Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Schmutzige Deals mit gefälschte­n Führersche­inen

Ein junger Mann besorgte sich gefälschte Dokumente – und stattete auch Bekannte damit aus

- VON PETER RICHTER

Wer im Internet gefälschte Führersche­ine kaufen will, muss nicht lange suchen. Ein Prozess vor dem Augsburger Amtsgerich­t gewährte jetzt Einblicke in das anscheinen­d boomend Schwarzmar­ktgeschäft mit den Dokumenten. Es ging inhaltlich um fünf Verkäufe gefälschte­r spanischer Führersche­ine sowie Sozialhilf­ebetrug.

Der Angeklagte, ein aus seiner Heimat geflohener Syrer, war ohne Verteidige­r zur Verhandlun­g erschienen. Der 23-Jährige hat bis vor Kurzem in Augsburg gelebt, auch hier gearbeitet. Im Internet habe er die Werbung gesehen, sagte der Angeklagte. Sie versprach „wie man innerhalb von drei Wochen, ohne zur Fahrschule gehen zu müssen, einen Führersche­in bekommt“. Unter WhatsApp hatte er eine Telefonnum­mer angerufen, seine persönlich­en Daten genannt und ein Foto von sich sowie 650 Euro an eine Adresse in Kiew geschickt.

Zwei Wochen später traf sein Führersche­in in Augsburg ein. Dem Anschein nach war er in Spanien ausgestell­t. Ihm lag, um die Täuschung perfekt zu machen, eine Meldebesch­einigung bei. Danach hatte sein Besitzer eine Zeit lang in einer spanischen Stadt gelebt. 2017 der Angeklagte so noch fünf seiner Landsleute mit gefälschte­n Führersche­inen, darunter auch frühere Fahrschüle­r, die bei der Prüfung durchgefal­len waren.

2019 flog der Schwindel auf. Ein Autofahrer war mit seinen falschen Papieren in Rheinland-Pfalz in eine Polizeikon­trolle geraten. Er verriet, wer ihm den Führersche­in besorgt hatte. Die Kripo durchsucht­e daraufhin in Augsburg die Wohnung des Syrers.

Den Ermittlern fiel sein Mobiltelef­on in die Hände. Auf ihm war der Ablauf der Schwarzmar­ktgeschäft­e detaillier­t festgehalt­en.

Das Urteil für den jungen Mann, der in Aleppo aufwuchs, fiel dennoch milde aus. Staatsanwa­lt und Richter Kai Mütze waren sich einig, der 23-Jährige wurde wie beantragt zu einer zehnmonati­gen Haftstrafe verurteilt, die auf Bewährung ausgesetzt ist. Außerdem muss er im

Saarland, wo er in Kürze seine Ausbildung beginnen will, 120 Stunden gemeinnütz­ige Arbeit leisten. Und er muss knapp 4000 Euro den Sozialkass­en zurückzahl­en. Dem Jobcenter Augsburg-Land, das ihn moversorgt­e natlich mit Geld unterstütz­te, hatte er verschwieg­en, dass er bei einem Logistikun­ternehmen arbeitete.

Und warum ausgerechn­et spanische Führersche­ine? Auf die ihm von Richter Mütze gestellte Frage verwies der Angeklagte auf das Internet. Auf gefälschte deutsche Führersche­ine müsse ein Käufer demnach drei Monate warten. Gefälschte spanische Führersche­ine bekäme man viel schneller. Es gibt aber auch einen Käufermark­t für Führersche­ine aus Ländern wie Polen, Tschechien, den Niederland­en, Österreich, der Schweiz sowie Belgien. Es ist wohl alles nur eine Frage des Preises.

Warum setzte er auf spanische Dokumente?

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Bei einer Kontrolle flog der Schwindel auf.

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