Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Die Hoffnung ruht auf der Fledermaus
Zur Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners wird oft ein Insektizid benutzt. Das Umweltzentrum Schmuttertal versucht jetzt, den Schädling ganz natürlich zu beseitigen
Diedorf Bäume voller Gespinstnester, Warnschilder am Wegesrand: Seit einigen Jahren tritt der Eichenprozessionsspinner auch in der Region auf. Anna Röder vom Umweltzentrum Schmuttertal beschäftigt der Schädling daher schon lange. Sie setzt eine neue Hoffnung zur Bekämpfung auf die Fledermaus.
„Im vergangenen Jahr gab es eher eine geringe Verbreitung, aber heuer fürchten wir wieder ein größeres Problem, da das Frühjahr so trocken war“, sagt Röder. Die Insekten bevorzugten warmes und trockenes Klima. Daher fördere die Klimaerwärmung ihre Anzahl. Vor allem 2018 habe sich der Schädling gut verbreiten können, da es ein besonders warmes Jahr war, erzählt Röder.
„Das größte Problem ist, dass der Eichenprozessionsspinner eine Gesundheitsgefahr darstellt“, sagt Röder. Der Schädling entwickele sich im Raupenstadium in sechs Phasen. „Ab der dritten Phase, im Mai und Juni, bilden sich bei den Raupen sogenannte Brennhaare.“Beim Menschen können diese Härchen allergische Reaktionen wie Ausschläge, aber auch Hautentzündungen oder
Atemprobleme auslösen. Auch für Tiere seien die Brennhaare nicht ungefährlich, sagt Röder: „Wenn die Brennhaare am Boden verbleiben, können beispielsweise auch Hunde, die dort schnüffeln, Gesundheitsprobleme bekommen.“
Daher sei es so wichtig, den Eichenprozessionsspinner so weit wie möglich zu dezimieren, sagt Röder. Bislang gebe es dafür jedoch nur Lösungen wie das Absaugen der Raupen und Nester oder die Einnebelung der betroffenen Bäume mit einem chemischen Insektizid. Raupen, welche die Blätter fressen, verenden so. „Das Problem dabei ist aber, dass das nicht nur die Schädlinge trifft. Auch andere, nützliche Insekten werden dadurch getötet“, sagt Röder.
Für dieses Problem könnte es nun eine Lösung geben: „Es hat sich herausgestellt, dass eine Fledermausart, das Braune Langohr, den Eichenprozessionsspinner zum Fressen entdeckt hat“, sagt Anna Röder. Die Neuigkeit habe sich in ihrem Berufsfeld schnell herumgesprochen. „Auch der Augsburger Verein für Fledermausschutz hat uns bestätigt, dass Fledermäuse einen natürlichen Fressfeind für die Schädlinge darstellen könnten“, so Röder. Das
Umweltzentrum Schmuttertal habe sich deshalb überlegt, wie es die Lebensbedingungen für die Fledermäuse komfortabler machen könne. „Wir installieren in einigen Eichen im Schmuttertal Nistkästen, die für das Braune Langohr ein Sommerquartier werden sollen“, erzählt Röder. Die Hoffnung sei, dass so ein natürliches Gleichgewicht entstehe und die übermäßige Ausbreitung des Eichenprozessionsspinners eingedämmt werden könne.
Das Projekt, welches in Kooperation mit dem Landesbund für Vogelschutz laufe, habe eigentlich schon in den Osterferien als Ferienprogramm starten sollen. Aufgrund von Corona sei es bis jetzt verschoben worden. „Jetzt haben wir aber die Freigabe erhalten“, freut sich Röder. Nur drei Familien mit Kindern seien beteiligt, so können die notwendigen Sicherheitsabstände eingehalten werden.
Insgesamt werden zehn Nistkästen in verschiedenen Eichen angebracht. „Wir haben dabei Bäume ausgesucht, die einzeln, aber in
Waldnähe stehen, wie zum Beispiel eine Eiche an der Burgwalder Straße bei Diedorf“, sagt Röder. Auch sei darauf geachtet worden, dass die Bäume nicht mitten im Ort stehen. Nach der Installierung der Kästen bleibe nur zu hoffen, dass sie von den Fledermäusen gefunden werden. In etwa einem Jahr könne man dann feststellen, ob das Projekt Erfolge zeigt.
„Wir wissen natürlich noch nicht, ob das Braune Langohr den Eichenprozessionsspinner auch tatsächlich frisst“, sagt Röder. Ein weiteres Problem sei, dass noch nicht klar sei, ob die Fledermäuse die Raupen auch mit Brennhaaren ab dem dritten Entwicklungsstadium fressen. Daher stelle die Verschiebung des Projekts ein Problem dar: Wären die Kästen früher installiert worden, wäre es wahrscheinlicher gewesen, dass die Fledermäuse den Schädling fressen, so Röder. Die Arbeit ist jedoch in keinem Fall umsonst: „Wenn die Fledermäuse die Nistkästen als Sommerquartier für sich entdecken, dann hat sich bis zum nächsten Jahr vielleicht schon das ein oder andere Tier an den Lebensraum gewöhnt, und wir haben eine größere Chance, dass die Raupen gefressen werden“, sagt Röder.
Projektstart wurde wegen Corona verschoben