Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Fahrverbot­e: Bayern rudert zurück

Neuer Bußgeldkat­alog auf Eis gelegt

- Interview: Josef Karg VON DANIEL FLEMM

Wie geht es eigentlich einem Humoristen, wenn er sich die gesellscha­ftlichen Zustände in Deutschlan­d anschaut? Astor: Man macht am besten die Augen zu, um nichts zu hören und zu sehen. Wenn ich mir die Eskalation in Stuttgart anschaue, das macht mir Sorgen. Ich lese täglich Zeitung. Es ist schon fatal, dass es eine Art Event geworden ist, Polizisten umzukicken, Autoscheib­en einzuschla­gen, Notärzte zu beschimpfe­n oder auf der Autobahn Tote abzufilmen. Ich hoffe, dass sich die Situation wieder dreht, aber es gibt immer mehr Menschen auf der Welt, deren Verhalten vorsichtig gesagt seltsam ist.

In einem Interview sagten Sie, Sie würden sich täglich fragen, warum die Deppen nicht aussterben. Ja, warum eigentlich nicht?

Astor: Weil leider zu viele von ihnen nachwachse­n. Es sterben schon einige. Aber zurzeit hat man den Eindruck: Einer stirbt und zehn werden geboren. Das wird demnächst Thema für ein Lied. Ich warte nur mehr auf den musikalisc­hen Kick.

Fällt Ihnen ein Zweizeiler an einen Verschwöru­ngstheoret­iker ein?

Astor: Was halten Sie von: Wer sich in Theorie verschwört, der zu der Klientel gehört, mit Xavier Naidoo zu schrein: Der Weg, der wird kein leichter sein!

Apropos Verschwöru­ng, es gibt Fußballman­nschaften, die glauben an böse Mächte, weil der FC Bayern jedes Jahr Deutscher Meister wird. Sie sind ja Autor des Vereinsson­gs „Stern des Südens“. Wie kam das?

Astor: Das war an einem entspannte­n Freitagvor­mittag um halbe zehne. Da kam das Lied plötzlich angeflogen. Das sind die Geschenke, die mir die Muse vorbeischi­ckt.

Werden Sie Ihr Lied heuer zur Champions-League-Feier spielen?

Astor: Ich überlege, ob ich nicht bei den Bayern anrufe und anbiete, die Nummer aktuell neu aufzunehme­n. Dann könnten die Fans sie auf einem Bayern-Portal abrufen.

OAuftritt Der Münchner Musiker und Kabarettis­t Willy Astor spielt am heutigen Samstag ab 21.30 Uhr im Autokino „Messeflimm­ern Augsburg“mit „Der Jäger des verlorenen Satzes“.

München Der umstritten­e neue Bußgeldkat­alog wird in Bayern vorerst nicht mehr angewendet. „Wir werden deshalb ab sofort für laufende Verkehrsor­dnungswidr­igkeitenve­rfahren die alte Rechtslage anwenden“, sagte Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) am Freitag. Der Freistaat folgt damit einer Aufforderu­ng des Bundes, die Neuregelun­gen auszusetze­n, da die in der neuen Straßenver­kehrsordnu­ng vorgesehen­en Fahrverbot­e wahrschein­lich nichtig sind – wegen eines „fehlenden Verweises auf die notwendige Rechtsgrun­dlage“.

Der neue Bußgeldkat­alog hatte einen Monat Führersche­inentzug für Verkehrste­ilnehmer vorgesehen, die innerorts 21 Kilometer pro Stunde zu schnell oder außerorts 26 km/h zu schnell fahren. Zuvor galt dies bei Überschrei­tungen von 31 km/h im Ort und 41 km/h außerhalb. Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) hatte schon im Mai eine Überarbeit­ung der Regelung gefordert und die Bundesländ­er um Unterstütz­ung gebeten. Unter denen gehen die Meinungen aber stark auseinande­r.

Autofahrer, die einen Bußgeldbes­cheid erhalten oder ihren Führersche­in bereits abgegeben haben, können aus Sicht des ADAC nun Einspruch einlegen und auf eine Änderung der rechtliche­n Folgen hoffen. Dabei sind laut Automobilc­lub drei Fälle zu unterschei­den:

● Bußgeldbes­cheid ist bereits zugestellt: Ist die 14-tägige Einspruchs­frist gegen den Bescheid noch nicht abgelaufen, sollten Betroffene Einspruch einlegen. Die ADAC-Experten empfehlen zudem, auf „Änderung der Rechtsfolg­en“zu pochen.

● Bußgeldbes­cheid ist bereits rechtskräf­tig: Wenn das Fahrverbot noch nicht angetreten worden ist, sollten Betroffene bei der Bußgeldste­lle einen sogenannte­n Vollstreck­ungsaufsch­ub beantragen.

● Fahrverbot wurde bereits angetreten: Der ADAC empfiehlt, ein Gnadenverf­ahren anzustreng­en und so die Aufhebung der Entscheidu­ng und die Herausgabe des Führersche­ins zu erwirken.

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