Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Corona im Altenheim: Stadt gibt Entwarnung
Weil zwei Mitarbeiterinnen des Servatiusstifts infiziert sind, wurde intensiv getestet. Bisher gab es aber nur einen weiteren positiven Test bei einer neu eingezogenen Bewohnerin. Das Virus wird die Heime noch lange beschäftigen
Für die Bewohner und Mitarbeiter des Seniorenzentrums Servatius gibt es nun Klarheit: Als am Samstagvormittag bekannt wurde, dass sich zwei miteinander verwandte Mitarbeiterinnen des städtischen Seniorenzentrums Servatius mit dem Coronavirus angesteckt hatten, wurden sofort umfangreiche Tests angeordnet. In Absprache mit dem Gesundheitsamt wurden Reihentestungen vorgenommen: 46 pflegebedürftige Senioren und zwölf Mitarbeiter wurden getestet. Die Stadt teilte am Montag mit, dass daraus 57 negative Testergebnisse resultierten. Bei einer Bewohnerin wurde eine Covid-19-Infektion bestätigt.
„Mit den Tests mussten wir sehr kurzfristig am Wochenende reagieren, um eine mögliche Ausbreitung sofort zu erkennen und darauf reagieren zu können“, sagte Susanne Greger, die Werkleiterin der städtischen Altenhilfe. Möglich wurde die sofortige Schutzmaßnahme durch die neue bayerische Testverordnung. Diese ermöglicht Reihentestungen in Senioreneinrichtungen sofort, auch wenn noch kein unmittelbares Ausbruchsgeschehen zu verzeichnen ist. Bei der infizierten Bewohnerin handelt es sich um eine Frau, die nach dem Zuzug aus dem Krankenhaus aus Sicherheitsgründen bereits seit fast zwei Wochen ein Isolierzimmer im Seniorenzentrum bewohnt habe. Dieser Befund stehe damit nicht im ursächlichen Zusammenhang mit den zwei bestätigten Corona-Fällen beim Personal des Seniorenzentrums, teilt die Stadt mit. Die betroffene Bewohnerin, deren Zustand symptomfrei ist, werde nun in einem speziellen Pflegeapartment versorgt. So werde eine Abgrenzung zum Wohnbereich sichergestellt.
Daneben wurden in dem städtischen Altenheim weitere Vorkehrungen getroffen. „Eine weitere Vorsichtsmaßnahme war, dass wir Mitarbeitende im Radius der zwei positiv getesteten Mitarbeitenden sofort aus dem Dienstplan herausgenommen haben und kurzfristig eine andere Besetzung organisiert haben“, betont Susanne Greger. Für den Wohnbereich des Seniorenzentrums Servatius wurde zudem wie berichtet vorerst ein Besuchsverbot für Angehörige und ehrenamtlich Mitarbeitende ausgesprochen.
„Ich bedauere die Erkrankungen im Seniorenzentrum Servatius sehr.
Alle Augsburger Träger sind in den vergangenen Monaten sehr zusammengerückt. Der Vorfall zeigt, dass die Pandemie nicht vorbei ist“, sagt Michaela Weber, der Bereichsleiterin bei der CAB Caritas Augsburg. Sie weiß, was die beiden Fälle für die Einrichtung bedeuten. Ende März waren einige Bewohner im CaritasSeniorenheim St. Verena an dem Coronavirus erkrankt. Es wurde ein Covid-Bereich eingerichtet und eine Abteilung, wo Bewohner untergebracht wurden, die Symptome zeigten, aber das Testergebnis noch nicht vorlag. Seither gab es in den Einrichtungen der CAB Caritas Augsburg keine Erkrankungen mehr. Aber Michaela Weber weiß auch: „In den ersten Wochen haben wir unsere Seniorenzentren immer mehr zugemacht. Jetzt wird immer weiter gelockert und wieder geöffnet. Somit steigt auch das Risiko.“
Um das so weit wie möglich zu minimieren, müssen die Einrichtungen umfangreiche Hygienekonzepte und Besuchsregelungen vorweisen. Allein zwei Mitarbeiter sind in dem von der Arbeiterwohlfahrt in Augsburg (AWO) geführten ChristianDierig-Haus dafür abgestellt, die Einhaltung der Besucherregeln bestmöglich zu garantieren und zu kontrollieren. AWO-Chef Eckard Rasehorn sagt: „Die Besucher und die Bewohner müssen währenddessen einen Mundschutz tragen. Der Besucher darf sich nur im Zimmer des Bewohners aufhalten und keinen Kontakt zu anderen Bewohnern oder Mitarbeitern aufnehmen.“Wenn ein Angehöriger eine Auskunft über einen Bewohner einholen will, dann gehe das nicht während seines Besuchs. „Anfragen werden bei uns nach wie vor telefonisch erledigt oder per Mail gestellt“, betont
Rasehorn. Der Alltag ist in den Augsburger Altenheimen seit dem Ausbruch der weltweiten Pandemie durch zahlreiche Regelungen bestimmt. Jeder Mitarbeiter der CAB Caritas Augsburg dokumentiert seinen Allgemeinzustand vor Dienstantritt in einem Symptom-Tagebuch: Darin werde abgefragt, ob Fieber, Halsweh oder Geschmacksverlust vorliege. „Wenn ein Symptom vorliegt, bleibt der Mitarbeiter auf jeden Fall zu Hause“, sagt Michaela Weber.
Die CAB-Bereichsleiterin und AWO-Chef Rasehorn bestätigen, dass sich seit März viel getan habe. Reihentestungen im Falle eines Ausbruchs oder Einzeltestungen bei symptomatischen Erkrankungen gehörten inzwischen zur Normalität. „Was ist aber mit den asymptomatischen Verläufen? Ministerpräsident Söder hat verkündet, dass sich in Bayern jeder testen lassen kann. Allerdings wurden dazu noch keine Handlungsempfehlungen veröffentlich“, sagt Weber. Für Rasehorn bedarf es auch einer Klärung, wann das Gesundheitsamt Testungen veranlasst und wer diese zahlt. „Viele Abläufe sind noch unklar, dabei würde es Sinn machen, dass Mitarbeiter getestet werden, die in Risikogebieten im Urlaub waren, oder Auszubildende, die von der Berufsschule wieder in die Einrichtungen wechseln“, sagt er. Michaela Weber spricht sich ebenfalls für klare Regelungen aus. „Es braucht ein gezieltes Vorgehen, wann wer getestet wird, um keine Ressourcen zu verschwenden. Sollen alle Mitarbeiter getestet werden? Jede Woche oder jeden Monat? Ein Restrisiko wird immer bleiben.“Corona verschwindet aus dem Heim-Alltag so schnell nicht.