Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Und noch mal drei Monate
Erst Corona-Krise, jetzt Sommerferien – die Schule beginnt erst wieder im September. Bis dahin gibt’s noch viel zu tun
Schulen und Kindergärten sind in Italien geschlossen. Das hat inzwischen nichts mehr mit der CoronaPandemie zu tun. In Italien endet das Schuljahr Anfang Juni. Die Kinder atmen auf, manche berufstätige Eltern fragen sich, wie sie die drei Monate bis zum Beginn des neuen Schuljahres überbrücken sollen. Die Großeltern, die „nonni“, spielen in Italien auch deshalb eine besondere Rolle.
Laut Bildungsministerin Lucia Azzolina war die Online-Beschulung in den Monaten des Lockdowns ein „Erfolg“. Viele Eltern und Kinder sehen das anders. Die meisten Schüler bekamen ihre Lehrer nur für wenige Stunden pro Woche
vor dem Computer zu Gesicht. Der Rest der Zeit sollte mit Hausaufgaben gefüllt werden. Und wer sollte deren Erledigung überwachen? Die Eltern. Francesca Fiore und Sarah Malnerich schreiben seit drei Jahren einen viel gelesenen Mütter-Blog, der nun noch einmal mehr Aufmerksamkeit bekommen hat. „Mammadimerda“, heißt er, was so viel wie „Scheißmutter“heißt. Das Forum will mit dem Mythos der perfekten Mutter brechen und einem allgemeinen Gefühl der Überforderung Raum geben, das weiter um sich greift. „Ich habe hart mit der Online-Beschulung meiner beiden Töchter gekämpft“, sagt die berufstätige Fiore. „Am Ende habe ich einfach zu allen Bitten meiner Mädchen ,ja‘ gesagt“, erzählt sie lachend. „Meine Überlebenstechnik.“
Nun gehen die Blicke Richtung September. Mehr als drei Milliarden Euro will die Regierung in die Schule investieren. Denn die Klassen müssen verkleinert werden und deshalb neue Lehrer oder Aushilfen eingestellt werden. Der Online-Unterricht soll die Ausnahme bleiben. Viele Familien vor allem im Süden haben kein Internet oder keine entsprechenden Geräte. Die jüngeren Schüler sollen aus Platzgründen teilweise in Parks, Theatern oder Gemeindesälen unterrichtet werden. Die älteren in den Klassen. Statt Mundschutz wird nun über Gesichtsschutz-Schirme und PlexiglasTrennwände zwischen den Bänken debattiert.