Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Der bessere Fußball?
Beim Bundesliga-Finalturnier bricht die Bayern-Dominanz
Kinder wachsen heutzutage mit einer Gewissheit auf: Deutscher Meister wird immer Bayern München. Das ist nun mal so. Junge Basketballfans haben es ähnlich schwer: In den vergangenen zehn Jahren hieß der Meister entweder Bamberg oder, klar, Bayern. Jetzt hat sich der Basketball aber eine Finte erlaubt, um den Horizont all der armen Kinder schlagartig zu erweitern: Beim Bundesliga-Finalturnier in München ist der FC Bayern rausgeflogen. Selbst Bamberg ist nicht mehr dabei. Der Basketball hat, was dem Fußball verwehrt bleibt: Spannung.
Im Voraus hatten sich die Verantwortlichen der Bundesliga ein paar
Kniffe einfallen lassen, um auch die vermeintlich kleinen Teilnehmerteams dafür zu entschädigen, dass sie ihre Spieler, Trainer und Betreuer mehrere Wochen lang in einem Münchner Hotel in die Isolation schicken mussten. So gab es tatsächlich ein Spiel um Platz neun – wohlgemerkt bei zehn Klubs – und selbst ein magerer
Sieg aus vier Gruppenspielen reichte Göttingen und Frankfurt, um ins Viertelfinale einzuziehen. Nicht in die Play-offs zu kommen war fast schwieriger, als um den Titel mitzuspielen. Solche K.-o.-Situationen provozieren Überraschungen. Ein netter Zug der Liga-Bosse.
Genauso nett war es, die Tabelle der regulären Hauptrunde zu ignorieren und Ratiopharm Ulm mitspielen zu lassen, das als Tabellenzehnter eigentlich keine Chance auf die Play-offs gehabt hätte. Jetzt stehen die Ulmer zusammen mit drei anderen nicht-bayerischen Teams im Halbfinale und haben im ersten Spiel den favorisierten Ludwigsburgern ein 71:71-Unentschieden abgerungen (mehr dazu im Sport). Manche Kinder dürften die Welt
nicht mehr verstehen.