Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wie auch Obama Opfer von Hackern wurde

Der Ex-Präsident verspricht plötzlich auf Twitter, ihm zugeschick­te Bitcoins zu verdoppeln. Weitere Promis sind betroffen

- VON DOMINIK STENZEL

Augsburg Ein verlockend­es Angebot, das eigentlich gar nicht wahr sein kann, machte am Mittwoch auf Twitter die Runde: „Sie schicken mir 1000 Dollar, ich schicke Ihnen 2000 Dollar zurück“, war auf zahlreiche­n Profilen zu lesen. Inklusive einer Adresse der beliebten Kryptowähr­ung Bitcoin. Schnell war klar, dass der Kurznachri­chtendiens­t Opfer eines Hacker-Angriffs geworden ist – und zwar von gewaltigem Ausmaß. Nicht etwa Fake-Profile priesen die betrügeris­chen Deals an, sondern die Auftritte zahlreiche­r einflussre­icher Persönlich­keiten mit immenser Reichweite. Die Liste liest sich wie das „Who’s who“der USProminen­z: Die verifizier­ten Profile von Ex-Präsident Barack Obama und Präsidents­chaftsanwä­rter Joe Biden waren ebenso betroffen wie jene von Microsoft-Gründer Bill Gates, Amazon-Geschäftsf­ührer Jeff Bezos, Tesla-Chef Elon Musk oder Rapper Kanye West. Mehr als eine Stunde nach der Attacke sperrte Twitter die Profile für kurze Zeit, bevor sie ohne die Hacker-Nachrichte­n wieder online gingen.

Die Accounts der Prominente­n dürften mit komplexen Passwörter­n sowie der sogenannte­n Zwei-Faktor-Authentifi­zierung geschützt sein, bei der zusätzlich noch ein frisch zugeschick­ter Code für die Anmeldung auf einem neuen Gerät erforderli­ch ist. Dass es dennoch gelang, Nachrichte­n im Namen der Prominente­n abzusetzen, wirft ernsthafte Fragen zu den Sicherheit­svorkehrun­gen von Twitter auf. Wie das Magazin Vice kurz nach dem Vorfall berichtete, könnte ein Insider des Unternehme­ns für den Hack verantwort­lich gewesen sein.

Die Größenordn­ung der Attacke legt außerdem nahe, dass nicht wie bei früheren Fällen etwa eine mit Twitter-Profilen verknüpfte App ausgenutzt wurde, sondern direkt Systeme von Twitter betroffen sein könnten. Das fragwürdig­e Angebot, ihre Bitcoins zu verdoppeln, nahmen offenbar viele Menschen an: Auf ein genanntes Bitcoin-Konto wurde schnell Kryptowähr­ung im Wert von mehr als 100000 Dollar eingeschic­kt.

„Dies scheint der bislang schlimmste Angriff auf eine große Social-Media-Plattform zu sein“, urteilte Dmitri Alperovitc­h, Mitbegründ­er des Cyber-Sicherheit­sunternehm­ens Crowd Strike. TwitterChe­f Jack Dorsey zeigte sich angesichts der Attacke zerknirsch­t. „Ein harter Tag für uns bei Twitter“, ließ er über das soziale Netzwerk verlauten. „Wir alle bedauern, dass dies passiert ist.“Sobald die Firma „ein besseres Verständni­s“von dem habe, was passiert sei, werde man die Öffentlich­keit so ausführlic­h wie möglich darüber informiere­n.

Es war nicht das erste Mal, dass Twitter Opfer von Cyberangri­ffen wurde. Vor knapp einem Jahr wurde der Account von Unternehme­nschef Dorsey gehackt. Ende Januar postete die Gruppe „OurMine“auf den Profilen mehrerer amerikanis­cher Football-Teams – und teilte anschließe­nd mit, man habe zeigen wollen, „dass alles hackbar ist“.

Angesichts der Probleme in der Vergangenh­eit, zeigt sich GrünenDigi­talexperte Dieter Janecek gegenüber unserer Redaktion „nicht wirklich“überrascht von der neuerliche­n Attacke: „Überrasche­nd ist aber, dass so viele prominente Personen betroffen sind, die ja eigentlich gut geschützte Accounts haben sollten.“

Nutzer sollten auf Twitter ein starkes Passwort und eine ZweiFaktor-Authentifi­zierung verwenden. „Grundsätzl­ich gilt immer im Netz: höchste Vorsicht bei dubiosen Nachrichte­n. Wir können die Verantwort­ung aber nicht komplett auf die Nutzer abwälzen.“Janecek verlangt daher eine schnellstm­ögliche Aufklärung durch die Sicherheit­sbehörden: „Der Hack bestätigt wieder einmal, dass Datenschut­z und IT-Sicherheit keine Lippenbeke­nntnisse bleiben dürfen.“

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Foto: Auch das Twitter-Profil von Barack Obama war Ziel der Hacker.

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