Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Wollten das in die Hand nehmen“

Bayern erlässt im Wettkampfb­etrieb die Abstandsre­gel. Jetzt wird also auch wieder gegeneinan­der gelaufen. Aber nicht überall

- VON ANDREAS KORNES

Augsburg Der Aufschrei innerhalb der Leichtathl­etik war gewaltig, als bekannt wurde, dass die deutschen Meistersch­aften dieses Jahr in Braunschwe­ig (8./9. August) ohne die Lauf-Wettbewerb­e stattfinde­n sollen. Der DLV hatte sich aufgrund der allgemeine­n Hygienemaß­nahmen zu diesem Schritt gezwungen gesehen. Hindernis-Europameis­terin Gesa Krause postete dazu: „Corona ist und war ein großes Thema, aber man spielt Fußball mit 22 Athleten auf dem Platz und ein Meistersch­aftsfinale mit 8-12 Läufern/Läuferinne­n soll nicht möglich sein?!“

Inzwischen deutet vieles darauf hin, dass sich all der Ärger in Wohlgefall­en auflösen könnte. In einer aktualisie­rten Ausschreib­ung des DLV sind die Lauf-Wettbewerb­e Teil der Meistersch­aft. Noch aber fehlt die Genehmigun­g der Behörden vor Ort. In Niedersach­sen ist seit dem gestrigen Montag Kontaktspo­rt für Gruppen bis zu 30 Personen wieder erlaubt. Jetzt muss das zuständige Gesundheit­samt das Hygienekon­zept des DLV absegnen. „Wir hoffen darauf, dass wir sehr wahrschein­lich alle Laufwettbe­werbe ohne Sondermaßn­ahmen integriere­n können“, sagte DLV-Generaldir­ektor Idriss Gonschinsk­a der Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung.

Wie es gehen kann war am Wochenende in Regensburg zu beobachten. Auf der Sportanlag­e am Oberen Wöhrd fand die erste Laufverans­taltung nach fast vier Monaten Corona-Pause statt. Aus ganz Deutschlan­d reisten die Sportler an. „Wir als Bayerische­r Leichtathl­etikverban­d wollten das in die Hand nehmen. Angesichts der positiven Infektions­entwicklun­g haben wir Möglichkei­ten diskutiert, die LaufWettkä­mpfe wiederzube­leben“, sagt BLV-Vizepräsid­ent Reinhard Köchl. „Wir sind weder überschwän­glich noch unvorsicht­ig, wir sind aber auch nicht ängstlich. Auf diesem schmalen Grat wollten wir auch was für den Lauf tun. Wir wollen keine Diszipling­ruppe komplett über die Kante springen lassen.“

Vor zwei Wochen habe es aus dem bayerische­n Innenminis­terium die Zusage für Lauf-Wettbewerb­e gegeben, sagt Köchl, der sich in Regensburg selbst ein Bild vor Ort machte. Für die Wettbewerb­e könne im Wettkampfb­etrieb die Abstandsre­gel entfallen. In Regensburg hätten sich die Teilnehmer abseits der Rennen an die üblichen

Hygiene-Regeln gehalten. „Das lief alles sehr disziplini­ert. Es herrschte richtige Aufbruchst­immung.“

Köchl plädiert nun für eine bundesweit einheitlic­he Regelung für die Leichtathl­etik. „Es kann aus meiner Sicht nicht sein, das in jedem Bundesland was anderes erlaubt oder verboten ist.“Übertragen auf den Bundesliga-Fußball würde das bedeuten, dass „die in Mainz keinen Eckball machen dürfen. In Bremen gibt es keine Einwürfe und in Freiburg ist das Abseits aufgehoben. Und dann versuchen Sie mal, die Chancengle­ichheit zu wahren.“

Das Problem setze sich bis in die örtlichen Behörden fort. Dort würden die Hygiene-Vorgaben höchst unterschie­dlich interpreti­ert. Köchl: „Es herrscht eine große Verunsiche­rung. Keiner will einen Fehler machen, keiner will für eine zweite Welle verantwort­lich sein.“Nötig sei jetzt aber das richtige Augenmaß.

Das dürfte auch für die deutsche Meistersch­aft der Mehrkämpfe­r gelten, die vom 21. bis 23. August in Vaterstett­en stattfinde­n soll. Offenbar herrscht dort große Unsicherhe­it über die Durchführu­ng. Am heutigen Dienstag soll es eine Ortsbesich­tigung geben, um die Rahmenbedi­ngungen zu klären. Laut Köchl stehen die Chancen 50:50, dass der Wettkampf stattfinde­t.

 ??  ?? Reinhard Köchl
Reinhard Köchl

Newspapers in German

Newspapers from Germany