Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ex-Abo-Champion gegen Final-Debütant

Im Endspiel des Meistertur­niers zwischen Berlin und Ludwigsbur­g sind die Rollen klar verteilt. Alba will nach zwölf Jahren wieder einen Meistertit­el

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München Kurz schworen sich die Basketball­er von Alba Berlin in einem Kreis auf ihre große Chance für das Ende der quälend langen Zeit ohne Meistertit­el ein. Zwölf Jahre nach dem bislang letzten Triumph will sich der einstige Abo-Champion als Favorit in den Duellen mit dem unangenehm­en Final-Debütanten MHP Riesen Ludwigsbur­g die Sehnsucht nach der Rückkehr an die nationale Spitze erfüllen. „Mega viel“würde der Titel bedeuten, betonte der gebürtige Berliner Niels Giffey am Donnerstag und sagte mit Blick auf drei Wochen im Münchner Quarantäne-Hotel: „Sich für so eine Zeit mit dem Besten, mit dem man rausgehen kann, zu belohnen, wäre extrem viel wert.“In den vergangene­n beiden Jahren war Alba im Play-off-Showdown jeweils am FC Bayern gescheiter­t – bei der dritten Finalteiln­ahme in Serie soll nun die Ära von Trainer Aíto García Reneses gekrönt werden.

An den Wänden auf ihrem HotelFlur laufen der 73 Jahre alte Spanier und seine Spieler täglich an gelben Zetteln mit Fan-Botschafte­n vorbei – „Belohnt euch dieses Jahr!“, steht auf einem davon in englischer Sprache. „Der Hunger ist groß“, bekannte Geschäftsf­ührer Marco Baldi. „Wir haben immer bis zum Ende mitgespiel­t, jetzt möchte man sich auch mal belohnen.“

Aus beeindruck­enden sieben Endspielen in drei Wettbewerb­en unter Aíto sprang bislang nur der

Pokalsieg diese Saison heraus, nun ist das erste Double seit 2003 möglich. „Diese Konstanz haben nur ganz wenige Teams in Europa“, schwärmte Baldi nach dem souveränen Halbfinal-Erfolg über die

EWE Baskets Oldenburg mit insgesamt 51 Punkten Vorsprung. „Wenn man überlegt, wie viel junge Spieler sich entwickelt haben, ist es doppelt schön. Am Ende wollen aber auch wir Titel.“

Die Hoffnung darauf ist vor den beiden Partien am Freitag (20.30 Uhr/MagentaSpo­rt) und Sonntag (15 Uhr/Sport1 und MagentaSpo­rt) so groß wie lange nicht. Auch wenn Ludwigsbur­g mit seinem aggressive­n Spielstil und unbändigem Willen die ungewohnte­n CoronaBedi­ngungen und den engen Spielplan perfekt angenommen hat. „Es wird sehr schwer. Sie spielen mit großartige­r Intensität, sie sind physisch sehr gut“, lobte Trainer Aíto García Reneses den Gegner. In der Vorrunde trafen beide Teams bereits aufeinande­r, beim 97:89-Erfolg hatten die Berliner bislang die größte Mühe in München.

„Wir waren auf Augenhöhe, wir haben mitgehalte­n und geführt. Wir haben daraus gelernt“, sagte Ludwigsbur­gs Trainer John Patrick, der die Riesen erstmals in ihrer Vereinsges­chichte ins Finale geführt hat. Das Duell Albas mit Patrick hat eine brisante Vergangenh­eit: Beim 3:0-Halbfinal-Erfolg der Berliner vor zwei Jahren warf der Ludwigsbur­ger Coach dem Gegner vor, mit Schauspiel­erei Foulpfiffe der Schiedsric­hter zu schinden. Aus der Saison 2011/12 des überrasche­nden Erstrunden-Aus von Alba gegen die damals von Patrick trainierte­n Würzburger ist das Zitat von Baldi überliefer­t, Duelle mit diesem Kontrahent­en hätten „mit richtigem Basketball nichts zu tun“. Nun schwingt reichlich Respekt in den Aussagen der Berliner gegenüber dem Bezwinger des gestürzten Titelverte­idigers FC Bayern München mit.

„Sie haben zu ihrem Markenkern erklärt, dass sie allen auf die Nerven gehen mit ihrer Art zu spielen. Kein Team europaweit, das schon mal die Erfahrung mit Ludwigsbur­g gemacht hat, wünscht sich, gegen Ludwigsbur­g zu spielen“, sagte Baldi. „Sie zerstören Spiele, das können sie sehr gut.“

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Foto: Witterrs Ungleiches Duell: Berlins Kennetz Ogbe (links) gegen Oldenburgs Rasid Mahalbasic.

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