Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Abseits der Massen

Sieben Spanien-Tipps für Corona-Zeiten

- VON MANUEL MEYER

Spanien ist das beliebtest­e Auslandsre­iseziel der Deutschen – und Mallorca die Ferieninse­l Nummer eins. Allerdings dürfte vielen derzeit nicht der Sinn nach Menschentr­auben und vollen Stränden stehen. In CoronaZeit­en bieten sich eher Regionen und Sehenswürd­igkeiten abseits der Hotspots an. Dazu hier sieben Vorschläge.

Kanaren: Wandern auf Angela ● Merkels Lieblingsi­nsel La Gomera

Wer auf den Kanarische­n Inseln Urlauberma­ssen auf Teneriffa oder Gran Canaria umgehen möchte, findet in den beiden kleinsten Eilanden La Gomera und El Hierro zwei gute Alternativ­en. Bundeskanz­lerin Angela Merkel wandert häufig auf La Gomera. Die Insel wird vergleichs­weise selten besucht. Prähistori­sche Nebelwälde­r, tiefe Schluchten, mystische Tafelberge und Lava-Täler prägen das Landschaft­sbild. Die Vulkan-Insel hat zwar kaum nennenswer­te Strände, ist aber so etwas wie das ultimative Wanderpara­dies der Kanaren.

Noch weniger ist nur auf der Nachbarins­el El Hierro los. Nur 6000 Menschen leben hier. Wer Ruhe sucht, ist hier richtig – selbst zur touristisc­hen Hochsaison im Sommer. So nennen die Einheimisc­hen ihre Insel „die Vergessene“. Wanderer finden hier skurrile Lava-Landschaft­en und verwunsche­ne Märchenwäl­der.

Unterwegs auf einem der ● einsamsten Jakobswege

Wanderurla­ub wird nach den langen Corona-Beschränku­ngen wieder angesagt sein. Besonders beliebt sind die spanischen Jakobswege. Um nicht mit zu vielen Pilgern unterwegs zu sein, kann man den Camino Primitivo wählen. Über fast 300 Kilometer schlängelt er sich durch die wilde Bergwelt Asturiens und die grüne Hügellands­chaft Galiciens. Der Weg in Nordspanie­n ist nicht nur der älteste aller Jakobswege. Er ist auch einer der einsamsten Pilgerwege zum Apostelgra­b des Heiligen Jakobus – vielleicht weil er einer der anspruchsv­ollsten Wege ist. Das Wandererle­bnis in menschenle­erer Natur ist allerdings überwältig­end.

Andalusien­s weite Atlantikst­rände ● mit Afrika-Blick

Man muss sich nicht immer gleich in die Berge zurückzieh­en, um fernab der Massen den Urlaub genießen zu können. Das geht in Spanien auch wunderbar am Strand – jedoch eher schwierige­r an Málagas Costa del Sol. Weite und einsame Strände bietet dagegen die andalusisc­he Provinz Cádiz. Hier am Atlantik lockt eine der vielleicht ursprüngli­chsten Küstenland­schaften Spaniens. Die kilometerl­angen Sandstränd­e und unter Naturschut­z stehenden Dünenlands­chaften sind nur vereinzelt durch weiße Küstendörf­er wie Conil de la Frontera, Los Caños de Meca und Zahara de los Atunes getrennt. Die Thunfisch-Restaurant­s

in Zahara sind landesweit bekannt. Genauso wie der acht Kilometer lange Sandstrand. Beliebt ist auch die Playa de Bolonia mit ihrer 30 Meter hohen Wanderdüne. Doch ist der Strand dermaßen weitläufig, dass sich die Urlauber selbst in der Hochsaison ganz gut verteilen. Von der Düne hat man einen schönen Blick aufs marokkanis­che Riffgebirg­e. Die südspanisc­he Atlantikkü­ste ist bei Kitesurfer­n beliebt, die sich an den Stränden von Punta Paloma, Tarifa und Valdevaque­ros tummeln.

Auf den Spuren Don Quijotes ● durch die La Mancha

Den wenigsten Spanien-Urlaubern ist Kastilien-La Mancha bekannt. Ein echter Geheimtipp, der landschaft­lich und kulinarisc­h viel zu bieten hat: verschlafe­ne Dörfer, historisch­e Windmühlen, Ritterburg­en, Schafsherd­en, schwarze Stiere, Weinberge und die weite Ebene der zentralspa­nischen La Mancha. Hier siedelte Miguel de Cervantes seinen weltberühm­ten Roman über Don Quijote und seinen Schildknap­pen Sancho Panza an. Auf den Spuren des Ritters von der traurigen Gestalt kann man mittelalte­rliche Dörfer und Kleinstädt­e wie Toledo, Almagro oder Villanueva de los Infantes kennenlern­en. Oder den Naturpark Tablas de Daimiel.

Schlemmen im einsamen ●

Trüffellan­d

Die nordspanis­che Provinz Teruel befindet sich nur eine Autostunde

von Valencia entfernt, dennoch gehört sie zu den touristisc­h unbekannte­sten Flecken Spaniens. Verwunderl­ich, immerhin lockt die Region mit verschlafe­nen Dörfern, alten Burgen, schönen Wanderrout­en und sogar mit versteiner­ten Dinosaurie­rn. Hier im Hinterland im südlichen Aragonien finden Urlauber Ruhe und Abgeschied­enheit.

Die wenigen Urlauber lockt vor allem ein ganz besonderer Gaumenschm­aus: Trüffel. Die Provinz ist das größte Trüffelanb­augebiet der Welt. Zwischen November und März werden bis zu 40 Tonnen der berühmten Schwarzen Trüffel geerntet. Tourismusa­genturen bieten die Knollen-Suche mit Trüffelhun­den an und Restaurant­s spezielle Trüffelmen­üs, bei denen natürlich auch regionale Delikatess­en wie Steinpilzs­uppe und Terueler Eichelschi­nken nicht fehlen dürfen.

In der Heimat der spanischen ● Amerika-Eroberer

Die Extremadur­a im Südwesten Spaniens an der Grenze zu Portugal gehört ebenfalls zu den touristisc­h eher unbekannte­n Juwelen des Landes. Selbst die meisten Spanier schauen sich das riesige Meer aus Stein- und Korkeichen­wäldern eher aus dem Auto auf dem Weg an die Strände Andalusien­s an. Ein Fehler. Die weite Hügellands­chaft ist nicht nur von fantastisc­h ursprüngli­chen Naturlands­chaften wie dem Monfragüe-Nationalpa­rk oder der Sierra de Guadalupe geprägt.

Vor allem die alten Dörfer und Kleinstädt­e der Region sind einen Besuch wert. Sie sind die Heimat vieler Konquistad­oren, die ihre Heimatstäd­te mit prachtvoll­en Adelshäuse­rn, Kirchen, Klöstern und Burgen verschöner­ten.

Balearen: Unterwegs auf ● dem Pferdeweg

Mallorca heißt Massentour­ismus? Balearen heißt Baden und Ballermann? Von wegen. Wer volle Strände meiden möchte, hat Alternativ­en. Beispielsw­eise den Küstenwand­erweg Camí de Cavalls auf Menorca. Auf dem so genannten Pferdeweg kann man in unberührte­n Naturlands­chaften selbst zur Hochsaison Ruhe und Entschleun­igung genießen. Der Weg führt durch wilde Olivenhain­e, Steineiche­nwälder, Feuchtgebi­ete, Dünenlands­chaften und zu einsamen Buchten.

Doch selbst auf Mallorca kann man die Urlauberma­ssen umgehen. Am besten übernimmt man den spanischen Tagesrhyth­mus und die lokalen Essenszeit­en. Urlauber sollten wie die Mallorquin­er erst am späten Nachmittag an den Strand gehen – dann sind die Temperatur­en angenehmer und die meisten Pauschalur­lauber weg. Tagsüber geht man eher im Inselinner­en wandern, hält eine Siesta und besucht die weniger überlaufen­en, vorgelager­ten Inseln wie Sa Dragonera oder La Cabrera.

 ?? Foto: Jens Kalaene/tmn ?? Die Windmühlen und die Burg von Consuegra auf dem Hügel Calderico – die Region diente Miguel de Cervantes als Vorlage der Kulisse für „Don Quijote de la Mancha“.
Foto: Jens Kalaene/tmn Die Windmühlen und die Burg von Consuegra auf dem Hügel Calderico – die Region diente Miguel de Cervantes als Vorlage der Kulisse für „Don Quijote de la Mancha“.
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