Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wie die neue Corona-App ankommt
Die Anwendung soll vor dem Kontakt mit Infizierten warnen. Was Menschen im Augsburger Land davon halten
Landkreis Augsburg Wochenlang ist die offizielle Corona-Warn-App entwickelt worden. Seit gestern kann sie nun auf das Smartphone geladen werden. Die Anwendung soll Nutzer frühzeitig warnen, wenn sie Kontakt mit Infizierten hatten und so das Ansteckungsrisiko verringern. Das Angebot ist freiwillig, aber wird es auch genutzt? Was Menschen im Augsburger Land von der neuen Anwendung halten.
„Die App ist auf jeden Fall sinnvoll“, sagt Michael Ostenberger, der einen Tech-Shop in Schwabmünchen betreibt. Getestet hat er die Corona-Warn-App noch nicht, aber er will sie in den nächsten Tagen herunterladen. Dass die App erst jetzt zur Verfügung steht, kann Ostenberger nachvollziehen. „So eine Anwendung bedarf einer gewissen Entwicklungszeit“, sagt der Computerexperte. Wenn sie jetzt dazu beitragen kann, die Ausbreitung des Virus einzudämmen, sei das positiv.
Auch Rebecca Ribarek, Leiterin des Königsbrunner Kulturbüros, steht der neuen Anwendung offen gegenüber. „Ich halte es grundsätzlich für eine gute Sache, denn es geht um die Gesundheit von Menschen“, sagt sie. Selbst ausprobiert hat sie die Corona-Warn-App noch nicht, sie wolle sich erst umfassender darüber informieren. Da die Anwendung über Bluetooth-Technik laufe, habe sie etwas Bedenken wegen des Datenschutzes.
Dies sieht Apotheker Thomas Stehle weniger kritisch. „Nach meinen Infos soll die App sehr sicher sein“, sagt er. Zwar hat er die Anwendung noch nicht getestet, aber das will Stehle in den kommenden Tagen nachholen. Denn der Leiter der Büble- und St. Wendelin-Apotheken in Bobingen findet: „Je mehr Menschen die App nutzen, desto besser.“Allerdings müsse seriös damit umgegangen werden. Denn das Herunterladen allein verhindere noch nicht die Ausbreitung des Virus. Nutzer müssten die Daten korrekt eingeben und entsprechend reagieren, falls sie eine Benachrichtigung erhalten. „Man muss abwarten, ob die App am Ende tatsächlich den gewünschten Nutzen bringt“, sagt Stehle.
Der Schwabmünchner Arzt Sebastian Lochbrunner war bereits im März an Covid-19 erkrankt. Seine Praxis zählt zu den drei CoronaSchwerpunktpraxen im Landkreis Augsburg. Er steht der neuen App skeptisch gegenüber. „Gerade Senioren, die am gefährdetsten sind und ein höheres Ansteckungsrisiko haben, werden die App weniger nutzen“, sagt Lochbrunner. Die Anforderung sei zu hoch, viele hätten gar kein Smartphone. Das würde sich auch in Gesprächen mit Patienten zeigen. „Ich glaube nicht, dass die Anwendung den erwarteten Erfolg bringt“, sagt Sebastian Lochbrunner.
In der kommunalen Politik ist man dagegen deutlich optimistischer. Simon Schropp, der Bürgermeister von Untermeitingen, hat sie sich bereits am ersten Abend heruntergeladen. Er konnte sie zwar selbst noch nicht testen, stellt aber fest: „Es ist spannend wie viele Bürger sich dafür interessieren.“Sein erster Eindruck sei sehr positiv, erzählt er am Rande der Sitzung der Bürgermeister aus dem Landkreis. Viele von ihnen sagen, dass sie noch nicht dazugekommen seien, die App herunterzuladen, weil zu viel zu tun war. So auch Cornelia Thümmel aus Mittelneufnach: „Ich werde es aber heute Abend tun“, sagt sie.
Auch der Meitinger Bürgermeister Michael Higl, der seit kurzem auch Stellvertreter des Landrats ist, hat es sich fest vorgenommen: „Meine Zeit im Corona-Krisenstab hat da mein Bewusstsein geschärft“, erklärt er.