Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Neues Leben bei der Caritas, doch die Angst bleibt
Ein Brandstifter hat vor zwei Jahren das Sozialzentrum in der Depotstraße in Schutt und Asche gelegt. Seit Anfang des Jahres ist das neue errichtete Gebäude für die Menschen geöffnet. Nun kündigt sich hoher Besuch an
Pasta mit Rucola und Paprika-Fenchel-Suppe stehen auf der Mittagskarte im Café Werthmanns im Caritas-Gebäude. Die Plätze an den Tischen im großen Foyer füllen sich. Es ist, als ob nie etwas passiert wäre. Dabei jährt es sich am Mittwoch zum zweiten Mal, dass an dieser Stelle der Brandrauch so hoch in den Himmel stieg, dass die dunkle Säule weit in Augsburg zu sehen war. Die Mitarbeiter der Caritas haben seit der Katastrophe, die ein Brandstifter angerichtet hatte, viel durchgemacht. Seit Anfang des Jahres ist das komplett wieder aufgebaute Gebäude in Göggingen geöffnet. Und für übernächste Woche hat sich hoher Besuch angekündigt.
„Es war ein Kraftakt“, sagen Walter Semsch und Gabriela Hoffmann rückblickend. In nur acht Monaten nach dem verheerenden Feuer in der Depotstraße, das nur noch die Bodenplatte übrig ließ, wurde das Gebäude wieder hochgezogen. Der Caritas-Geschäftsführer und seine Stellvertreterin freuen sich umso mehr, dass in die Zentrale mit dem Café, der Kleiderkammer und den Beratungs- und Verwaltungsbüros längst wieder Leben eingezogen ist. Die meisten der 80 angestellten Mitarbeiter blieben dem Team erhalten. Einige jedoch hätten gekündigt. „Sie konnten die Katastrophe nicht verarbeiten.“Semsch und Hoffmann geben offen zu, dass bei ihnen die Angst vor einem weiteren möglichen Brandanschlag permanent präsent ist. „Sie wird auch immer da bleiben.“Denn der Täter wurde bis heute nicht gefasst. Der Verdacht gegen einen 28-jährigen ehemaligen Mitarbeiter, der vorübergehend in Untersuchungshaft saß, hatte sich nicht so weit erhärtet, dass es für eine Anklage reichte.
Im neuen Caritas-Gebäude, das 4,2 Millionen Euro kostete, wurde der Brandschutz erhöht, Kameras wurden installiert. Dem Täter selbst habe man vergeben, so Walter Semsch. „Das Verzeihen-Können ist ein Grundpfeiler der Caritas-Philosophie“, betont der 63-Jährige. „Das erwarten wir auch von unseren Mitarbeitern.“Christliche Werte wie die Nächstenliebe werden bei der Caritas großgeschrieben. Deshalb ist die Freude über einen anstehenden Besuch besonders groß. Für den 21. Juli hat sich Augsburgs neuer Bischof Bertram Meier angekündigt. Der Geistliche will die neuen Räumlichkeiten segnen. Bischof Meier habe bereits kund getan, dass ihm eine Begegnung mit den Mitarbeitern der Caritas wichtig sei. „Für unsere Mitarbeiter soll das eine Anerkennung für ihren Einsatz vor allem in der schweren Zeit sein, die hinter uns liegt.“
Gerne hätte man die Wiedereröffnung im größeren Rahmen gefeiert, aber wegen Corona sei dies nicht möglich. Die große Feier soll im nächsten Jahr nachgeholt werden. „Dann wollen wir vor allem die Feuerwehren einladen, die so engagiert gegen das Feuer gekämpft haben“, sagt Gabriela Hoffmann. Auch ihnen wolle man danken. Das Caritas-Zentrum erhält im Übrigen einen neuen Namen: das PapstFranziskus-Zentrum der Caritas Augsburg. Man wolle damit betonen, dass man hinter dem derzeitigen Papst stehe, meint Walter Semsch. „Er hat die Armut im Blick, aber auch die Umwelt.“Diese Linie vertrete man auch bei der Caritas: eine Anlaufstelle auch für Bedürftige zu sein und bei der Arbeit auf Nachhaltigkeit und Umwelt zu achten. Trotz und auch wegen der Corona-Krise haben die CaritasLeute alle Hände voll zu tun. „Die nächste Welle, die auf uns zukommt, ist nämlich die Insolvenzwelle“, sagt der Geschäftsführer.
Der Caritasverband der Diözese Augsburg bietet unter anderem auch eine Schuldner- und Insolvenzberatung für Privatpersonen an. „Wir haben diesbezüglich gerade sehr viel Arbeit. Mindestens 15 Anrufe gehen bei uns am Tag ein.“Auch in der Kleiderkammer sind die
Caritas-Mitarbeiter gefordert. „In den ersten Corona-Wochen hatten die Menschen Zeit, ihre Kleidung auszumisten“, berichtet Gabriela Hoffmann. Einmal hätten sie binnen drei Stunden 60 Autos gezählt, mit denen Kleidung vorbeigebracht wurde. Auch das Kochen von Mittagessen nehme in der neuen Küche zu. Nicht zuletzt, weil die Caritas ab September vier weitere Kindergärten mit Essen beliefert. Zwei Veränderungen gibt es bei der Caritas. So wurde der Gebrauchtmöbelmarkt aufgelöst. Laut Semsch fänden sich keine Mitarbeiter mehr, die Möbel aus irgendwelchen Wohnungen tragen wollen. Der Schwerpunkt bleibt bei Kleidung und Büchern, demnächst soll noch eine Nähstube eröffnen. „Wir wollen mit den gespendeten Materialien arbeiten“, erklärt Hoffmann. Manche Kleidung würde umgearbeitet oder Knöpfe und Reißverschlüsse entfernt, um sie anzubieten. Das neue Gebäude und die aktuelle Zeit bringen eben auch neue Ideen mit sich.
OInfo Das Café Werthmanns, Depotstraße 5, ist 9 von 16 Uhr geöffnet. Mittagstisch von 11.30 bis 13.30 Uhr.
ja nicht nur um den Theaterbau geht, sondern um die gesamten zugehörigen Gebäude, die in einem völlig verwahrlosten Zustand waren, nachdem eben die Stadt 50 Jahre lang keine größere Investition vornahm. Und falls die Kosten tatsächlich auf über 320 Millionen Euro steigen, kann das nicht völlig überraschen, wenn man die Kosten für die Theatersanierungen in anderen Städten ansieht.
Unser Theater ist Staatstheater und ich meine, dass sich der Staat bei der Finanzierung noch stärker engagieren sollte. Es geht nicht nur um das Theater, sondern auch um die damit verbundene Wirkung auf die Attraktivität des Standortes Augsburg. Es ist unbestritten, dass ein attraktives Theater ein ganz wesentliches positives Argument für einen starken Wirtschaftsstandort ist. Tatsache ist, dass in aller Regel ein starker Wirtschaftsstandort und ein attraktives Theater in unmittelbarer Nachbarschaft existieren – wobei es wie bei Henne und Ei unerheblich ist, was zuerst dort war. (...) Wenn die Staatsregierung andere Standorte als München attraktiver machen will, sollten deshalb am Plan der Theatersanierung keine Abstriche zugelassen werden.
Dr. Armin Riedesser, Augsburg