Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Von Augsburg aus sollen Bayerns Arten geschützt werden
Im neuen Artenschutzzentrum sollen Projekte zum Erhalt bedrohter Tiere und Pflanzen entwickelt werden. 25 Mitarbeiter sind hier jetzt tätig. Die Opposition im Freistaat kritisierte, dass die Einrichtung kleiner ist als geplant
Von Augsburg aus sollen künftig Konzepte entwickelt werden, wie der Artenschwund in Bayern gestoppt werden kann. Umweltminister Thorsten Glauber (FW) hat am Donnerstag den Startschuss für das bayerische Artenschutzzentrum gegeben, das am Landesamt für Umwelt in der Bgm.-Ulrich-Straße angedockt ist. Die 25 Mitarbeiter des Artenschutzzentrums, die zunächst im ehemaligen benachbarten Eichamt untergebracht sind, sollen Strategien und Pilotprojekte entwickeln, wie bedrohte Arten – in einem ersten Schritt geht es vor allem um Insekten und die für sie nötigen Pflanzen – geschützt werden können.
In Augsburg werde das Fachwissen gebündelt. „Mit dem Artenschutzzentrum wollen wir ein neues Level beim Artenschutz erreichen“, so Glauber. Die Einrichtung sei ein wichtiger Baustein im Konzept des Freistaats, das dieser nach dem Bienen-Volksbegehren vor einem Jahr beschlossen hatte. Ums Artenschutzzentrum und dessen Aufgaben und Ausstattung hatte es in der Vergangenheit Diskussionen gegeben. Nachdem Ministerpräsident Markus Söder (CSU) das Projekt 2018 via Regierungserklärung ankündigte, war zunächst von 50 Stellen und einer wissenschaftlichen Ausrichtung die Rede.
Nach der Landtagswahl betonte der damals neu ins Amt gekommene Minister Glauber, dass das Zentrum aus seiner Sicht stark in die Fläche wirken müsse, wenn praktische Ergebnisse sichtbar sein sollen. Die Umsetzung sei am besten vor Ort möglich, wenn man den verschiedenen Kulturlandschaften Bayerns und ihren Gegebenheiten gerecht werden wolle. Insgesamt baue man in dem Bereich nun bayernweit 170 Stellen auf, so Glauber am Donnerstag. Neben den 25 Mitarbeitern im Artenschutzzentrum soll das in Augsburg ansässige Landesamt personell aufgestockt werden. Geplant sei eine Zusammenarbeit mit bestehenden Einrichtungen, etwa dem Biodiversitätszentrum in der Rhön oder dem Institut für Bienenkunde in Veitshöchheim. Landtagsopposition und Naturverbände hatten im Vorfeld kritisiert, dass das Artenschutzzentrum kleiner als ursprünglich angekündigt wird.
Geplant ist, dass sich das Artenschutzzentrum gemeinsam mit der Wissenschaft Modellprojekte überlegt, die mit Partnern umgesetzt werden und die dann als PositivBeispiele für andere dienen können. Ziel sei es, neue Erkenntnisse zur Umsetzung von Artenschutz in der Fläche auszurollen, so LfU-Präsident Claus Kumutat. Der Insektenschwund, betonte Kumutat, sei nur ein Symbol für das generelle Artensterben.
Die ersten konkreten Aufgaben fürs Artenschutzzentrum werden das Fortschreiben der Roten Liste von bedrohten Arten sein, das Erarbeiten von Hilfsprogrammen für Käfer, Falter und bedrohte Pflanzen sowie die Wiederansiedlung bedrohter Arten wie des „Grauen Felsblümchens“. Dazu gehört auch die Erfassung von Insektenbeständen mit Fallen. Bei der Bestimmung von Arten setze man neben klassischen Methoden auch auf DNAAnalysen. Zudem wird ein großflächiges Biotopverbund-Konzept erarbeitet. Bis zum Jahr 2022 soll in Zusammenarbeit mit der Botanischen Staatssammlung ein umfassendes bayerisches Pflanzen-Informationssystem erstellt werden. Die Leiterin des Artenschutzzentrums ist Ines Langensiepen, bisher Referatsleiterin für „Fachgrundlagen Naturschutz“am Landesamt für Umwelt.