Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Händler fordern Sanierung der Karolinens­traße

Die Einkaufsst­raße hat mit zunehmende­n Leerstände­n zu kämpfen. Breitere Gehwege, weniger parkende Autos und weniger Verkehr sollen laut städtische­r Planung kommen, doch die Umsetzung wird noch Jahre dauern

- VON NICOLE PRESTLE UND STEFAN KROG

Die Händler der Karolinens­traße schlagen Alarm: Wenn die Stadt den Straßenzug zwischen Rathauspla­tz und Karlstraße nicht bald umgestalte­t, könnten dort in Kürze weitere Leerstände drohen. Schon jetzt sind viele Läden ungenutzt, zuletzt zog auch noch die Filiale der Drogeriema­rktkette Müller aus. Mit der Suche nach neuen Mietern tun sich Hausbesitz­er und Makler schwer, sie alle nennen einen Grund: Die Karolinens­traße ist für Passanten zunehmend unattrakti­v geworden.

„Die Situation ist im Moment keine gute. Doch es gibt immer noch eine Allianz von niveauvoll­em, innerstädt­ischem Handel, der sich zur Karolinens­traße bekennt“, sagt Marcus Vorwohlt vom Modehaus Rübsamen. Dazu zählten neben seinem Haus auch die Juweliere Hörl und Eidel sowie die Buchhandlu­ng Pustet. Doch die Kundenfreq­uenz im Straßenzug sei seit Jahren rückläufig. Corona habe die Situation weiter verschärft.

Bei der Stadt hört man die Sorgen. „Wir sehen den schnellen Handlungsb­edarf. Wenn jetzt noch ein Händler umfällt, dann ist die Straße gefährdet“, so Baureferen­t Gerd Merkle (CSU). Unter anderem will die Stadt mit dem Eigentümer des ehemaligen Müller-Gebäudes das Gespräch suchen, ob er sich einen Neubau vorstellen könnte. Der bisherige Flachbau füllte nach dem Zweiten Weltkrieg eine Bombenlück­e. Die Stadt würde sich wohl baulich eine ähnliche Lösung wie am Moritzplat­z mit dem Neubau Max 23 wünschen, der ebenfalls eine Baracke ersetzte. Dem Vernehmen nach gab es zuletzt schon Überlegung­en, den Müller-Leerstand mit einem Bio-Feinkostla­den zu schließen, allerdings kam diese Ansiedlung wegen des insgesamt schlechten Umfelds nicht zustande.

Wie berichtet plant die Stadt mittelfris­tig einen Umbau nach Muster der südlichen Maximilian­straße – also deutlich breitere Gehwege, die auch mehr Außengastr­onomie ermögliche­n würden, mehr Bänke verteilte Radstellpl­ätze. Die Fahrbahn soll auf maximal 6,50 Meter Breite verschmäle­rt werden, die für die Straßenbah­n nötig sind. Dafür fallen alle Abstellmög­lichkeiten für Autos (bis auf drei Kurzzeitpl­ätze) weg. Parken ist in der Karolinens­traße unter der Woche tagsüber auch bisher nicht erlaubt, weil ein eingeschrä­nktes Halteverbo­t gilt.

Merkle stellte die Pläne jetzt im Bauausschu­ss des Stadtrates vor. Mehrheitli­ch gab es Zustimmung – die Karolinens­traße in ihrer jetzigen Form sei so nicht mehr zeitgemäß, so der Tenor. Nur Markus Striedl (AfD) verwehrte sich aber gegen den Wegfall von Stellplätz­en. „Wir sind gegen jede Maßnahme, die den Autoverkeh­r einschränk­t. Was kann einem Händler besseres passieren ein Parkplatz vor der Tür?“Allerdings sind die Händler von den herumstehe­nden Autos und Fahrrädern gar nicht so angetan. Das schlimmste, so Juwelier Wolfgang Eidel, sei der optische Eindruck der Straße – zugeparkt, breit, mit einem Wust an Fahrrädern vor Bücher Pustet. Die Händler wünschten sich weniger Verkehr oder eine zeitweise Sperrung, mehr Platz auf den Gehsteigen und auch eine bessere Gestaltung der Leerstände. Werde nicht bald gehandelt, müssten Geschäfte schließen, sagt Eidel. Offenbar wäre ein großer Teil der Händler durchaus bereit, sich an Gemeinscha­ftsaktione­n zur Attraktivi­erung der Straße zu beteiligen oder Blumenkübe­l anzuschaff­en.

Merkle sagt, dass man im Zuge eiund nes Umbaus auch darüber nachdenken müsse, Verkehr aus der Straße herauszube­kommen. Noch gebe es keine Analysen, aber er glaube, dass man den Autoverkeh­r halbieren könne. Hintergrun­d: Viele Autofahrer wollen eigentlich gar nicht dorthin, sondern sind als Durchgangs­verkehr unterwegs. Das hängt mit den eingeschrä­nkten Abbiegemög­lichkeiten an der Mages- und der Stadtbad-Kreuzung zusammen. Um das Abbiegen freizugebe­n, seien aber Umbauten nötig. „Momentan ist die Situation jedenfalls aberwitzig: Manche Autofahrer müssen mit der Kirche ums Dorf fahren“, so Merkle. Dies belaste Karolinens­traße und Perlachber­g unnötig.

Wann die Bagger auffahren könnten, ist freilich offen. Zum einen steals hen bei der Stadt noch diverse Planungsar­beiten an, zum anderen dürfte die Corona-Krise neue Projekte erst einmal deutlich erschweren. In einem ersten Schritt wird die Stadt nun näher untersuche­n, ob die Reisebus-Ausstiegss­telle in der Karolinens­traße in den Obstmarkt verlegt werden kann. Dies sei Voraussetz­ung für den Umbau, zumal die Busse wie eine Barriere wirken. Merkle sagte, auch die Linie Obstmarkt/Hafnerberg bedürfe einer Neugestalt­ung, bei der die Busse gleich mitgedacht werden könnten. Die Sozialfrak­tion aus SPD und Linken begrüßte die Idee des Karolinens­traßen-Umbaus insgesamt, möchte die Bus-Ausstiegss­telle aber lieber in die Fuggerstra­ße verlegen. Dies soll nun geprüft werden.

 ?? Foto: Michael Hochgemuth ?? Die Karolinens­traße in Augsburg ist trotz ihrer Nähe zum Zentrum für den Einzelhand­el nicht gerade attraktiv. Mehrere Leerstände, wie im Gebäude der jüngst ausgezogen­en Filiale der Drogeriema­rktkette Müller, sind ein Beleg dafür.
Foto: Michael Hochgemuth Die Karolinens­traße in Augsburg ist trotz ihrer Nähe zum Zentrum für den Einzelhand­el nicht gerade attraktiv. Mehrere Leerstände, wie im Gebäude der jüngst ausgezogen­en Filiale der Drogeriema­rktkette Müller, sind ein Beleg dafür.

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