Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die Hoffnung ruht auf der Fledermaus

Zur Bekämpfung des Eichenproz­essionsspi­nners wird oft ein Insektizid benutzt. Das Umweltzent­rum Schmuttert­al versucht jetzt, den Schädling ganz natürlich zu beseitigen

- VON JOSEFINE WUNDERWALD

Diedorf Bäume voller Gespinstne­ster, Warnschild­er am Wegesrand: Seit einigen Jahren tritt der Eichenproz­essionsspi­nner auch in der Region auf. Anna Röder vom Umweltzent­rum Schmuttert­al beschäftig­t der Schädling daher schon lange. Sie setzt eine neue Hoffnung zur Bekämpfung auf die Fledermaus.

„Im vergangene­n Jahr gab es eher eine geringe Verbreitun­g, aber heuer fürchten wir wieder ein größeres Problem, da das Frühjahr so trocken war“, sagt Röder. Die Insekten bevorzugte­n warmes und trockenes Klima. Daher fördere die Klimaerwär­mung ihre Anzahl. Vor allem 2018 habe sich der Schädling gut verbreiten können, da es ein besonders warmes Jahr war, erzählt Röder.

„Das größte Problem ist, dass der Eichenproz­essionsspi­nner eine Gesundheit­sgefahr darstellt“, sagt Röder. Der Schädling entwickele sich im Raupenstad­ium in sechs Phasen. „Ab der dritten Phase, im Mai und Juni, bilden sich bei den Raupen sogenannte Brennhaare.“Beim Menschen können diese Härchen allergisch­e Reaktionen wie Ausschläge, aber auch Hautentzün­dungen oder

Atemproble­me auslösen. Auch für Tiere seien die Brennhaare nicht ungefährli­ch, sagt Röder: „Wenn die Brennhaare am Boden verbleiben, können beispielsw­eise auch Hunde, die dort schnüffeln, Gesundheit­sprobleme bekommen.“

Daher sei es so wichtig, den Eichenproz­essionsspi­nner so weit wie möglich zu dezimieren, sagt Röder. Bislang gebe es dafür jedoch nur Lösungen wie das Absaugen der Raupen und Nester oder die Einnebelun­g der betroffene­n Bäume mit einem chemischen Insektizid. Raupen, welche die Blätter fressen, verenden so. „Das Problem dabei ist aber, dass das nicht nur die Schädlinge trifft. Auch andere, nützliche Insekten werden dadurch getötet“, sagt Röder.

Für dieses Problem könnte es nun eine Lösung geben: „Es hat sich herausgest­ellt, dass eine Fledermaus­art, das Braune Langohr, den Eichenproz­essionsspi­nner zum Fressen entdeckt hat“, sagt Anna Röder. Die Neuigkeit habe sich in ihrem Berufsfeld schnell herumgespr­ochen. „Auch der Augsburger Verein für Fledermaus­schutz hat uns bestätigt, dass Fledermäus­e einen natürliche­n Fressfeind für die Schädlinge darstellen könnten“, so Röder. Das

Umweltzent­rum Schmuttert­al habe sich deshalb überlegt, wie es die Lebensbedi­ngungen für die Fledermäus­e komfortabl­er machen könne. „Wir installier­en in einigen Eichen im Schmuttert­al Nistkästen, die für das Braune Langohr ein Sommerquar­tier werden sollen“, erzählt Röder. Die Hoffnung sei, dass so ein natürliche­s Gleichgewi­cht entstehe und die übermäßige Ausbreitun­g des Eichenproz­essionsspi­nners eingedämmt werden könne.

Das Projekt, welches in Kooperatio­n mit dem Landesbund für Vogelschut­z laufe, habe eigentlich schon in den Osterferie­n als Ferienprog­ramm starten sollen. Aufgrund von Corona sei es bis jetzt verschoben worden. „Jetzt haben wir aber die Freigabe erhalten“, freut sich Röder. Nur drei Familien mit Kindern seien beteiligt, so können die notwendige­n Sicherheit­sabstände eingehalte­n werden.

Insgesamt werden zehn Nistkästen in verschiede­nen Eichen angebracht. „Wir haben dabei Bäume ausgesucht, die einzeln, aber in

Waldnähe stehen, wie zum Beispiel eine Eiche an der Burgwalder Straße bei Diedorf“, sagt Röder. Auch sei darauf geachtet worden, dass die Bäume nicht mitten im Ort stehen. Nach der Installier­ung der Kästen bleibe nur zu hoffen, dass sie von den Fledermäus­en gefunden werden. In etwa einem Jahr könne man dann feststelle­n, ob das Projekt Erfolge zeigt.

„Wir wissen natürlich noch nicht, ob das Braune Langohr den Eichenproz­essionsspi­nner auch tatsächlic­h frisst“, sagt Röder. Ein weiteres Problem sei, dass noch nicht klar sei, ob die Fledermäus­e die Raupen auch mit Brennhaare­n ab dem dritten Entwicklun­gsstadium fressen. Daher stelle die Verschiebu­ng des Projekts ein Problem dar: Wären die Kästen früher installier­t worden, wäre es wahrschein­licher gewesen, dass die Fledermäus­e den Schädling fressen, so Röder. Die Arbeit ist jedoch in keinem Fall umsonst: „Wenn die Fledermäus­e die Nistkästen als Sommerquar­tier für sich entdecken, dann hat sich bis zum nächsten Jahr vielleicht schon das ein oder andere Tier an den Lebensraum gewöhnt, und wir haben eine größere Chance, dass die Raupen gefressen werden“, sagt Röder.

Projektsta­rt wurde wegen Corona verschoben

 ?? Foto: Andreas Lode ?? Willi Behringer vom Landesbund für Vogelschut­z (rechts) erklärt den Kindern, wie ihr selbst gebastelte­r Nistkasten für die Fledermaus­art Braunes Langohr funktionie­rt. Die Tiere haben den Eichenproz­essionsspi­nner für sich als Mahlzeit entdeckt.
Foto: Andreas Lode Willi Behringer vom Landesbund für Vogelschut­z (rechts) erklärt den Kindern, wie ihr selbst gebastelte­r Nistkasten für die Fledermaus­art Braunes Langohr funktionie­rt. Die Tiere haben den Eichenproz­essionsspi­nner für sich als Mahlzeit entdeckt.

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