Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Die Vergangenheit schützen
Restauratoren verhindern, dass Wände oder Gegenstände noch mehr kaputt gehen
Mit einer kleinen Kelle schiebt Sarah Link Lehm in einen feinen Riss in der Wand. Ihr Kollege Eric Kneisel steht auf einer Leiter und malt mit ruhiger Hand und einem feinen Pinsel winzige Striche in eine Wandmalerei. Die beiden haben sich einen besonderen Beruf ausgesucht: Sie sind Restauratoren. Gerade arbeiten sie in einem mehr als hundert Jahre alten Haus im Bundesland Hessen.
Restaurieren bedeutet, etwas wieder herzustellen. „Wir schützen etwas aus der Vergangenheit, um es zu zeigen und für kommende Generationen zu erhalten“, sagt Sarah Link. Ihr Beruf hat etwas mit Kunst zu tun, mit Handwerk, aber auch mit Wissenschaft. Da Restauratoren viel über Kultur und Materialien wissen müssen, haben sie oft bestimmte Fachgebiete. Einige restaurieren Gebäude, andere Möbel. Wieder andere Statuen oder Malereien, aber auch Bücher und technische Geräte werden restauriert. Sarah Link kennt sich besonders gut mit Dingen aus Stein aus. Eric Kneisel ist Fachmann für Wandmalerei. Eine wichtige Aufgabe der Restauratoren ist das Konservieren, also etwas erhalten. Es geht darum, nur das zu erhalten, was es noch gibt. Es werden also in der Regel keine Lücken einfach so nachgemalt oder geschlossen. Die Experten wollen aber mit bestimmten Techniken verhindern, dass etwas noch mehr kaputt geht. „Es ist wie ein Einfrieren von dem Zustand, den wir in dem Moment vorfinden“, erklärt Sarah Link.
Manchmal sammelt sich zum Beispiel Wasser in Löchern in der Wand. Wenn das Objekt darunter leidet, werden diese geschlossen, um den Verfall aufzuhalten. Manchmal wird auch einfach ein Dach als Wetterschutz darüber gebaut. Oder Experten überziehen eine Malerei mit einem unsichtbaren Schutzfilm.
Und noch ein Begriff ist wichtig: die Rekonstruktion. Dabei wird etwas nach altem Vorbild wieder aufgebaut, obwohl es gar nicht mehr vorhanden ist. Restaurierung und Rekonstruktion unterscheiden sich also voneinander. Eric Kneisel malt das Bild an der Wand nicht einfach nur nach. Er füllt die Lücken mit Punkten und Strichen auf. So kann man auch später noch erkennen, was zum alten Bild gehört und was dann später dazukam.