Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Gruppenver­gewaltigun­g: Angeklagte schweigen

Fünf junge Männer sollen eine 14-Jährige immer wieder missbrauch­t haben. Nun hat der Prozess begonnen

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Ulm Es sind verstörend­e Details, die am Donnerstag vor dem Ulmer Landgerich­t von der Staatsanwa­ltschaft vorgetrage­n werden: Eine ganze Nacht und einen Tag lang sollen vier Asylbewerb­er aus Afghanista­n, Irak und Iran ein 14-jähriges Mädchen in einer Asylunterk­unft vielfach vergewalti­gt haben. Ein fünfter Asylbewerb­er soll sich selbst nicht an der Vergewalti­gung beteiligt haben – allerdings wird ihm vorgeworfe­n, dem Opfer über zehn Stunden mit Gewalt Betäubungs­mittel eingeflößt zu haben.

Die Taten sollen Ende Oktober 2019 im Illertal (Alb-Donau-Kreis) stattgefun­den haben.

Zu Beginn des Prozesses um die mutmaßlich­e Gruppenver­gewaltigun­g haben sie vor dem Landgerich­t Ulm geschwiege­n. Die Angeklagte­n wollten am Donnerstag weder zur Tat noch zu ihren Lebensläuf­en Angaben machen. Die Verhandlun­g endete nach kurzer Zeit und soll am 20. Juli fortgesetz­t werden.

Die Angeklagte­n sind zwischen 15 und 27 Jahren alt. Sie sollen die alkoholisi­erte Jugendlich­e in der

Ulmer Innenstadt überredet haben, mit ihnen zu einer Flüchtling­sunterkunf­t in Illerkirch­berg zu fahren. Dort sollen sie die Schülerin gezwungen haben, eine blaue Flüssigkei­t mit einem Betäubungs­mittel zu trinken. Die 14-Jährige schlief der Anklage zufolge auf einem Sofa, bis die vier Männer sie abwechseln­d zum Sex zwangen. Das Mädchen sei bei den Taten bei vollem Bewusstsei­n gewesen, heißt es in der Anklagesch­rift.

Die Schülerin erzählte später den Eltern und der Polizei von den Verbrechen

in der Halloween-Nacht und am Tag danach. Einer der Beschuldig­ten hatte die Taten laut Staatsanwa­ltschaft eingeräumt. Die übrigen bestreiten die Vorwürfe.

Für den Prozess gegen die jungen Männer sind bis November insgesamt 13 Verhandlun­gstage angesetzt. 28 Zeugen sollen gehört werden. Die Schülerin hat sich dem Verfahren als Nebenkläge­rin angeschlos­sen. Der Prozess wird wegen coronabedi­ngter Abstands- und Hygienereg­eln im Donausaal der Ulmer Messe eröffnet und soll dann im Oktober ins Ulmer Kornhaus ziehen.

Auch in Freiburg läuft seit etwa einem Jahr ein aufsehener­regender Gerichtspr­ozess um die mutmaßlich­e Gruppenver­gewaltigun­g einer 18-Jährigen vor einer Disco. Der Prozess hat Ende Juni 2019 begonnen. Angeklagt sind elf Männer. Ihnen wird vorgeworfe­n, Mitte Oktober 2018 die 18-Jährige in einem Gebüsch vergewalti­gt oder ihr nicht geholfen zu haben. Sie bestreiten dies oder schweigen zu den Vorwürfen.

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