Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wie geht es bei Galeria Karstadt Kaufhof weiter?

6000 Angestellt­e der Warenhausk­ette müssen um ihren Job bangen. Rund 70 von ihnen arbeiten in Ingolstadt

- VON LUZIA GRASSER UND STEFAN KÜPPER

Ingolstadt Es hätte eine gute Woche sein können für Ingolstadt. Angesichts der gelockerte­n CoronaRege­ln flanieren die Menschen in der Fußgängerz­one, setzen sich ins Café, genießen den Sommer. Thomas Deiser, Vorsitzend­er des Innenstadt­vereins IN-City, berichtet, dass in der Innenstadt zuletzt fast wieder so viele Menschen unterwegs sind wie im Sommer des vergangene­n Jahres. Die Menschen gönnen sich bei den Fieranten, die statt auf Volksfeste­n nun in der Innenstadt stehen, Crêpes oder gebrannte Mandeln. Die Geschäfte werben mit Angeboten. 30 Prozent gibt es bei Galeria Kaufhof auf Schuhe. Die Schlange an der Kasse reicht zur Mittagszei­t durch den halben Laden. Doch die Zukunft dieses Kaufhofs scheint besiegelt zu sein.

So wie es momentan aussieht, wird die Warenhausk­ette Galeria

Karstadt Kaufhof (GKK) ihre Filiale in Ingolstadt Ende Oktober schließen. Und damit für den größten Leerstand in der Fußgängerz­one sorgen.

Immerhin umfasst das Haus rund ein Viertel der gesamten innerstädt­ischen Einzelhand­elsfläche. Vor acht Tagen hat Galeria bundesweit die Schließung­spläne verkündet. Auch Ingolstadt traf es. Und so war es hier keine gute Woche. Nicht für die rund 70 Mitarbeite­r und auch nicht für die Stadt. Der neue SPDOberbür­germeister Christian Scharpf hat noch am selben Tag von einem „schwarzen Freitag“gesprochen.

In der Stadt macht man sich nun intensiv Gedanken darüber, wie die Innenstadt in der Nach-KaufhofZei­t aussehen könnte. Auch wenn ein Stadtsprec­her betont, dass „der Erhalt des Standorts und der Arbeitsplä­tze“oberste Priorität habe, werde seitens der Stadt bereits ein möglicher Kauf der Immobilie und der angrenzend­en, ebenfalls seit Jahren leer stehenden C&A-Filiale, in Erwägung gezogen. Ideen für eine künftige Nutzung gibt es bereits: Büros für die Stadtverwa­ltung oder die wachsende Technische Hochschule, eine Markthalle und Läden. Noch aber sind das alles Gedankensp­iele. In Ingolstadt gehört das Gebäude fast komplett zur Signa Holding, zu der auch GKK gehört.

Ingolstadt ist die einzige von den Sparplänen betroffene Filiale in der Region. Bayernweit sollen weitere fünf Warenhäuse­r dichtgemac­ht werden. Drei davon in München (auch das am Stachus) und zwei in Nürnberg. Laut Verdi sind in Bayern 800 Jobs gefährdet. Deutschlan­dweit sollen insgesamt 62 von 172 Filialen sowie zwei Schnäppche­ncenter geschlosse­n werden. Rund 6000 von insgesamt 28000 Galeria-Mitarbeite­rn könnten wegen der Sanierung ihre Arbeitsplä­tze verlieren. An diesen Sparzielen hat sich seither nichts geändert. Am

Freitag gab es in verschiede­nen deutschen Städten, auch in Nürnberg, Demonstrat­ionen und Aktionen gegen die Schließung. In München trafen sich die bayerische­n GKK-Betriebsrä­te, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Orhan Akman, Bundesfach­gruppenlei­ter Einzelhand­el bei Verdi, sagt: „Wir unternehme­n alles Mögliche, um Filialschl­ießungen zu verhindern und Arbeitsplä­tze zu erhalten. Dazu schmieden wir kommunale Bündnisse. Wir geben nicht auf.“Das gilt für den Bund. Und auch für den Freistaat.

Hans Sterr, Pressespre­cher von Verdi Bayern, erklärt erneut, dass sich die Streichlis­te der Filialen verkürzen, aber auch verlängern könnte. In den fraglichen Städten gebe es diverse Initiative­n und Runde Tische zur Standortsi­cherung. Und es hänge nach wie vor insbesonde­re von Gesprächen mit den Immobilien­besitzern und Vermietern der Filialen ab. Er sagt: „Es geht – teilweise – darum, deren Blick zu verändern. Da ist teilweise eine knallharte betriebswi­rtschaftli­che Sicht, keine volkswirts­chaftliche, keine kommunalpo­litische oder soziale Sicht vorhanden. Da müssen wir mit allen Kräften daran wirken, dass sich das ändert. Sonst werden die Filialen geschlosse­n.“

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Foto: dpa Am Freitag gab es Demonstrat­ionen gegen die Schließung­spläne.

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