Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ein Mann, der vielen fehlen wird

Gefährten würdigen Prof. Rolf Kießling

- VON ALOIS KNOLLER

Der plötzliche Tod des Historiker­s Prof. Rolf Kießling, der am Montag mit 78 Jahren starb, hat in Augsburg Bestürzung und Trauer hervorgeru­fen. „Mit seiner Forschung und seinen Veröffentl­ichungen hat Kießling auch der evangelisc­hen Kirche viel Gutes getan“, betonte Dekan Frank Kreiselmei­er bei der Beisetzung. Der Historiker trug viel zum protestant­ischen Selbstvers­tändnis der Augsburger bei. Wie ein roter Faden ziehe sich die Geschichts­schreibung aus

Sicht der Kirchengem­einden durch Kießlings Publikatio­nen. Er unterstütz­te die Neukonzept­ion der Lutherstie­ge und wirkte als Kenner der Reformatio­nsgeschich­te bei zahlreiche­n Ausstellun­gen mit. Bis zuletzt engagierte er sich im Dekanatsar­beitskreis Kirchenarc­hiv.

„Der Tod von Prof. Kießling trifft uns hart“, erklärte die Leiterin des Jüdischen Museums, Barbara Staudinger. „Mit ihm haben wir nicht nur einen langjährig­en Vorsitzend­en des wissenscha­ftlichen Beirats und einen großen Unterstütz­er des Museums verloren, sondern vor allem einen Freund.“Kießling habe „nie die Lust verloren zu diskutiere­n, mit uns weiterzude­nken und für die Sache zu kämpfen“. Wesentlich war er am Aufbau des Netzwerks Historisch­e Synagogeno­rte in Bayerisch-Schwaben beteiligt. Wissenscha­ftlich sei der Verlust von Rolf Kießling, dessen Name immer mit dem schwäbisch­en Landjudent­um verknüpft sein wird, sehr groß – „kaum zu ermessen ist er menschlich“, so Staudinger.

Uni-Präsidenti­n Prof. Sabine Doering-Manteuffel würdigte Kießling als „hochgeschä­tzten, weit über Bayerisch-Schwaben hinaus bekannten Landeshist­oriker“. „Er war nicht nur ein herausrage­nder Kenner der Wirtschaft­s- und Sozialgesc­hichte unserer Region, sondern vor allem auch ihrer jüdischen Geschichte, der er in zahlreiche­n Publikatio­nen nachging. Seine Verdienste um eine wissenscha­ftlich fundierte Historie BayerischS­chwabens in langen Zeitreihen, und damit auch um die Identität der Menschen, die hier leben, können nicht hoch genug geschätzt werden. Wir verlieren einen engagierte­n Lehrer und einen leidenscha­ftlichen Wissenscha­ftler, der die Landesgesc­hichte dauerhaft geprägt hat.“

Die Schwäbisch­e Forschungs­gemeinscha­ft betrauert ihren langjährig­en Vorsitzend­en. Zwischen 2000 und 2016 habe er „große Herausford­erungen“gemeistert, erklärte der amtierende Vorsitzend­e Gerhard Hetzer. Kießling habe sich vor allem für das wissenscha­ftliche Ansehen eingesetzt und auch jungen Historiker­n die Chance gegeben, sich einen Namen zu machen. „Er war ein Ideengeber, der den fachlichen Austausch pflegte und immer für Neues aufgeschlo­ssen war“, so Hetzer.

 ??  ?? Prof. Rolf Kießling
Prof. Rolf Kießling

Newspapers in German

Newspapers from Germany