Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Schmutzige Deals mit gefälschten Führerscheinen
Ein junger Mann besorgte sich gefälschte Dokumente – und stattete auch Bekannte damit aus
Wer im Internet gefälschte Führerscheine kaufen will, muss nicht lange suchen. Ein Prozess vor dem Augsburger Amtsgericht gewährte jetzt Einblicke in das anscheinend boomend Schwarzmarktgeschäft mit den Dokumenten. Es ging inhaltlich um fünf Verkäufe gefälschter spanischer Führerscheine sowie Sozialhilfebetrug.
Der Angeklagte, ein aus seiner Heimat geflohener Syrer, war ohne Verteidiger zur Verhandlung erschienen. Der 23-Jährige hat bis vor Kurzem in Augsburg gelebt, auch hier gearbeitet. Im Internet habe er die Werbung gesehen, sagte der Angeklagte. Sie versprach „wie man innerhalb von drei Wochen, ohne zur Fahrschule gehen zu müssen, einen Führerschein bekommt“. Unter WhatsApp hatte er eine Telefonnummer angerufen, seine persönlichen Daten genannt und ein Foto von sich sowie 650 Euro an eine Adresse in Kiew geschickt.
Zwei Wochen später traf sein Führerschein in Augsburg ein. Dem Anschein nach war er in Spanien ausgestellt. Ihm lag, um die Täuschung perfekt zu machen, eine Meldebescheinigung bei. Danach hatte sein Besitzer eine Zeit lang in einer spanischen Stadt gelebt. 2017 der Angeklagte so noch fünf seiner Landsleute mit gefälschten Führerscheinen, darunter auch frühere Fahrschüler, die bei der Prüfung durchgefallen waren.
2019 flog der Schwindel auf. Ein Autofahrer war mit seinen falschen Papieren in Rheinland-Pfalz in eine Polizeikontrolle geraten. Er verriet, wer ihm den Führerschein besorgt hatte. Die Kripo durchsuchte daraufhin in Augsburg die Wohnung des Syrers.
Den Ermittlern fiel sein Mobiltelefon in die Hände. Auf ihm war der Ablauf der Schwarzmarktgeschäfte detailliert festgehalten.
Das Urteil für den jungen Mann, der in Aleppo aufwuchs, fiel dennoch milde aus. Staatsanwalt und Richter Kai Mütze waren sich einig, der 23-Jährige wurde wie beantragt zu einer zehnmonatigen Haftstrafe verurteilt, die auf Bewährung ausgesetzt ist. Außerdem muss er im
Saarland, wo er in Kürze seine Ausbildung beginnen will, 120 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten. Und er muss knapp 4000 Euro den Sozialkassen zurückzahlen. Dem Jobcenter Augsburg-Land, das ihn moversorgte natlich mit Geld unterstützte, hatte er verschwiegen, dass er bei einem Logistikunternehmen arbeitete.
Und warum ausgerechnet spanische Führerscheine? Auf die ihm von Richter Mütze gestellte Frage verwies der Angeklagte auf das Internet. Auf gefälschte deutsche Führerscheine müsse ein Käufer demnach drei Monate warten. Gefälschte spanische Führerscheine bekäme man viel schneller. Es gibt aber auch einen Käufermarkt für Führerscheine aus Ländern wie Polen, Tschechien, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz sowie Belgien. Es ist wohl alles nur eine Frage des Preises.
Warum setzte er auf spanische Dokumente?