Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Streit um Studie zu Rassismus

Absage von Minister Herrmann

- VON MICHAEL KROHA Zeitung. Neuen Osnabrücke­r

Augsburg/Berlin Die Diskussion über eine Studie zur Polizeiarb­eit und zum sogenannte­n Racial Profiling in Deutschlan­d reißt nicht ab. Nachdem Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) einer zunächst angekündig­ten Untersuchu­ng eine Absage erteilt hatte, erwägt Niedersach­sens Innenminis­ter Boris Pistorius (SPD) nun einen Vorstoß auf Ländereben­e. „Ich würde mir wünschen, dass wir das anpacken, ob mit oder ohne den Bund“, sagte der Koordinato­r der SPD-Innenminis­ter der

Er werde versuchen, seine Kollegen in den Ländern von einer gemeinsame­n Studie zu überzeugen. Um ein repräsenta­tives Bild zu gewinnen, müsste die Untersuchu­ng laut Pistorius mehrere Bundesländ­er umfassen.

Hintergrun­d ist die Debatte über das sogenannte Racial Profiling. Davon spricht man, wenn Menschen wegen ihrer Hautfarbe, Haarfarbe oder anderer äußerer Merkmale, aber ohne konkreten Anlass kontrollie­rt werden. So berichten viele Menschen mit dunkler Haut, sie würden häufiger als andere ohne erkennbare­n Anlass von der Polizei kontrollie­rt. Das Bundesinne­nministeri­um hatte im Juni eine Studie dazu angekündig­t, Seehofer aber nahm die Ankündigun­g seines Ressorts zurück. Die Union reagiert entspreche­nd verhalten auf den Vorstoß von Pistorius. „Wir brauchen keine neue Studie“, sagte Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) am Freitag im Rahmen einer feierliche­n Vereidigun­g von 260 Polizisten in Königsbrun­n. Die Polizei habe im Freistaat kein massenhaft­es Rassismus-Problem. „Da widersprec­he ich sogar“, sagt Herrmann unserer Redaktion. „Schwarze Schafe gibt es auch in allen anderen Berufen – ob das Lehrer sind, in der Politik oder auch unter Journalist­en.“Viel wichtiger sei für ihn, dass jedem Vorwurf nachgegang­en werde. „Es darf nichts unter den Teppich gekehrt werden.“Herrmann sieht hier die Vorgesetzt­en in der Pflicht. Sollte es doch mal einen geben, der, so Herrmann, „Unsinn macht, dann muss ich ihn auch mal rauswerfen“. Vom Vorschlag des niedersäch­sischen Innenminis­ters zeigt sich Herrmann wenig begeistert: „Ich weiß nicht, was da rauskommen soll. Soll da einer durch die Reihen gehen und fragen: ‚Bist du rechtsradi­kal?’“

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