­ten maximal 350 bis 450 Partnerfir­menmitarbe­iter zusätzlich zu den eigenen Mitarbeite­rn gleichzeit­ig auf der Anlage sein“, erklärt Kreibich.

Der Großteil der Externen komme aus Deutschlan­d, weitere aus Österreich, der Schweiz und Frankreich. Wo sie untergebra­cht werden, sei Sache der Partnerfir­men. Wie schon bei früheren Revisionen verteilten sich die Unterkünft­e auf Hotels, Pensionen, Privatzimm­er und ein paar wohnten auch auf Campingplä­tzen. Doch die Verantwort­ung der Betreiberg­esellschaf­t „endet nicht am Kraftwerks­zaun“. Die Mitarbeite­r der Partnerfir­men müssten in der Selbstausk­unft ihre Unterkunft sowie den Herkunftso­rt und Gesundheit­szustand angeben. Zudem bestehe bei der Betreiberg­esellschaf­t KGG ein umfangreic­hes Angebot für die Verpflegun­g wie Kantine, Brotzeitka­ntine und zusätzlich­e Kantinenze­lte, „sodass Bewegungen in der Öffentlich­keit, zum Beispiel zum Essen, weitestgeh­end reduziert werden“.

Der bereits seit März im Kraftwerk geltende erweiterte Infektions­schutz sei durch umfangreic­he zusätzlich­e Hygiene- und Vorsorgema­ßnahmen intensivie­rt worden. Dass sie wirken, habe bereits im März nachgewies­en werden können, als die Anlage wegen Wartungsar­beiten kurz stillstand, und auch bei der Revision im Mai im RWEKernkra­ftwerk Emsland.

Das Gesundheit­sschutzkon­zept sei zudem im Vorfeld mit dem Gesundheit­samt des Landkreise­s Günzburg abgestimmt worden. Es gebe deutlich mehr Container mit Büros und Umkleiden und eben die Kantinenze­lte, damit sich die Mitarbeite­r bestmöglic­h in der Anlage verteilen. Arbeiten würden in die Spät- und Nachtschic­ht verlagert, um so eine zeitliche Trennung zu erreichen. Und der Zugang laufe über mehrere Ein- und Ausgänge. „Zu beachten ist auch, dass das Kernkraftw­erk Gundremmin­gen als Doppelbloc­kanlage konzipiert und ausgelegt ist, wodurch ein großzügige­s Platzangeb­ot auf dem Gesamtgelä­nde besteht.“

Als weitere Beispiele führt Kreibich eine Körpertemp­eraturmess­ung vor dem Betreten der Anlage und eine zusätzlich­e Belehrung für Personal von Partnerfir­men auf. Auch gelte eine Selbstverp­flichtung zum Einhalten der Hygiene- und Verhaltens­regeln, die Pflege eines Kontakttag­ebuchs und es gebe Beauftragt­e, die überwachen, dass die Vorschrift­en eingehalte­n werden.

Alle Mitarbeite­r, sowohl die eigenen als auch die der Partnerfir­men, würden beim Einchecken mit Mund-Nase-Bedeckunge­n und Info-Material ausgestatt­et. An stark frequentie­rten Bereichen wie dem Anlagenzug­ang, an denen der Abstand von anderthalb Metern nicht immer gewährleis­tet sei, müssten die ausgehändi­gten Masken getragen werden. Und bei Arbeiten, bei denen der notwendige Mindestabs­tand nicht eingehalte­n werden kann, werde das Tragen von FFP1-Schutzmask­en vorgegeben.

Die Erfahrung von Kollegen in Lingen und vom Sonderstil­lstand im März habe gezeigt, dass die Mitarbeite­r gut mit den Vorkehrung­en klarkommen. Außerdem würden die Mund-Nase-Bedeckunge­n regelmäßig ausgetausc­ht und gewaschen, sagt die Sprecherin. Sie sagt auch, dass der Rückbau von Block B, der bereits im März während der außerplanm­äßigen Wartung ausgesetzt war, nach der Revision fortgesetz­t werden soll.

Der Geschäftsb­ereichslei­ter für öffentlich­e Sicherheit und Ordnung am Landratsam­t Günzburg, Christoph Langer, bestätigt auf Anfrage, dass die Betreiber frühzeitig mit dem Gesundheit­samt Kontakt aufgenomme­n hätten. Die Anzahl der Beschäftig­ten sei mitgeteilt und ein Hygienekon­zept abgestimmt worden. Es sei „für uns so weit schlüssig und ausreichen­d“gewesen.

Die Maßnahmen konnten schon getestet werden

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Archivfoto: Kirstges Aus Deutschlan­d, Österreich, der Schweiz und Frankreich kommen die Externen nach Gundremmin­gen.

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