Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Lufthansa vor der Woche der Entscheidu­ng

Der Bund will die Airline mit neun Milliarden Euro retten. Aber es gibt Schwierigk­eiten

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Frankfurt am Main Für die Lufthansa geht es diese Woche um alles – Insolvenz in Eigenverwa­ltung nicht ausgeschlo­ssen. Dass die von der Pandemie schwer gezeichnet­e Airline nach dem Verfall der Aktie von diesem Montag an nicht mehr im Dax, der ersten deutschen Börsenliga, gehandelt wird, ist da noch ihre geringste Sorge. Um den Konzern mit seinen 138000 Beschäftig­ten zu retten, hat der Bund ein neun Milliarden Euro schweres Rettungspa­ket beschlosse­n. Dem müssen die Aktionäre auf einer außerorden­tlichen Hauptversa­mmlung an diesem Donnerstag noch zustimmen. Aber der Großaktion­är Heinz Hermann Thiele könnte sich querstelle­n.

Zumal nur wenige Anteilseig­ner ihr Stimmrecht wahrnehmen wollen: „Seit heute Nacht wissen wir, dass unsere Aktionäre weniger als 38 Prozent des Kapitals für diese Hauptversa­mmlung angemeldet haben“, hieß es in einem Brief von Lufthansa-Chef Carsten Spohr an die Mitarbeite­r vom Sonntag. Die Frist zur Registrier­ung ist abgelaufen. „Damit steht fest, dass bei der Abstimmung eine Zweidritte­lmehrheit erreicht werden muss, die nach jüngsten Äußerungen von wichtigen Aktionären insbesonde­re zu den Konditione­n der Kapitalerh­öhung nicht sicher erscheint“, so Spohr. „Für den Fall, dass die Hauptversa­mmlung keine Zustimmung für die Stabilisie­rungsmaßna­hmen des Bundes erteilt, haben wir umfangreic­he Vorbereitu­ngen getroffen, unter anderem, um ein Grounding zu verhindern“, schrieb er weiter im Mitarbeite­rbrief. „Auch würden wir die verbleiben­de Zeit bis zur Anmeldung einer Insolvenz nutzen, um mit der Bundesregi­erung Optionen zu besprechen.“Die Lufthansa stehe „auch an diesem Wochenende und in den nächsten Tagen“im engen Austausch mit der Bundesregi­erung und den größten Aktionären.

Das schon beschlosse­ne Rettungspa­ket für Lufthansa sieht vor, dass der staatliche Wirtschaft­sstabilisi­erungsfond­s im Zuge einer Kapitalerh­öhung Aktien zeichnet, um eine Beteiligun­g von 20 Prozent am Grundkapit­al der Airline aufzubauen. Zudem sind stille Einlagen von bis zu 5,7 Milliarden sowie ein Kredit von bis zu 3 Milliarden Euro geplant. Im Gegenzug muss Lufthansa 24 Start-und-Lande-Rechte an ihren wichtigen Flughäfen in Frankfurt und München abgeben.

Die entscheide­nde Rolle bei der Hauptversa­mmlung liegt bei Großaktion­är Thiele, 79. Er hat seinen Lufthansa-Anteil auf mehr als 15 Prozent aufgestock­t. Die Airline fürchtet, dass er das Rettungspa­ket blockieren könnte und hatte vor einer Insolvenzl­ösung gewarnt. Thiele hat das Paket kritisiert, vor allem den geplanten Einstieg des Bundes.

„Ich bin der festen Überzeugun­g, dass der Staat nicht der beste Unternehme­r ist“, so der Unternehme­r in einem Interview. Sein Stimmverha­lten auf der Hauptversa­mmlung ließ Thiele offen. „Ich werde aber sicherlich hier nicht blockieren oder ausbremsen“, sagte der Unternehme­r, der Hauptaktio­när beim Bremsen-Spezialist­en Knorr-Bremse ist. Er hoffe vielmehr, dass noch zuvor etwas bewirkt werden könne. Gelegenhei­t dazu könnte es bei neuen Gesprächen mit dem Bund geben. Thiele wolle am Montagmorg­en mit Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) und Lufthansa-Chef Spohr zusammenko­mmen, berichtete die Bild am Sonntag. (dpa)

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Foto: dpa Für die Lufthansa steht diese Woche alles auf dem Spiel.

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