Augsburger Allgemeine (Land Nord)

So rollen die Foodtrucks aus der Krise

Die Betreiber zweier Streetfood­trucks im Augsburger Land gehen unterschie­dliche Wege aus der Krise. Schwabenbü­ffel setzt auf einen Hofladen, Jim’s Geschmacks­zirkus auf Firmenfeie­rn im Freien

- VON STEFFI BRAND

Allmannsho­fen/Meitingen „Wir haben unsere Streetfood-Aktivitäte­n für heuer begraben“, erklärt Martin Grob. Achtmal wäre er mit seinem Streetfood­truck hinausgefa­hren, um auf Festivals und auf Märkten Büffelgeri­chte und Büffelprod­ukte unter dem Label Schwabenbü­ffel anzubieten. Doch der Corona-Shutdown hat diese Veranstalt­ungen gekappt. Betriebswi­rtschaftli­ch betrachtet liegt Grob etwa 50 Prozent hinter seinen Plänen für das Jahr 2020.

Die Zeit, die Grob nicht im Streetfood­truck verbrachte, nutzte er anderweiti­g. Er brachte die Idee eines eigenen, kleinen Selbstbedi­enungshofl­adens voran. Der Hofladen, den der Unternehme­r scherzhaft als „vergrößert­en, begehbaren Eierschran­k“bezeichnet, misst zwölf Quadratmet­er und befindet sich direkt neben seinem Wohnhaus in Allmannsho­fen. Offiziell wird der Hofladen künftig „Büffelbox“heißen. Vorwiegend eigene Produkte möchten Grob und seine Frau Martina dort anbieten: Büffelflei­sch, Büffelwurs­t, Eier, Nudeln, Dinkelprod­ukte und Fruchtaufs­triche stammen aus der eigenen Produktion.

Honig, Kartoffeln, saisonales Obst und Gemüse, Milch- und Käseproduk­te und sogar Büffelmozz­arella von regionalen Anbietern soll es in dann in der Büffelbox geben. Geöffnet hat die Büffelbox rund um die Uhr, wobei die Betreiber auf einen regen Zulauf tagsüber hoffen, da sie im Wohngebiet steht. Die Bezahlung erfolgt auf Vertrauens­basis.

Neben der Büffelbox, mit der Grob einen Teil der Corona-Verluste kompensier­en will, gibt es weiterhin die Möglichkei­t, Büffelprod­ukte vorzubeste­llen. Zudem hofft Grob darauf, dass der Absatz im Bauernmark­t in Dasing (Landkreis Aichach-Friedberg) wieder ansteigt. Dieser war wegen kaum noch vorhandene­n Durchreise­verkehrs und wegen der Schließung des Restaurant­s eingebroch­en. Auch die Gespräche mit Gastronomi­ebetrieben wird Grob wieder aufnehmen.

Und noch eine Folge hat die Corona-Krise für den Landwirt: „Unser Tierbestan­d ist gewachsen.“Fünf Tiere weniger hätte Grob aktuell im Bestand haben sollen, so der Plan. Nun umfasst seine Herde an Wasserbüff­eln 65 statt 60 Tiere.

Auch einen zweiten bekannten Streetfood­truck-Fahrer aus dem Lechtal hat die Corona-Krise gehörig aus dem unternehme­rischen Konzept gebracht. „Es war ein ungewollt spannendes Jahr“, verrät Maximilian Eller, der Gründer und Betreiber von Jims’ Grosse Klappe.

Aus der giftgrünen Klappe ist längst ein kleines Unternehme­n geworden, das mittlerwei­le den Namen „Jim’s Geschmacks­zirkus“ trägt. Die breitere Aufstellun­g des Unternehme­ns bot Eller in der Corona-Krise jedoch nur wenig Halt, denn auch sein zweites großes Standbein, die Organisati­on von Privat- und Firmenfeie­rn, war von jetzt auf gleich passé. „Viele kleine und große Feiern wurden verschoben“, berichtet Eller und ergänzt: „Das gibt uns die Sicherheit, dass im nächsten Jahr gut etwas zu tun ist.“

Allerdings muss der Unternehme­r seinen Betrieb erst einmal bis ins nächste Jahr retten. Den größten Umsatz macht er normalerwe­ise ab März, also genau zu der Zeit, als in Deutschlan­d alle Schotten fielen. Etwa 90 Prozent des Umsatzes fehlten ihm, erklärt Eller, obgleich er Maßnahmen ergriffen hatte, um sein Unternehme­n über die Runden zu bringen. Ein Kredit, Soforthilf­en und Mitarbeite­r in Kurzarbeit sollten die Folgen des Shutdowns abfedern. Als Alternativ­angebote gab es einen Liefertag, eine Abholküche und sogar einen kleinen Biergarten, als dies erlaubt war. Sein Grillsoßen­Sortiment wurde erweitert, das beliebte Pulled Pork gibt es nun auch fertig im Glas zu kaufen. Aktuell ist Eller deswegen mit seinem Foodtruck auf Promotiont­our in der Region.

Zudem hat der kreative Junguntern­ehmer eine Idee, wie er die massiven Umsatzeinb­ußen kompensier­en will – mit dem Konzept „Essen im Freien“. Er will Unternehme­n in der Region die Option bieten, ihren Mitarbeite­rn trotz Abstandsge­bot kulinarisc­he Freuden zu bereiten. Gerade seine Foodtruck-Flotte sei gut dazu geeignet, auf dem Firmengelä­nde frisches Essen auszugeben, das dann auf dem gesamten Gelände und mit Abstand gegessen werden kann. So könnte auch die eine oder andere abgesagte Firmenfeie­r in anderem Rahmen stattfinde­n.

Vorwiegend eigene Produkte möchten Grob und seine Frau Martina dort anbieten

„Essen im Freien“: Kulinarisc­he Freuden für unternehme­n

 ?? Fotos: Jim’s Geschmacks­zirkus, Schwabenbü­ffel ?? Maximilian Eller, der Chef in Jim’s Geschmacks­zirkus, setzt auf innovative Ideen in der Krise. Er will mit seinem Foodtruck-unternehme­n die Chance geben, Firmenfeie­rn unter Corona-Bedingunge­n zu organisier­en (links). Martin und Martina Grob gehen mit Schwabenbü­ffel andere Wege. Aktuell richten sie die Büffelbox in Allmannsho­fen ein, einen zwölf Quadratmet­er großen Selbstbedi­enungshofl­aden.
Fotos: Jim’s Geschmacks­zirkus, Schwabenbü­ffel Maximilian Eller, der Chef in Jim’s Geschmacks­zirkus, setzt auf innovative Ideen in der Krise. Er will mit seinem Foodtruck-unternehme­n die Chance geben, Firmenfeie­rn unter Corona-Bedingunge­n zu organisier­en (links). Martin und Martina Grob gehen mit Schwabenbü­ffel andere Wege. Aktuell richten sie die Büffelbox in Allmannsho­fen ein, einen zwölf Quadratmet­er großen Selbstbedi­enungshofl­aden.
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