Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Sie hält dem Bischof den Rücken frei
Erstmals leitet eine Frau das Haus des Augsburger Oberhirten. Anna Schenck kehrt dafür nach einer bewegten Reise in ihre Heimatstadt zurück
Für den Glauben versetzt Anna Schenck schon mal Berge, konkret aufs Marienfeld bei Köln. Den stattlichen, zehn Meter hohen Hügel für Papst Benedikt XVI. zum Weltjugendtag 2005 aufzuschütten, war für die damals 28-Jährige als Referentin des Geschäftsführers noch eine der leichteren Übungen. Sie meisterte die Organisation des katholischen Mega-Events mit über einer Million Teilnehmern mit Bravour. Sie überwachte die Verträge und die Finanzen und hielt Kontakt zu den Behörden. Die Augsburgerin empfahl sich schon damals für höhere Aufgaben. 15 Jahre später kehrt Anna Schenck, inzwischen Ordensfrau der Congregatio Jesu (früher Maria-Ward-Schwester), in ihre Heimatstadt zurück und wird Amtsleiterin des Bischofs von Augsburg.
Damit setzt Bischof Bertram Meier einen neuen Akzent. „Mir ist wichtig, dem Bischofshaus in Zukunft mehr Gewicht und Profil zu geben. Die Amtsleiterin soll mich dabei wirkungsvoll unterstützen“, sagt Meier. Schwester Anna tritt ihren Dienst Mitte Juli an, denn an diesem Samstag legt sie zuerst in Bad Homburg ihre ewigen Gelübde in der Congregatio Jesu ab. Sie vollendet damit eine Entscheidung, die 2011 mit dem Eintritt in die Ordensgemeinschaft begonnen hat. „Am Anfang meines Weges stand durchaus die Hoffnung, durch das Leben mit den Gelübden auch in eine größere Freiheit in meinem Leben und in der Nachfolge Christi zu gelangen. Es erfüllt mich mit
Freude, dass ich das auch immer mehr so erfahren durfte.“
Dabei hat Anna Schenck sehr viel Erfahrung im profanen Bereich des Managements gemacht. Ihre erste Stelle nach dem Studium der Religionswissenschaft hatte sie als Unternehmensberaterin bei McKinsey. 2002 stieß sie dann zum Team der gemeinnützigen Weltjugendtag 2005 GmbH. Danach arbeitete sie im Raum Osnabrück im Krankenhausmanagement. 2013 ging sie zur Caritas in Niedersachsen. Dort war sie für knapp sechs Jahre Sprecherin für die Themenbereiche Altenhilfe und Pflege. Beim Abschied hob ihr Chef drei Eigenschaften
heraus: „Deine exzellente fachliche Expertise, dein außergewöhnlich hohes Engagement und deinen Einsatz aus der Grundhaltung des Glaubens. Du hast dich für die Würde der Menschen eingesetzt, du bist eine Freundin der Menschen“, würdigte Caritasdirektor Franz Loth die scheidende Ordensfrau.
Zuletzt war Schwester Anna sechs Monate im Auslandseinsatz des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes im Libanon. Ihre Zeit in Taanayel auf der Bekaa-Ebene fiel in eine unruhige Zeit wegen des Syrienkriegs und auch wegen heftiger innerer Proteste. Trotzdem sagt sie: „Die Lebendigkeit und Freude, die Hoffnung auf Frieden und Zukunft, die Mitmenschlichkeit aller Gewalt zum Trotz will ich ebenso wenig vergessen wie die Not und das Leiden so vieler Menschen.“