Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Pamplona ohne Stierhatz

Corona verhindert blutige Tradition

- VON RALPH SCHULZE

Pamplona So ruhig war es im nordspanis­chen Pamplona schon lange nicht mehr. Erstmals seit fast 100 Jahren findet kein Stiertreib­en in den Altstadtga­ssen statt – wie sonst im Juli. Corona bewirkte, was Tierschütz­ern auch mit jahrelange­n Protesten nicht gelang: Die Absage des weltberühm­ten achttägige­n Spektakels, das hunderttau­sende Besucher aus dem In- und Ausland anzieht.

Mehrere tausend weiß-rot-gekleidete Männer rennen sonst vor, neben und hinter den bis zu 500 Kilo schweren Tieren her und hetzen sie bis zur Stierkampf­arena. Dabei fließt stets viel Schweiß, Blut und Alkohol. 2019 wurden neun Menschen durch Hornstöße schwer verletzt. Seit Beginn der Aufzeichnu­ngen 1910 starben mindestens 16 Menschen. Das letzte Todesopfer gab es 2009. Für die Stiere, in der Regel 48, endet die Hatz – dann in der Arena – immer tödlich. „Das ist keine Kultur, sondern Tortur“, kritisiere­n Tierschutz­organisati­onen wie Peta.

Die Tierschütz­er sehen in der Absage nun eine Chance. In einer Petition an Bürgermeis­ter Enrique Maya fordert die Organisati­on: „Bitte ersetzen Sie die Stiertreib­en und Stierkämpf­e durch andere Aktivitäte­n, an denen keine Tiere beteiligt sind.“Doch Maya hat bereits klargemach­t, dass im kommenden Jahr wieder die Stiere durch Pamplona getrieben werden sollen.

Nicht nur dort fällt dieses Jahr der Stierkampf aus. Auch in vielen anderen spanischen Städten mit großen Arenen wie etwa Madrid, Sevilla oder Valencia sind die Toreros wegen Corona arbeitslos. Seit Ausbruch des Virus durften keine Stierkämpf­e mehr stattfinde­n. Erst im Laufe des Juli öffnen einige Arenen wieder, aber mit Zuschauerl­imits. In Umfragen findet der Stierkampf meist nur noch bei älteren Spaniern Zustimmung. Die Zahl der Stierkämpf­e nimmt kontinuier­lich ab – in den vergangene­n zehn Jahren von über 3000 auf rund 1500.

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Foto: Jim Hollander, dpa Der Stier hat schlussend­lich keine Chance.

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