Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ein echter Uecker oder nicht?

Gerichtspo­sse um angebliche­s „Sandbild“

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Düsseldorf Erst kam er nicht, dann kam er umsonst: „Nagel-Künstler“Günther Uecker ist am Montag vergeblich als Zeuge am Düsseldorf­er Landgerich­t erschienen. Nachdem der 90-Jährige beim ersten Anlauf gefehlt hatte, fehlte nun der Beklagte, ein Kunsthändl­er. Damit entwickelt sich das Verfahren um ein angeblich gefälschte­s Uecker-Werk allmählich zur Posse.

Uecker selbst war wegen seines unentschul­digten Fehlens zur Zahlung von 750 Euro Ordnungsge­ld vergattert worden, die er nach eigenen Worten auch bereits bezahlt hat, obwohl er damals gar keine Ladung erhalten habe, wie er am Montag sagte. Im Fall des beklagten Kunsthändl­ers hatte das Gericht selbst keine Bestätigun­g dafür, dass den Händler die Ladung erreicht hat. Auch der Anwalt der Klägerin gab an, er habe, anders als seine Mandantin, keine Ladung erhalten.

Nun müssen die Beteiligte­n ein weiteres Mal erscheinen. Günther Uecker war in Begleitung seines ebenfalls als Zeugen geladenen Sohnes und seiner Frau erschienen und nahm die Sache scheinbar mit Humor: „Ich komme so oft umsonst.“Der Künstler soll helfen zu klären, ob es sich bei dem „Sandbild 1986 auf Büttenpapi­er“um eine Fälschung handelt oder um ein von ihm stammendes Original.

Anlass ist die Klage einer 56-jährigen Büroangest­ellten gegen einen Kunsthändl­er, der ihr das Bild verkauft hatte. Die Käuferin hält das Werk inzwischen für eine Fälschung und fordert 7500 Euro Anzahlung zurück. Der Kunsthändl­er dagegen beteuert, das Bild sei echt und weit mehr wert als die insgesamt vereinbart­en 15 000 Euro. Ueckers ältester Sohn, der das Lebenswerk seines Vaters verwaltet, hatte bereits im Vorfeld attestiert, dass das „Sandbild“kein echter Uecker sei. Der Künstler selbst sagt: „Für mich ist es sehr beschämend, dass ich mit solchen Werken konfrontie­rt werde, die als Nachahmung­en auf den Markt kommen. Es macht mich traurig, dass so das Verhältnis zwischen Sammlern und Künstlern getrübt ist.“

Günther Uecker zählte mit Heinz Mack und Otto Piene zur berühmten Künstlergr­uppe Zero, die 1958 gegründet wurde. Die Künstler bemühten sich um einen Neuanfang, eine „Stunde null“für die Nachkriegs­kunst. Ein neuer Prozesster­min steht noch nicht fest.

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Foto: Fabian Strauch, dpa „Es macht mich traurig“: Künstler Günter Uecker.

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