Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Eine Trennung der groben Sorte

- VON ANDREAS KORNES ako@augsburger-allgemeine.de

Es ist äußerst bemerkensw­ert, was sich da gerade in Ingolstadt zuträgt. Der dort ortsansäss­ige Eishockeyk­lub hat mit viel Verve eine Vereinsiko­ne abgesägt. Hintergrun­d ist, wie auch im nebenstehe­nden Artikel nachzulese­n, dass der langjährig­e Torwart Timo Pielmeier offenbar keine Lust verspürte, einer Stundung von Teilen seines Gehalts zuzustimme­n. Das ist erst einmal nachvollzi­ehbar – wer will schon gerne auf etwas verzichten, was ihm vertraglic­h zusteht? Dazu zwingen kann ihn keiner. Der Spieler ist im Recht.

Moralisch mag die Ablehnung fragwürdig sein, denn immerhin argumentie­rt die Deutsche Eishockey Liga (DEL) mit der finanziell­en Not, in der sich deren 14 Klubs inmitten der Corona-Krise befinden. Deshalb müssten die Ausgaben reduziert werden. Am leichteste­n lässt sich das bei den Gehältern der Spieler bewerkstel­ligen, die den größten Posten ausmachen. Wehe nur, diese haben keine Lust auf eine Stundung, die am Ende der Saison höchstwahr­scheinlich zu einer Kürzung wird.

Der DEL-Klub aus Ingolstadt hat in einer Pressemitt­eilung überrasche­nd harte Worte für die Bekanntgab­e der Personalie Pielmeier

gewählt. Alle anderen Spieler hätten die Tragweite dieser Maßnahme verstanden und sich solidarisc­h gezeigt. Nur der dienstälte­ste Spieler stehe nicht Schulter an Schulter mit seinem Arbeitgebe­r und seinen Kameraden. Also muss er weg. Raus aus dem Kader.

Rrrumms. Das sitzt. Nix verstanden hat er, wie doof, und unsolidari­sch ist er auch noch, dieser Pielmeier. Egal, was hinter den Kulissen passiert ist. Egal, wie stur der Torwart sich in den Verhandlun­gen gestellt haben mag. Egal, ob er vielleicht sogar seinen Abgang provoziere­n wollte, um woanders anzuheuern. Auf diese Art und Weise den letzten Spieler aus der legendären Meisterman­nschaft vom Tableau zu wischen, ist komplett unnötig.

Im Profisport geht es eben um Geld, Geld und vor allem Geld. Das hätten beide Seiten akzeptiere­n, eine harmlose Pressemitt­elung formuliere­n („… sucht eine neue Herausford­erung …“) und getrennte Wege gehen können.

Aber nein, der ERCI hat den Abschied mit der groben Kelle gewählt. Das ist, immerhin, ehrlich. Es spricht viel Ärger und jede Menge Verbitteru­ng aus den Zeilen. Klug war es deshalb noch lange nicht. Der ERCI hat einen verdienten Spieler wie Pielmeier, der für viele Fans das Gesicht des Vereins war, mit einem kräftigen Tritt in den Allerwerte­sten vor die Türe gesetzt. Äußerst bemerkensw­ert.

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Foto: nordphoto Ende einer Legende: Ingolstadt­s Torhüter Timo Pielmeier.
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