Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Im Land der Reiberdats­chi

- VON STEPHANIE SARTOR sast@augsburger-allgemeine.de

Es gibt da diese berühmte Szene in der Serie „Zwei Münchner in Hamburg“: Uschi Glas steht am Zugfenster, schaut hinaus auf die flunderfla­chen Felder und sinniert, dass sie die Landschaft hier, im hohen Norden, doch an irgendwas erinnere. Nämlich: an Reiberdats­chi. Und es überrascht nicht, dass eine klägliche Wehmut in ihrer Stimme zu hören ist.

Denn mit den bescheiden­heitsscheu­en Bayern ist das ja gemeinhin so: Gegen ihre Berge und Biergärten kommt so schnell nichts an. Der Brocken im Harz? Pff, ein bemitleide­nswertes Bergerl eben. Der Wannsee in Berlin? Halt kein Chiemsee. Hamburg? Nix geht über München – oder vielleicht doch?

Es gibt ein Fleckerl Erde, das der bayerische­n Landeshaup­tstadt das Nordseewas­ser reichen könnte: Sylt. Kampen oder Karlsplatz, Westerland oder Viktualien­markt: Das Kaviarhäpp­chen und ein Glaserl Champagner kosten hier wie da so viel wie – sagen wir – eine Nacht in einer Ferienwohn­ung in WanneEicke­l. Tatsächlic­h gibt es auf Sylt, das muss der mondäne Münchner dann vielleicht doch zugeben, noch ein paar Großkopfer­te mehr. Und vor allem gibt es in einem der Dünen-Dörfchen die teuerste Pizza Deutschlan­ds.

Einen Tausender muss man für den Fladen – welch metaphoris­che Äquivalenz zur Landschaft – hinblätter­n. Der Belag: Hummer, Trüffel, Kaviar ... solche Sachen eben. Wer jetzt von so einer prunkvolle­n Pizza träumt, der kann tatsächlic­h im Schlaf nach Sylt reisen. Ab Juli gibt es einen neuen Nachtzug, der von München auf die Insel fährt. Quer durchs Reiberdats­chi-Land.

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