Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Premium Aerotec: Die Politik ist alarmiert
Der drohende Abbau von bis zu 1000 Stellen macht nicht nur den Beschäftigten Sorge. Minister Aiwanger kündigt kurzfristig einen Besuch in Augsburg an. Wie die Stadtspitze reagiert
3500 Mitarbeiter sind für den Flugzeugbauer Premium Aerotec in Augsburg tätig. Sie sind verteilt auf mehrere Orte. Am bekanntesten ist der riesige Gebäudekomplex an der Haunstetter Straße. Nahe des Fußballstadions ist ein anderer Standort. Derzeit läuft es für das Unternehmen alles andere als rund. Seit Montag ist bekannt, dass in Augsburg bis zu 1000 Arbeitsplätze abgebaut werden könnten. Nicht zum ersten Mal ist bei Premium Aerotec von einem massiven Stellenabbau die Rede. Die Nachrichten klingen besorgniserregend. Alarmiert ist daher die Politik. Der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) will bereits am Mittwoch nach Augsburg kommen.
Die Ausgangslage ist bekannt: Premium Aerotec ist eine 100-prozentige Tochter des Flugzeugbauers Airbus. Wegen der Corona-Pandemie reduziert Airbus seine Produktion massiv. Dies trifft Premium Aerotec hart. Es fehlen Aufträge.
Bei der Stadt Augsburg stehen die Verantwortlichen seit Jahren im engen Austausch mit Premium Aerotec. Oberbürgermeisterin Eva Weber kennt die Belange des Unternehmens aus ihrer früheren Tätigkeit als Wirtschaftsreferentin. Jetzt ist sie in enger politischer Abstimmung mit dem neuen Wirtschaftsreferenten Wolfgang Hübschle. In einer ersten Reaktion hieß es am Montagabend: „Unser Fokus liegt in erster Linie auf den Beschäftigten. Für die betroffenen Mitarbeiter und ihre Familien müssen nun vorrangig Zukunftsperspektiven geschaffen werden.“Der angekündigte Stellenabbau bei Premium Aerotec stelle natürlich auch den Luftund Raumfahrtstandort Augsburg vor große Herausforderungen. Der Abbau jeder Stelle bedeutet den Verlust von Know-how, das in der
fehlen wird. Weber und Hübschle betonen: „Hier sehen wir das Unternehmen primär in der Pflicht, Arbeitsplatzverluste auf ein Minimum zu begrenzen und wenn absolut unvermeidbar sozial verträgliche Lösungen zu schaffen.“
Die Stadt Augsburg werde sich an Gesprächen beteiligen. Auch die Augsburger Allianz für Arbeitsplät
werde sicherlich eingebunden. Die Blicke der Beschäftigten richten sich jetzt aber auch an die Regierenden auf Bundes- und Landesebene.
Dem bayerischen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger ist das Werk in der Haunstetter Straße jedenfalls bekannt. Als im Vorjahr bereits über einen möglichen Stellenabbau von damals bis zu 1100 StelRegion len die Rede war, wurde dies schnell ein Thema für die Staatsregierung. Aiwanger trat daher seinen Osterurlaub mit Verspätung an. Der Gründonnerstag 2019 war ursprünglich nicht mehr als Arbeitstag eingeplant, doch die ungewisse Zukunft des Unternehmens führte Aiwanger mittags nach Augsburg. Eineinhalb Stunden nahm sich der Wirtschaftsze minister Zeit, um mit Vertretern der Geschäftsführung und danach mit Betriebsräten über die Situation zu sprechen.
Wie am Montag zu erfahren war, wird Wirtschaftsminister Aiwanger kurzfristig ein weiteres Mal das Werk von Premium Aerotec besuchen. Der Termin ist für Mittwoch angekündigt.