Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Eine Hymne für Augsburg

Das Mitsing-Projekt des Staatsthea­ters

- VON RICHARD MAYR

An der Wand hängt ein Fan-Schal – Grün-Weiß in den Farben des Staatsthea­ters Augsburg. „You’ll Never Walk Alone“heißt es da, die Hymne des FC Liverpool, von der niemand so recht weiß, wie so ein komplexer Song es je ins Stadion schaffen konnte. Für das „Roxy“-Musical ist dieser FanSchal entstanden, jetzt erfährt er im Chorproben­saal des Staatsthea­ters Zweitverwe­ndung als Kulisse. Dieses Mal aber will das Theater nicht zum Zuschauen und Zuhören, sondern zum Mitmachen verführen.

Operndirek­tor Daniel Herzog hat die Technik dazu eingericht­et. Eine Generalpro­be ist angekündig­t, wird aber nicht stattfinde­n. Das gibt die Videokonfe­renztechni­k dann doch nicht her. „Das haben wir vergangene Woche mit dem Opernchor versucht, es funktionie­rt nicht“, sagt er. Die einzelnen Stimmen kommen mit großer Verzögerun­g beim anderen an. Also keine Generalpro­be für „Augsburg singt“, das Mitsing-Projekt des Staatsthea­ters, sondern eine Anleitung für alle Mitsänger. Am Klavier sitzt Volker Hiemeyer, der Studienlei­ter des Staatsthea­ters. Daneben Ipke Cornils, eigentlich Schauspiel-Regieassis­tent.

Immer mehr Menschen schalten sich gerade zu. Auf die Ankündigun­g des Staatsthea­ters folgten 132 Anmeldunge­n, gerade haben sich über 30 im Internet für die Probe eingewählt. Herzog wartet noch ein bisschen, aber mehr als 40 werden es nicht. „Fangen wir an.“

Das Staatsthea­ter möchte in Corona-Zeiten mit einem Gemeinscha­ftsvideo

ein Zeichen setzen und hat sich dafür die Liverpool-Hymne ausgesucht. Die Band Abyss, die letztes Jahr „Jesus Christ Superstar“zum Rocken gebracht hat, die Mezzosopra­nistin Kate Allen und der Musicalsta­r Chris Murray sind in Vorlage gegangen und haben den Song schon mal eingespiel­t. Die Mitsing-Aktion besteht nun darin, dass sich möglichst viele mit ihrer Stimme am Chor beteiligen. Wobei jeder Teilnehmer sich zu Hause selbst mit dem Smartphone aufnehmen soll, und zwar so, dass der Song nicht im Hintergrun­d zu hören ist. „Setzen Sie einen Kopfhörer auf und spielen Sie das Hörbeispie­l, das wir ihnen zur Verfügung gestellt haben, auf einem anderen Gerät ab“, erklärt Herzog. „Und nehmen Sie sich im Querformat auf!“

Es gibt Nachfragen jetzt – ab wann soll die Aufnahme zu Hause starten? „Von Anfang an, wenn der Song beginnt“, sagt Herzog. Später, wenn diese virtuelle Probe vorbei ist, fügt Herzog noch hinzu: „Es muss einfach immer geprobt werden, ob bei Profis oder mit Amateuren, es geht nicht ohne.“

Allerdings ist der Song für Anfänger dann doch ziemlich schwer. Aber Herzog wischt alle Bedenken zur Seite. „Sie sollen Spaß am Singen haben, darauf kommt es an. Einfach singen, dann passt das schon.“Dann ist die Konferenz vorbei. Jetzt wartet das Staatsthea­ter Augsburg darauf, das Material zugesandt zu bekommen. Wer schnell ist, kann immer noch mitmachen (Infos auf der Staatsthea­ter-Homepage), Anfang Juli soll das fertige Video erscheinen.

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Foto: Mayr Am Computer im Chorproben­raum laufen die Stimmen zusammen.

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