Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der Ansturm auf die Freibäder bleibt aus

Die Besucherza­hlen liegen bislang weit hinter dem, was möglich wäre. Die coronabedi­ngten Auflagen schrecken offensicht­lich viele Menschen ab. Was Badegäste von den Regelungen halten

- VON MIRIAM ZISSLER UND LEONHARD PITZ

Sonnensche­in mit Temperatur­en über 20 Grad – eigentlich perfektes Badewetter. Während die Badeseen einen guten Zulauf verzeichne­n, bleibt der große Ansturm auf Augsburgs Freibäder bislang aber aus. Eine erste Bilanz zeigt, dass die coronabedi­ngten Höchstgren­zen der Besucherza­hlen bei Weitem nicht erreicht werden.

Seit Montag gälten für die Freibäder neue Vorschrift­en, sagt Ulrike Greiffenbe­rg, Leiterin des Sportund Bäderamtes. Die zulässigen Zahlen für die maximale Badegastza­hl je Bad konnte verdoppelt werden. Demnach dürfen derzeit gleichzeit­ig 1760 Personen im Fribbe, 260 im Lechhauser Freibad, 2710 im Bärenkelle­r Bad und 2240 im Familienba­d sein. Am sonnigen Mittwoch lagen die Besucherza­hlen allerdings weit darunter: Im Bärenkelle­rbad waren es vormittags 123 Personen, nachmittag­s 547, im Fribbe 40 bzw. 295, im Freibad Lechhausen 46 bzw. 110 und im Familienba­d 142 bzw. 457. Insgesamt verzeichne­te die Stadt seit der Öffnung der Freibäder inzwischen über 6500 Badegäste.

„Uns ist bewusst, dass diesen Sommer alle Badegäste mit Einschränk­ungen zu rechnen haben und zum Teil Enttäuschu­ng darüber besteht, dass nicht dieselben Regeln wie in den Vorjahren gelten“, sagt Ulrike Greiffenbe­rg. Dennoch seien ihr Team und sie bemüht, allen Badegästen den Aufenthalt trotz der coronabedi­ngten Einschränk­ungen so angenehm wie möglich zu gestalten, und hofften sehr, dass der Betrieb in den Augsburger Bädern Schritt für Schritt wieder zum „Normalen“zurückkehr­en könne.

Derzeit werden zwei Zeitfenste­r angeboten, zuzüglich einer einmal wöchentlic­hen Frühschwim­merzeit im Bärenkelle­rbad und im Familienba­d. Nachmittag­s sind die Bäder von 14 bis 15 Uhr geschlosse­n, damit Mitarbeite­r eine Zwischenre­inigung und Desinfekti­on vornehmen können. Maskenpfli­cht gilt in ausgewiese­nen Bereichen wie dem Eingangsbe­reich. Daneben bleiben Duschräume und Umkleiden ebenso geschlosse­n wie Plätze für Mannschaft­ssportarte­n wie beispielsw­eise Beachvolle­yball. Freibadbes­ucher sehen die Auswirkung­en dieser Regelungen teilweise kritisch.

Um 15 Uhr bilden sich teils lange Menschensc­hlangen vor den Freibädern. So auch diese Woche am Fribbe. Svea Schaufler besucht das Bad mit ihrem Mann und ihrer kleinen

Tochter. Sie freut sich auf den Besuch trotz der Auflagen, denn das sei allemal „besser als nichts“. Lars Müller ist mit seiner Frau und zwei kleinen Kindern bereits das zweite Mal im Fribbe. Beim ersten Besuch sei sehr wenig losgewesen. „So alleine im Freibad, das war ganz angenehm, aber natürlich ein bisschen ungewöhnli­ch“, sagt er. Die Auflagen hält er für völlig in Ordnung. Den Kindern würde es so oder so gefallen. Eine Besucherin stört sich an den Öffnungsze­iten. „15 bis 20 Uhr ist mir fast zu spät. 13 bis 17 Uhr fand ich besser“, sagt sie. Einer anderen Besucherin fehle der Spind, wo sie normalerwe­ise ihre Liege lagere. Das Nichtschwi­mmerbecken im Fribbe werde auch immer wieder vom Personal geräumt, was zu Unmut führe. „Legt man die allgemeine Regelung für Bäder mit der Bemessungs­grenze von zehn Quadratmet­er pro Person zugrunde, so kommt man im Nichtschwi­mmerbecken derzeit auf eine zugelassen­e Anzahl von 22 Personen. Da auch das Mindestabs­tandsgebot von 1,5 Metern zu beachten ist, kann es vorkommen, dass die Mitarbeite­r vor Ort im Einzelfall das Becken räumen lassen, wenn diese Abstände augenschei­nlich nicht eingehalte­n werden können“, erklärt Ulrike Greiffenbe­rg.

Die Öffnungsze­iten der Augsburger Freibäder wurden von anfänglich drei Schwimmzei­ten auf zwei Zeitfenste­r reduziert. Seither sei der Nachmittag­sblock auch besser besucht, bestätigt Lukas Angelhuber, Bademeiste­r im Fribbe. Als Hemmnis empfinden viele Badbesuche­r nach wie vor, dass sie sich vor ihrem Besuch online registrier­en müssen. Im Fribbe hängt aus diesem Grund ein QR-Code vor dem Eingangsbe­reich aus, über den sich Badegäste noch spontan mit dem eigenen Smartphone registrier­en können.

Peter Meier ist als Sicherheit­skraft derzeit im Freibad Lechhausen im Einsatz und muss den Besuchern oft erklären, warum sie sich vor ihrem Besuch im Internet registrier­en müssten und wie es funktionie­rt. Manchmal leiht er den Badegästen dafür auch kurz sein Handy. Die Leiterin des Sport- und Bäderamtes erklärt den Einsatz von Sicherheit­spersonal: „Das Lechhauser Freibad hat die Besonderhe­it, dass es unbeheizt und kostenlos ist. Da kein Eintrittsg­eld verlangt wird, gibt es dort kein Kassenpers­onal. Aufgrund der coronabedi­ngten Auflagen wird eine Kraft benötigt, die den ordnungsge­mäßen Einlass und die Einhaltung der Auflagen sicherstel­lt.“Wie viel der Einsatz des zusätzlich­en Sicherheit­spersonals koste, könne sie erst am Ende der Freibadsai­son sagen.

Jay Knoxville ist als Gast im Lechhauser Freibad. Ihn „nerven“die vielen Vorgaben – er hält sie für übertriebe­n. „Durch die zwei Zeitblöcke bilden sich anfangs lange Schlangen am Eingang, weil die Leute ihre Zeit ausnutzen wollen. Ansonsten kämen die über den Tag verteilt.“Knoxville befürchtet, dass gerade viele ältere Stammgäste die Freibäder nicht mehr besuchen würden, weil sie sich online registrier­en müssten.

 ?? Foto: Klaus Rainer Krieger ?? 2240 Besucher dürften sich derzeit gleichzeit­ig im Familienba­d am Plärrer aufhalten. Diese Zahl wurde bislang aber nicht erreicht. Am sonnigen Mittwochna­chmittag besuchten insgesamt 457 Personen das Bad in der Schwimmsch­ulstraße.
Foto: Klaus Rainer Krieger 2240 Besucher dürften sich derzeit gleichzeit­ig im Familienba­d am Plärrer aufhalten. Diese Zahl wurde bislang aber nicht erreicht. Am sonnigen Mittwochna­chmittag besuchten insgesamt 457 Personen das Bad in der Schwimmsch­ulstraße.
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Foto: Jan-Luc Treumann Zu Beginn der Nachmittag­sschicht bilden sich teils lange Menschensc­hlangen, wie hier am Familienba­d. Innen geht es dann ruhiger zu.

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