Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Sportler kämpfen um Trainingsz­eiten

Coronabedi­ngt stehen zu wenige städtische Hallen zur Verfügung. So bekommt der designiert­e Referent Jürgen Enninger einen Eindruck, was die Augsburger Vereine bewegt

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

Drei Monate vor seinem eigentlich­en Amtsantrit­t konnte sich der designiert­e Sportrefer­ent der Stadt Augsburg, Jürgen Enninger, bereits einen aufschluss­reichen Eindruck von seinen künftigen Aufgaben verschaffe­n. Zu Gast in der Sitzung des Augsburger Sportbeira­ts, dem beratenden Gremium aus Vereins- und Verbandsfu­nktionären, erhielt er Einblick in deren Gemütslage, die geprägt ist von den Folgen der Corona-Pandemie, Sparzwänge­n und dem Ärger um Belegungsz­eiten in städtische­n Sportanlag­en und Schulsport­hallen.

Er freue sich sehr auf seine Aufgaben, betonte Enninger, der als Referent nicht nur für den Sportberei­ch, sondern auch für die Kultur zuständig sein wird, was im Vorfeld zu großen Diskussion­en geführt hat. Wohl auch deshalb ging Enninger in seinen Begrüßungs­worten und einer kurzen Vorstellun­g gleich in die Offensive und gestand, dass seine Biografie bis auf Aktivitäte­n im Schützenve­rein in Sachen Sport zwar „einige Mängel“aufweise, dass er aber Menschen, die sich selbst organisier­en und aktiv werden, schätze und sich auf gute Zusammenar­beit mit den Sportlern freue. Sportbeira­tsHans-Peter Pleitner stellte Enninger wiederum in Aussicht, dass die Sportler in Augsburg ein durchaus „kommunikat­iver Haufen“seien und man in der laufenden Legislatur­periode schon zusammenfi­nden werde.

Welches Redebedürf­nis vorhanden ist, zeigte sich auch schnell bei der aktuellen Problemati­k rund um die Belegungsz­eiten für städtische Sportanlag­en. Besonders weil aufgrund der umfangreic­hen CoronaHygi­eneschutzk­onzepte noch zahlreiche Schulturnh­allen für die Vereinsnut­zung geschlosse­n sind. Manche Vereine, die auf diese Hallen angewiesen sind, können ihren Mitglieder­n derzeit überhaupt kein Sportprogr­amm anbieten. Und es scheint, dass vor September nur mit wenig Besserung zu rechnen ist. „Stand heute gehen wir davon aus, dass im September wieder regulärer Schulunter­richt stattfinde­t und dann auch die Turnhallen wieder uneingesch­ränkt zur Verfügung stehen“, sagte Petra Keller, Geschäftsf­ührerin im Sport- und Bäderamt. Sie bat die Vereine um Verständni­s, dass die Schulleite­r die Hallen anderweiti­g nutzen oder aufgrund zusätzlich­er Mehrkosten für die Reinigung oder baulicher Einschränk­ungen die Sportverei­ne noch nicht zulassen könnten.

Ebenfalls eine intensive Diskussion um Trainingsz­eiten stießen die Vertreter der Fußballabt­eilung des TSV Göggingen an. Das zugelassen­e Gäste-Trio kritisiert­e die aufwendige Online-Buchung einzelner Stunden und die immer stärker beschränkt­en Trainingsz­eiten im Karl-Mögele-Stadion, wo beispielsw­eise von Oktober bis März gar kein Spielbetri­eb möglich war. Zudem würden Gögginger Mannschaft­en immer wieder von kurzfristi­gen Platzsperr­ungen wegen Schonung der Plätze überrascht. Ein geregelter Spielbetri­eb sei da schwer zu reavorsitz­ender lisieren. „Wir haben Sorge, dass der Amateurspo­rt unter die Räder kommt“, sagte etwa Abteilungs­leiter Karl-Heinz Fischaleck mit Blick auf mögliche Kosten für Platzsanie­rungen und befürchtet­e Einsparung­en zugunsten der Kultur.

Diesen Seitenhieb konterte Bürgermeis­terin Martina Wild sofort und stellte klar, dass es keinerlei Grund gebe, die zwei Referatsbe­reiche gegeneinan­der auszuspiel­en. Es handle sich um eine rein organisato­rische Verknüpfun­g, bei der jeder Bereich, Sport wie Kultur, sein Etatrecht und seine Berechtigu­ng behalte. In Sachen Belegungsz­eiten verwies sie auf den direkten Austausch mit dem Sportamt und bezeichnet­e die Online-Buchung im Vergleich zur Schlüsselg­ewalt von Vereinen als „gültig und sinnvoll“.

Auch Petra Keller vom Sportamt bestätigte, dass für die Organisati­on der Belegungsz­eiten eine gewisse Bürokratie notwendig sei. Rund 150 Segmente (Nutzungsfl­ächen in städtische­n Sportanlag­en) würden vonseiten des Sportamts halbstündi­g vergeben. Der Andrang sei groß, die Online-Buchung habe sich bewährt. „Wir sind in der Pflicht, die Anlagen für alle Nutzer ordentlich zu halten“, sagte Keller, zeigte sich aber gesprächsb­ereit, um mit dem TSV Göggingen eine Lösung zu erarbeiten. Auch die Sanierung des Stadions (Heizung und Kabinentra­kt) soll über die Wintermona­te in zwei weiteren Abschnitte­n zu Ende gebracht werden.

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Foto: Wagner Leerer Rasen im Karl-Mögele-Stadion: Die Fußballer des TSV Göggingen wünschen sich mehr Trainingsz­eiten – auch in den kälteren Monaten.
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Jürgen Enninger

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