Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Warum die WM in Katar super wird

- VON FLORIAN EISELE eisl@augsburger-allgemeine.de

Ein Terminhinw­eis für FußballFan­s: Halten Sie sich den Montag, 21. November 2022, frei. Also zumindest sollten Sie vormittags um 11 Uhr keinen Termin haben. Nicht etwa, um sich mit Weihnachts­geschenken einzudecke­n (so früh machen das sowieso nur Streber), sondern um das Eröffnungs­spiel der WM in Katar zu gucken. Wer einen Platz beim Public Viewing am Weihnachts­markt haben will, muss dort natürlich schon um 9 Uhr den ersten Glühwein ordern.

Zu dem Turnier, das wegen der völlig überrasche­nden Sommerhitz­e in dem Wüstenstaa­t in den Winter verlegt wurde, hat der Weltverban­d jetzt die genauen Anstoßzeit­en veröffentl­icht. Und was soll man sagen: Die Onkels von der Fifa haben sich mal wieder selbst übertroffe­n. Das Eröffnungs­spiel findet nicht etwa deswegen um 11 Uhr deutscher Zeit statt, weil die Zeitversch­iebung nach Katar so groß wäre – im Emirat ist es gerade mal zwei Stunden später als in Mitteleuro­pa – sondern weil dieser Zeitpunkt optimal ist, um den asiatische­n Markt zu bedienen. Aus chinesisch­er Sicht findet der Anstoß um 18 Uhr statt. Und wenn wir gleich beim Freihalten von Terminen sind: Den vierten Advent im Kreise der Familie zu verbringen, mag ganz nett sein – besser ist es aber doch, sich am Sonntag, 18. Dezember, um 16 Uhr das WM-Finale reinzuzieh­en. Notfalls eben mit Familie. Ansonsten gibt es Fußball satt: In der Vorrunde finden erstmals in der WM-Historie vier Spiele nacheinand­er statt – um 11, 14, 17 und 20 Uhr deutscher Zeit.

Doch damit nicht genug. Was bislang noch nicht bekannt, nach Informatio­nen unserer Redaktion aber bombensich­er ist: Sollte die Schweiz ins Achtelfina­le kommen, müssen die Eidgenosse­n um 6.30 Uhr Ortszeit antreten, weil ihr Landsmann, Fifa-Präsident Gianni Infantino, am Vormittag zum traditione­llen Skiausflug aufbrechen muss und sonst keine Zeit hat, sich das Spiel anzusehen. Umgelegt werden wohl auch alle Spiele mit russischer Beteiligun­g: Auf Wunsch von Infantino-Freund Wladimir Putin soll die Sbornaja ihre Spiele in Moskau austragen dürfen, um die Reisestrap­azen zu verringern. Die Gegner des ehemaligen Zarenreich­es werden kurz vor Spielbegin­n mit einer 50 Jahre alten Tupolew eingefloge­n, Spieler und Trainersta­b springen mit Fallschirm­en direkt über dem Spielfeld ab. Der daraus resultiere­nde Adrenalins­chub dürfte ein kaum zu unterschät­zender Vorteil sein und die Anreisemüh­en mehr als ausgleiche­n. Chancengle­ichheit ist dem ehrenwerte­n Herrscher des großrussis­chen Reiches schließlic­h ein großes Anliegen. Ach ja: Gastgeber Katar startet in jedes Spiel mit einem 2:0-Vorsprung – sozusagen als kleines Entgegenko­mmen an das Gastgeberl­and.

Wer denkt, das ist toll, soll sich auf die WM 2026 in den USA, Mexiko und Kanada freuen: Da treten statt 32 erstmals 48 Mannschaft­en an. Und dann geht der Spaß nicht nur diesen läppischen Monat lang, sondern viel, viel länger.

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Gianni Infantino
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