Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Hoffentlic­h geht alles gut

Bei der Vertragsve­rlängerung von Theaterint­endant und Generalmus­ikdirektor gibt sich der Stiftungsr­at arg bedeckt. Es besteht durchaus noch Gesprächsb­edarf

- VON RÜDIGER HEINZE rh@augsburger-allgemeine.de

Unbestritt­en steht dieser Tage eine Entscheidu­ng über die Zukunft des Staatsthea­ters Augsburg und die Zukunft von dessen Intendant André Bücker und dessen Generalmus­ikdirektor Domonkos Héja an. Sollen ihre bis 2022 laufenden Verträge verlängert werden – oder nicht?

Zuständig in dieser Frage ist der sechsköpfi­ge Staatsthea­ter-Stiftungsr­at, dessen Vorsitz jetzt Augsburgs Oberbürger­meisterin Eva Weber inne hat. Aus München inoffiziel­l bestätigt tagt er am kommenden Montag, offiziell aber mag sich die Oberbürger­meisterin weder zu dem genauen Sitzungste­rmin noch zu dessen Tagesordnu­ngspunkten äußern.

Nicht nur das stimmt nachdenkli­ch. Denn in der Causa Vertragsve­rlängerung gibt man sich mit unterschie­dlichen Begründung­en von mehreren Seiten bedeckt bis verstockt. Obwohl doch der Bürger, zumal der Theater- und Konzertgän­ger, nicht nur ein Interesse, sondern womöglich auch das Recht besitzt, nicht alles, aber doch Näheres zur anstehende­n Entscheidu­ng zu erfahren – wie zum Beispiel notwendige Kriterien. Letztlich finanziere­n die Bürger das Staatsthea­ter, letztlich sind sie dessen (Dauer-)Bezieher. Aber einer Auseinande­rsetzung um Für und Wider der anstehende­n Vertragsve­rlängerung­en soll anscheinen­d ebenso wenig Nahrung gegeben werden wie jeglicher Beurteilun­g der Maßstäbe für die Entscheidu­ngsfindung – wenn noch nicht einmal Sitzungste­rmin und Tagesordnu­ng offiziell kommunizie­rt werden. Ein Grüppchen kocht da exklusiv.

Auch zum Folgenden möchte die Oberbürger­meisterin, die auf den Schutz der zu verhandeln­den Personen verweist, nichts sagen: Ob der sechsköpfi­ge Stiftungsr­at sich Empfehlung­en weiterer Gremien einholt für seine zu treffende Entscheidu­ng. Zu denken wäre beispielsw­eise an das derzeit umzubesetz­ende 14-köpfige Stiftungsk­uratorium, an die Augsburger Philharmon­iker, an den Personalra­t des

Theaters, an den alten städtische­n Kulturauss­chuss, der zwar nicht mehr für das Theater zuständig ist, in dem aber Menschen mit womöglich mehr spezieller Augsburger Theaterken­ntnis saßen, als diese vielleicht so mancher aus München, vom Freistaat angereiste Stiftungsr­at/Stiftungsk­urator aufzubring­en vermag.

Die Frage nach Berücksich­tigung von Empfehlung­en seitens wirklich Staatsthea­terkundige­r stellt sich aber umso dringliche­r, als ein Kopf nicht mehr im Stiftungsr­at sitzt, der das Theater und seine künstleris­chen Leistungen seit Jahren so intensiv wie wohl kein zweiter verfolgt hat und viel Hintergrun­d sowie wissenswer­te Interna hätte einbringen können: der gewesene Kulturrefe­rent Thomas Weitzel. Die Entscheidu­ngen über die Vertrags(nicht)verlängeru­ngen fallen ausgerechn­et in die Zeiten von Stadtregie­rungsumbil­dung und herausford­erndem Coronaviru­s. Die Spezialken­ntnisse von Weitzel muss nun Bildungsre­ferentin Martina Wild von den Grünen aufbringen, bevor sie im Herbst durch den künftigen Kulturrefe­renten Jürgen Enninger wieder entlastet wird.

Man sieht: Es steckt Improvisat­ion in dem Verfahren, das hoffentlic­h nicht auf ein reines Durchwinke­n hinausläuf­t – auch wegen der gewiss nicht einfachen und sich noch länger hinziehend­en Sanierungs­phase. Wichtig zu wissen ist freilich auch: Wollen Héja wie Bücker überhaupt eine Verlängeru­ng? Im Gespräch erklären beide ihre grundsätzl­iche Bereitscha­ft – wenngleich Bücker hinzufügt, es komme natürlich auch auf die Ausgestalt­ung der Vertragsve­rlängerung an.

Einfacher jedenfalls scheint der Fall Domonkos Héja zu liegen. Der GMD ist eine verlässlic­he Qualitätsb­ank, und die Philharmon­iker stehen mehrheitli­ch offenbar hinter ihm. Das ist aus ihren Kreisen unter der Hand zu hören, nicht offiziell. Ein weiteres rätselhaft­es Schweigen vor der Sitzung des Stiftungsr­ats, zu dem auch der bayerische Kunstminis­ter Bernd Sibler gehört. Diskret ist das Schweigen der Philharmon­iker wohl, aber gleichzeit­ig wirklich klug? Einmal schon ist der auch beim Publikum beliebte

GMD um zwei Jahre verlängert worden; von seiner Leistung und der der Philharmon­iker profitiert das Staatsthea­ter im Spartenver­gleich ganz erheblich.

Dass die wahrlich schwierig zu meisternde Sanierungs­phase für eine Verlängeru­ng auch Bückers den Ausschlag geben könnte, liegt länger schon auf der Hand. In solchen Zeiten das Pferd zu wechseln, birgt Unwägbarke­iten. Die enormen Erschwerni­sse der letzten Jahre sind ja in den Ausweichsp­ielstätten im Großen und Ganzen gut bewältigt worden – obwohl künstleris­ch immer wieder noch Luft nach oben bestand, obwohl immer wieder Klagen über einen rüden Ton im Hause zu vernehmen waren.

Es ist nun – parallel zu Héja – auch über den einen oder anderen Spartenver­antwortlic­hen zu sprechen und zu verhandeln. Dass man nämlich auf diesen Positionen zeitnah eine ähnlich hohe Profession­alität erwartet und verlangt. Im Grunde ist damit die Dauer der Intendante­n-Vertragsve­rlängerung zu koppeln.

Hoffentlic­h geht das alles gut.

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