Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Schweiß auf der Stirn, Blut an den Händen
Zweitligist TSV Buttenwiesen bereitet sich seit einigen Tagen in der Halle intensiv auf eine neue Saison vor, in der wegen Corona alles anders wird. Warum die Süd-Staffel in zwei Gruppen eingeteilt wird und wer die Gegner sein könnten
Buttenwiesen Drei Monate lang war für die Zweitliga-Turner des TSV Buttenwiesen das eigene Leistungszentrum in der Riedblickhalle unzugänglich. Ein Training war wegen der Corona-Epidemie nicht gestattet. Die Sportler mussten zu Hause im eigenen Keller oder in der Garage ihre Kraftübungen, Klimmzüge und Dehnübungen machen. Seit einigen Tagen ist es mit der Überwindung zum Einzeltraining vorbei. Bach, Raab und Co. vergießen nun unter bestimmten Hygieneauflagen wieder gemeinsam an den Geräten in der Riedblickhalle viel Schweiß, aber auch „blutende Hände“kommen dabei zum Vorschein.
Dies sei ein ganz normaler Vorgang, weiß der langjährige Kapitän und jetzige Teammanager Luitpold Friedel aus seiner aktiven Zeit. Immer dann, wenn nach einer längeren Wettkampfpause das Training intensiviert wird und sich noch keine richtige Hornhaut gebildet hat, komme es zu den Blutflecken. Habe sich eine gleichmäßige Hornhaut in den Handflächen gebildet, lasse nicht nur das Bluten nach, vor allem die Griffe an Geräten wie Reck oder Barren werden wieder sicherer.
Wenn im kommenden Herbst die neue Zweitligasaison beginnt, wollen die Aktiven des TSV Buttenwiesen sportlich alles im Griff haben. „Doch eine Saison wie in den zurückliegenden Jahren wird es nicht geben“, berichtet Luitpold Friedel. Die Deutsche Turnliga (DTL) habe nämlich wegen der von April auf Dezember verschobenen Europameisterschaft
in den Bundesligen Verschiebungen und Umplanungen vorgenommen. So erfolgt der Saisonauftakt in der Zweiten Bundesliga Süd, welcher der TSV Buttenwiesen angehört, erst am 10. Oktober. Dann werden allerdings nur vier statt acht Mannschaften um die Punkte an sechs verschiedenen Geräten kämpfen. Aufgrund der starken Verkürzung des Wettkampffensters haben die Verantwortlichen der DTL beschlossen, sowohl die Nord- als auch die Südschiene zusätzlich in jeweils eine A- und eine B-Staffel zu unterteilen. Die Einteilung der Staffeln ist bisher jedoch noch nicht erfolgt. Luitpold Friedel spekuliert damit, dass die eine Hälfte der SüdZweitligisten mit den bayerischen Teams TG Allgäu, Exquisa Oberbayern, TSV Nördlingen und TSV Buttenwiesen besetzt sein könnte, während in der anderen Staffel die Mannschaften aus Baden-Württemberg (TG Hanauerland, VfL Kirchheim, TV Schiltach) plus dem TSV Pfuhl (Landkreis Neu-Ulm) turnen könnten. „Kommt es so, sparen wir uns bei den Auswärtsfahrten viele Kilometer“, sieht Friedel im reduzierten Programm (nur zwei Heimwettkämpfe) wenigstens auf der Ausgabenseite auch ein kleines finanzielles Einsparpotenzial.
Nachdem der TSV Buttenwiesen in den vergangenen Jahren stets bis zum letzten Wettkampftag um den
Klassenerhalt zittern musste, könnte er mit dieser Regelung mehr als zufrieden sein. Doch Friedel winkt aus zweierlei Gründen ab: Erstens werde es im Folgejahr, also in der Saison 2021, jeweils zwei Absteiger aus den beiden zweiten Ligen (je acht Vereine) geben, zweitens sieht er sein Team in dieser Saison aufgrund zweier Neuzugänge stark aufgestellt, sodass auch unter normalen Umständen wohl keine Zittersaison auf den TSV zukommen würde.
Athleten brauchen die Unterstützung der Fans
Vom Erstligisten und Rekordmeister SC Cottbus hat Buttenwiesen Erik Mihan verpflichtet. Der 21-Jährige ist Deutscher und besonders stark an den Ringen und beim Sprung. Auch vom ukrainischen Neuzugang Yevgen Yudenkov erhofft sich Luitpold Friedel einiges. Stellt sich für den TSV-Teammanager noch die Frage, ob bei den anstehenden Wettkämpfen im Herbst auch Zuschauer die Übungen von Mihan und Yudenkov verfolgen können. Geisterwettkämpfe wie beim Fußball wünscht sich Friedel auf keinen Fall. „Die Akteure brauchen die Unterstützung der Fans“, weiß Friedel aus seiner eigenen aktiven Zeit. Theoretisch, so räumt der TSV-Funktionär durchaus ein, könnte ein Wettkampf auch ohne Publikum stattfinden. Denn bei den Übungen der Turner sollte es ohnehin mucksmäuschenstill in der Halle sein. Aber auf den aufbrausenden Jubel nach einem gelungenen Abgang vom Reck oder von den Ringen möchte niemand verzichten.