Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Macron droht ein Debakel

Der Präsident plant wohl einige Wechsel

- VON BIRGIT HOLZER

Paris Am Sonntagabe­nd könnten in Frankreich die Anhänger einer Partei jubeln, die seit ein paar Jahren wenig zu feiern hatten: die der Sozialiste­n. Auch die Grünen dürften bei der zweiten Runde der Kommunalwa­hlen ihren Erfolgskur­s fortsetzen, während die konservati­ven Republikan­er zumindest mit einigen Erfolgen rechnen. Heikler ist die Lage der Regierungs­partei La République en marche (LREM). Parteichef Stanislas Guerini gab vorab das Minimalzie­l aus, nur 10000 von insgesamt rund 536000 Sitzen in den Stadt- und Gemeinderä­ten zu gewinnen. Der Rassemblem­ent National konnte in der ersten Runde einige seiner Rathäuser halten, aber keine neuen dazugewinn­en.

Der Termin für die Wahl war aufgrund des Coronaviru­s von Ende März auf den 28. Juni verschoben worden. Reichte in einer großen Mehrheit der 36000 französisc­hen Kommunen der erste Wahlgang am 15. März für ein klares Ergebnis, so blieb der Ausgang in fast 5000 Städten und Gemeinden, darunter in den Metropolen, noch offen.

Um an einem Sieg zumindest beteiligt zu sein, verbündet sich LREM oft mit den Konservati­ven gegen Allianzen aus Grünen, Sozialiste­n und Linken. Das verfestigt Macrons Positionie­rung in der rechten Mitte, der 2017 noch mit dem Verspreche­n angetreten war, linkes und rechtes Lager zu vereinen. Zwar hält sich der Staatschef offiziell aus den Kommunalwa­hlen heraus, doch das vorhersehb­ar schlechte Abschneide­n seiner eigenen, 2016 gegründete­n Partei als Folge ihrer fehlenden regionalen Verankerun­g wird auf ihn zurückfall­en.

Macron selbst hat für die nächsten Tage eine Rede angekündig­t, in der er den Weg aus der durch das Coronaviru­s ausgelöste­n Krise aufzeichne­n will. Beobachter gehen zudem von einer Regierungs­umbildung aus. Sogar der beliebte Premiermin­ister Édouard Philippe könnte ausgewechs­elt werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany