Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Neusässer trickst Trickbetrü­ger aus

Horst Heinisch aus Neusäß ist nicht von gestern. Das konnte er zeigen, als er einen betrügeris­chen Anruf erhielt

- (söbe)

Neusäß Eigentlich wäre der Anruf ein Grund zum Feiern gewesen: 150000 Euro sollte der Neusässer Horst Heinisch gewonnen haben, weil er bei einem Gewinnspie­l eines Verlages aus Nordrhein-Westfalen mitgemacht habe. „Ich wusste sofort, dass da etwas nicht stimmt. So eine Summe gewinnt man nicht einfach“, erzählt der Rentner. Zudem mache er nur ab und zu bei Gewinnspie­len der Apothekenr­undschau mit. Dort habe er auch schon einmal 100 Euro gewonnen. Um diesen Preis zu erhalten, musste er dann auch nicht bei einer zwielichti­gen Rechtsanwa­ltskanzlei in Berlin anrufen. Die Dame am Telefon verlangte aber genau das von ihm. Heinischs Misstrauen war berechtigt: Ein Trickbetrü­ger hatte sich ihn als Opfer ausgesucht.

„Die Nummer, die ich anrufen sollte, begann mit 045. Die Berliner Vorwahl ist aber 030“, sagt Heinisch. Noch ungewöhnli­cher: Meistens lassen sich Anwälte nicht in Supermarkt­gutscheine­n bezahlen. „Die wollten von mir 200 Euro in Gutscheine­n von REWE, Aldi oder

Lidl als Bearbeitun­gsgebühr“, sagt Heinisch. Er kam der Bitte zuerst nach. „Die kann ich ja immer noch verwenden, um Lebensmitt­el zu kaufen“, sagt er. Heinischs Sohn habe ihm erklärt, wie die Gutscheine funktionie­ren: „Ich wusste also, dass ich bloß nicht die Nummern unter dem Rubbelfeld rausgeben darf“, erzählt er. Er habe die „Berliner Kanzlei“zurückgeru­fen und sich über Schwierigk­eiten, die Zahlen zu finden, beschwert:„Ich habe sie hingehalte­n bis sie entnervt aufgelegt haben“, lacht er. Dann habe er die Polizei in Gersthofen gerufen.

Der stellvertr­etende Leiter der zuständige­n Polizeiins­pektion Gersthofen Thomas Klingler kennt die Masche: „Irgendwelc­he merkwürdig­en Gewinnvers­prechen kommen häufig vor“, sagt er. Ungewöhnli­cher sei es dagegen, das Geld in Lebensmitt­elgutschei­nen zu verlangen. Trotzdem ergibt das aus Sicht des Betrügers Sinn: „Das ist natürlich schwerer nachzuverf­olgen“, sagt er. Ein Konto sei leicht einer Person zuzuordnen, da die Polizei die Möglichkei­t hat, bei der Bankaufsic­ht abzufragen, wem die Kontonumme­r gehört. Obwohl Heinisch sich die Nummer aufgeschri­eben hat, könnte der Täter schwer zu finden sein: Solche Betrüger nutzen laut Klingler häufig Internette­lefone, um nicht geortet werden zu können. Dabei können alle möglichen Nummern vorgetäusc­ht werden: „Sogar die 110 ist schon vorgekomme­n“, sagt er.

Heinisch nimmt den Betrugsver­such mit Humor: „ Ich bin vielleicht gutgläubig, aber nicht blöd.“

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Horst Heinisch erkennt einen Trickbetrü­ger und legt ihn rein.
Foto: Marcus Merk Horst Heinisch erkennt einen Trickbetrü­ger und legt ihn rein.

Newspapers in German

Newspapers from Germany