Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Mein Kind nimmt keine Medikamente
Die Botschaft könnte eindeutiger nicht sein. Ihr Kind steht in der Ecke und hält sich mit beiden Händen den Mund zu: In diesen Rachen kommt keine Medizin! Husten- und Fiebersaft lassen sich ja noch untermogeln ... Was aber, wenn das Antibiotikum oder eine Tablette sein müssen und alle Erklärungen nichts helfen, ja den Schrecken irgendwie vergrößern?
Meine Tochter kriegt Medikamente nicht runter. Als sie wegen einer Ohrenentzündung einen Saft mit Antibiotikum nehmen sollte, hat sie ihn direkt wieder ausgespuckt. Immer wieder. Also haben wir Tabletten besorgt. Als die Schmerzen nicht besser wurden, gestand sie, dass sie die Pillen in der Hand versteckt und dann im Müll entsorgt hatte. Tja ... Weil nichts anderes half, habe ich mein Kind billigst erpresst – es dürfe nicht in den Urlaub mit und so – und mich dabei schändlich gefühlt. Aber das half erst mal. Mittlerweile hält sie sich die Nase zu, nimmt die Tablette oder den Saft und trinkt dann sofort ein riesiges
Glas stilles Wasser hinterher, bis sie den Geschmack im Mund wieder los ist.
Stundenlang haben wir auf das kranke Kind eingeredet. Dann hat meine Mutter dem liebsten Stofftier zuerst den Saft und gleich danach einen vollen Löffel Nutella gegeben. Das gibt es bei uns eigentlich nie. Von da an musste bei meiner Tochter immer ein voller Nutellalöffel bereit sein, wenn antibiotischer Saft notwendig war.
Mein Kind zählt zu den Totalverweigerern. Mit den klassischen Hausmitteln kommen wir meistens klar. Wärmflasche, Wadenwickel ... Als einmal wirklich ein Antibiotikum notwendig war, habe ich ihm eine Lunge aufgemalt, in der lauter grimmige Krieger mit Säbel saßen. Jedes Mal, wenn er den Saft genommen hatte, durfte er einen der Krieger wild ausradieren. Das hat geklappt.
Fiebersaft ist bei uns ein Selbstläufer. Wenn aber ein Antibiotikum notwendig war, hatten wir ein echtes Problem. Ich habe vieles versucht: Ich habe verdünnt, mit Saft gemischt, in tolle kleine Bierkrügchen eingefüllt ... Dann habe ich eine Stempelkarte erfunden. Eine Kästchenreihe für jeden Tag der Einnahmezeit mit Früh-, Mittags- und Abends-Kästchen – und dann dürfen die Kinder abstempeln und am Schluss, wenn alles ausgefüllt ist, gibt es eine kleine Belohnung. Das hat schließlich geholfen » Auch Sie haben eine Erziehungsfrage? Schreiben Sie an Familie@augsburgerallgemeine.de. Die Kolumne wird betreut von Doris Wegner und Stefanie Wirsching, beide Mütter, und Autorinnen des Buches „Supermütter“(www.augsburger-allgemeine.de/shop)