Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Niederlech­ner ist der größte Gewinner

Den Klassenerh­alt hat der FC Augsburg geschafft, in Summe zeigte das Gros der Spieler durchwachs­ene Leistungen. Einige Profis stachen im Kader heraus – sowohl positiv als auch negativ

- VON JOHANNES GRAF

Den Klassenerh­alt bewerkstel­ligte der FC Augsburg. Dies täuschte jedoch nicht darüber hinweg, dass hinter dem Fußball-Bundesligi­sten eine Spielzeit mit mehr Tiefen als Höhen liegt. Im Herbst schienen die Augsburger in die Spur gefunden zu haben, sie ließen jedoch die schwächste Rückserie ihrer neunjährig­en Bundesliga­historie folgen. Etliche Verlierer brachte die Saison hervor, allerdings auch Gewinner.

Gewinner

● Florian Niederlech­ner Selten hat ein Neuzugang in seiner Premierens­aison derart überzeugt. Daran änderte seine Torlosseri­e im Frühjahr nichts. Niederlech­ner erzielte 13 Treffer und bereitete acht Tore vor. Seine Qualitäten beschränkt­en sich nicht nur auf Torgefahr. Weil der 29-Jährige permanent gegnerisch­e Abwehrspie­ler anlief und nervte, agierte der bullige Angreifer obendrein extrem mannschaft­sdienlich. Neben dem Platz sammelte Niederlech­ner durch seine offene, sympathisc­he Art Pluspunkte.

● Andreas Luthe Seine Geschichte wiederholt sich. Einmal mehr vertrauten die Verantwort­lichen vor einer Spielzeit einem anderen Torhüter; einmal mehr stand er im Laufe der Saison als Stammkraft zwischen den Pfosten, weil die angedachte Nummer eins hinter den Erwartunge­n geblieben war. Luthe indes erledigte sein Tagwerk gewohnt ruhig und verlieh der Abwehr Sicherheit. Der 33-Jährige ist nicht im Besitz außergewöh­nlicher Fähigkeite­n, er zeigt keine spektakulä­ren Paraden, auf ihn kann man sich aber verlassen. Zudem ist er im Binnenklim­a des Teams ein wichtiger Faktor, sein Wort hat auf und neben dem Platz Gewicht.

● Philipp Max Nominell gilt er als Linksverte­idiger. Weil Rückwärtsb­ewegungen und Grätschen weitaus weniger Beachtung finden als Offensivak­tionen, werden vor allem seine Tore und Vorlagen in der Rückschau angeführt. Der 26-Jährige beeindruck­t seit Jahren mit seinen Torbeteili­gungen, diesmal erzielte er acht Treffer selbst und bereitete sechs Treffer vor. In der Saison 2017/18 hatte er diesen Scorerwert sogar noch übertroffe­n (2/13). Wiederholt hat er den Wunsch geäußert, zu einem großen Klub mit internatio­nalen Ambitionen zu wechseln, Argumente dafür hat er geliefert.

● Ruben Vargas Als sich der 21-Jährige im Sommer dem FCA anschloss, hatten ihn zuvor nur Experten auf dem Zettel. Inzwischen weiß man, warum sich der ehemalige Trainer Martin Schmidt für eine Verpflicht­ung des Talents starkmacht­e. Der Schweizer wirbelte auf der linken Angriffsse­ite, trickreich und schnell belebte er die Augsburger Offensive. Sechs Treffer in der ersten Bundesliga­saison sind respektabe­l. Dass das Leichtgewi­cht während der Saison in ein kleines Tief fallen würde, war aufgrund seines Alters beinahe zu erwarten. Gegen Ende der Saison hatte er dieses überwunden und traf wieder.

Verlierer

● Tomas Koubek Kam mit der Hypothek einer hohen Ablösesumm­e aus der ersten französisc­hen Liga zum FCA. Zu Beginn der Spielzeit gestand man dem tschechisc­hen Nationalsp­ieler Unsicherhe­iten zu: neues Land, neue Mitspieler, neue Liga. Doch selbst nach mehrmonati­ger Eingewöhnu­ngsphase blieb der Hüne hinter den Erwartunge­n zurück. In Summe strahlte der Torhüter keine Ruhe aus, stattdesse­n übertrug sich seine Unsicherhe­it auf die eigenen Abwehrspie­ler. Koubek kostete bedeutend mehr Punkte, als er rettete und erwies sich nicht als der erhoffte Rückhalt. Augsburgs Verantwort­liche hielten dennoch lange am 27-Jährigen fest, ehe sie ihn durch Luthe ersetzten.

● Stephan Lichtstein­er Der Schweizer steht sinnbildli­ch dafür, dass das Wirken eines Profisport­lers auf einen Zeitraum beschränkt ist. In Italien erreichte der Schweizer den Zenit seines Schaffens, im Spätherbst seiner Karriere enttäuscht­e er. Mit 36 Jahren wirkte er in etlichen Situatione­n zu langsam, überdies rieb er sich mit Schiedsric­htern und Gegenspiel­ern in unnötigen Diskussion­en auf. Am Champions League erprobten Routinier sollten sich Augsburgs Jungprofis ein Beispiel nehmen, auf dem Platz diente Lichtstein­er aber nur in ganz wenigen Momenten als Vorbild. Dass der Vertrag des Schweizers nicht verlängert wurde, überrascht­e nicht.

● Daniel Baier Über Jahre hinweg prägte er als zentrale Figur das Spiel des FCA, er feierte den steten Ligaerhalt und erlebte mit Augsburg rauschende Nächte im Europapoka­l. Seine Einsätze unterlagen einer Gesetzmäßi­gkeit: War Baier fit, lief er vom Anpfiff weg auf. Spielerisc­h bleibt der Kapitän eine Bereicheru­ng. Weil jedoch Athletik im modernen Fußball nicht minder entscheide­nd ist, kommen Baiers Qualitäten seltener zum Tragen. Gegen Ende seiner erfolgreic­hen Karriere läuft der 36-Jährige Ball und Gegner oft hinterher. Trainer Heiko Herrlich beorderte Baier in der Schlusspha­se der Spielzeit vermehrt auf die Ersatzbank und deutete an, in welcher Rolle er Baier künftig sieht.

● Reece Oxford Warum Sportgesch­äftsführer Stefan Reuter den jungen Engländer vor einem Jahr fest verpflicht­ete und ihn mit einem Vertrag bis Sommer 2023 ausstattet­e, erschließt sich bislang nur den wenigsten. Seine zuvor halbjährig­e Leihe war bereits unglücklic­h verlaufen, und auch in der abgelaufen­en Runde lieferte der Defensivsp­ieler keinerlei sportliche Argumente. Sowohl in der Innenverte­idigung als auch im defensiven Mittelfeld verfügt der FCA über bessere Alternativ­en. Was für den groß gewachsene­n Profi spricht: Oxford ist erst 21 Jahre jung, kann sich folglich noch positiv entwickeln. Womöglich kann ihm eine weitere Ausleihe helfen – diesmal mit dem FCA als abgebendem Klub.

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Fotos: Ulrich Wagner Er kam, sah und traf: Florian Niederlech­ner hat in seiner ersten Saison beim FCA einen äußerst positiven Eindruck hinterlass­en.
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Torhüter Tomas Koubek zählt zu den Verlierern im FCA-Kader.
 ??  ?? Acht Tore als Verteidige­r: Philipp Max blickt auf eine erfolgreic­he Saison.
Acht Tore als Verteidige­r: Philipp Max blickt auf eine erfolgreic­he Saison.

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