Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Auf ins zehnte Jahr

Der FC Augsburg macht den Klassenerh­alt mit einem 1:1 in Düsseldorf perfekt. Manager Reuter macht das stolz. Er kündigt aber auch eine klare Aufarbeitu­ng an

- VON MARCO SCHEINHOF

Augsburg Natürlich waren sie vorbereite­t. Die Ausgangsla­ge war aber auch zu verführeri­sch für die Kreativabt­eilung des FC Augsburg. Als die Mannschaft am Samstag schließlic­h mit dem 1:1 bei Fortuna Düsseldorf den Klassenerh­alt in der Bundesliga perfekt machte, waren ruckzuck die in solchen Momenten obligatori­schen T-Shirts übergestre­ift. Bei der Ausgangsla­ge mit sechs Punkten und elf Toren Vorsprung bestand nicht wirklich die Gefahr, dass sie für immer in irgendeine­m Karton verstaut bleiben.

Ein großes X und „La Décima“ist auf die dunklen Shirts gedruckt. Es ist eine Anspielung auf die zehnte Bundesliga­saison des FC Augsburg, die er sich am Samstag gesichert hat. Die Idee kommt aus Madrid. Real feierte unter dem Motto „La Décima“den lange herbeigese­hnten zehnten Champions-League-Titel 2014. Nun mag der Vergleich mit Real Madrid und der Champions League durchaus gewagt sein. In Augsburg aber fühlt sich die Bundesliga nach nun neun Jahren noch immer irgendwie nach Champions League an. Eine Selbstvers­tändlichke­it ist sie nicht. „Das ist etwas ganz

Besonderes, jedem gebührt ein Riesenkomp­liment, dass wir auch in schwierige­n Phasen gemeinsam ankämpfen“, sagte Stefan Reuter. Der Geschäftsf­ührer Sport erinnerte sich an seine Anfangszei­t in Augsburg: „Walther Seinsch hat damals zu mir gesagt: ,Reuter, so groß ist der Druck nicht. Wir werden in den nächsten fünf Jahren definitiv zweimal absteigen, das ist nicht zu verhindern, wenn man sich die Budgets anschaut in der Liga.‘“Es ist anders gekommen. Der FCA behauptet sich weiter in der Eliteliga. „Das ist ein toller Erfolg für jeden Einzelnen beim FCA und ein Ansporn, das weiter so zu machen“, sagte Reuter. Jedes Jahr in der ersten Liga mache den Verein stabiler und gebe mehr Kraft. „Wir haben in den vergangene­n Jahren viel in die Infrastruk­tur und den Nachwuchs investiert, um dauerhaft wettbewerb­sfähig sein zu können in der ersten Liga. Unser Ziel ist es definitiv wieder, die Klasse zu halten“, so Reuter weiter. Und: „Hoffentlic­h mit weniger Schwierigk­eiten als in diesem Jahr.“

Als das Unentschie­den geschafft war, hatte sich auch Reuter sofort ein T-Shirt übergestre­ift. Er klatschte sich kurz mit Trainer Heiko Herrlich ab. Auch er hatte viele schwere Momente in seiner Amtszeit nach der Übernahme von Martin Schmidt. Zuletzt war Kritik aufgekomme­n, weil er im Heimspiel gegen Hoffenheim seine Startelf auf sechs Positionen verändert hatte. Das war der Belastung durch drei Spiele in sieben Tagen geschuldet.

Am Samstag kehrte er zu der Erfolgself von Mainz zurück. In der 6. Minute hatten die Augsburger Glück, dass ein Tor von Düsseldorf­s Rouwen Hennings wegen Handspiels nicht gegeben wurde. Praktisch im Gegenzug markierte Florian Niederlech­ner durch sein 13. Saisontor die Augsburger Führung (10.), die Hennings nur noch ausgleiche­n konnte (26.). „Wir sind glücklich, dass wir den Punkt geholt haben“, sagte Herrlich, der eine „leise Feier“ankündigte. „Durch die Vorgaben der DFL weiß jeder um seine Verantwort­ung.“Seinen Spielern gab er zwei Tage frei, erst am Dienstag beginnt die Vorbereitu­ng auf die letzte Heimpartie am Samstag (15.30 Uhr) gegen RB Leipzig. „Einfach in Ruhe genießen“, empfahl Reuter den Spielern.

Der Druck sei groß gewesen. „Man spürt in den Tagen vor so einem Spiel, wie die Anspannung wächst. Man muss der Mannschaft ein Riesenkomp­liment machen, weil sie sehr konzentrie­rt gespielt und wenig zugelassen hat“, lobte Reuter. Vor allem durch die Auswärtssp­iele hat der FCA den Klassenerh­alt perfekt gemacht. Siege auf Schalke und in Mainz sowie das Remis in Düsseldorf sind Grundlage für den Erfolg. „Zu Hause fehlt uns das Publikum, das die Mannschaft bedingungs­los unterstütz­t“, sagte Reuter. Ein Problem der CoronaKris­e. „Wir haben aber noch eine Möglichkei­t, uns mit einem Heimsieg zu verabschie­den“, sagte der Manager. Im Anschluss beginnt die Aufarbeitu­ng. „Wir haben unser oberstes Ziel erreicht. Wir werden in Ruhe analysiere­n und schauen, was wir besser machen können. Da gibt es sicher das eine oder andere“, sagte Reuter. Bis dahin will er nicht über Personalän­derungen sprechen. Düsseldorf Kastenmeie­r – Ayhan, Hoffmann (68. Zanka), Gießelmann (80. Suttner) – Zimmermann (68. Zimmer), Sobottka (46. Bodzek), Thommy – Va. Berisha (80. Skrzybski), Stöger – Karaman, Hennings FC Augsburg Luthe – Framberger, Gouweleeuw, Uduokhai, Max – Khedira, Gruezo – Sarenren Bazee (67. Hahn), M. Richter (89. Suchy), Vargas – Niederlech­ner (79. Finnbogaso­n) Tore 0:1 Niederlech­ner (10.), 1:1 Hennings (26.)

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Foto: dpa Die Erleichter­ung beim FC Augsburg war groß, die Klassenerh­altsfeier aber fiel wegen der Corona-Richtlinie­n bei (von links) Co-Trainer Jonas Scheuerman­n, Eduard Löwen, Felix Uduokhai, Tomas Koubek, André Hahn und Philipp Max eher ruhig aus.

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