Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Der Priester ist wütend
Worüber sich Landespolizeidekan Andreas Simbeck so ärgert
München Als Andreas Simbeck die Bilder von der Gewalt gegen Polizeibeamte in Stuttgart sah, da habe er gedacht: „Unmöglich, schrecklich! Warum nur?“Simbeck ist bayerischer Landespolizeidekan, seit 2004 koordiniert er die katholische Polizeiseelsorge im Freistaat. Und auch dort gibt es Gewalt gegen Polizisten. Aber warum nur?
Der katholische Priester, der 1962 in München geboren wurde, beantwortet sich die Frage gleich selbst: Sowohl die Achtung voreinander als auch die Hemmschwelle, Gewalt anzuwenden, sei gesunken. „Wir haben leider einen Werteverfall in unserer Gesellschaft zu beklagen“, sagt er. In vielen seiner Gespräche mit Polizisten sei Gewalt ein Thema. „Interessanterweise ist es mehr die verbale Gewalt, die thematisiert wird“, hat Simbeck beobachtet. Denn: „Beschimpft zu werden, verbalen Attacken ausgeliefert zu sein, Menschenverachtendes zu lesen oder zu hören, das tut oft mehr weh.“
Und so hat auch die umstrittene, satirisch gemeinte
Polizisten offensichtlich wehgetan. „Das ist eine ausgesprochene Unverschämtheit“, sagt Simbeck. Und dass ihm die Worte fehlten. Doch sie fehlen ihm nicht, sie sprudeln aus ihm heraus. Simbeck, der Polizeibeamten bei Konflikten zur Seite steht und ihnen bei dienstlichen oder privaten Problemen
hilft – er ist so verärgert wie sie. „Satire hin oder her, das gehört sich nicht“, meint er zur
„Hier wurde eindeutig eine Grenze überschritten. Und das hat auch nichts mit Pressefreiheit zu tun.“
In der Kolumne heißt es auch, dass „der Anteil an autoritären Persönlichkeiten und solchen mit Fascho-Mindset in dieser Berufsgruppe überdurchschnittlich hoch“sei. Noch so eine Passage, die Simbeck ärgert. Natürlich gebe es auch die schwarzen Schafe, sagt er. Aber die Polizei habe kein größeres Problem mit Faschisten oder Rassisten in den eigenen Reihen – „eindeutig nein!“Wenn sie bemerkt werden, werde dagegen vorgegangen. „Null Toleranz – das hat sich die Polizeiführung auf ihre Fahnen geschrieben, und wir weisen im berufsethischen Unterricht immer auch darauf hin.“