Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Waschbär frisst Fische und Frösche aus Teich

In Stadtberge­n leben vermutlich mehrere Waschbären. Eine Stadt ist für das Tier ein „Schlaraffe­nland“

- VON TOBIAS KARRER

Stadtberge­n Eigentlich sieht der Waschbär mit seinen schwarz umrandeten Augen, seinem flauschige­n Fell und seinen feingliedr­igen Fingern ja ziemlich putzig aus. Die Tatsache, dass der Bär jetzt auch in Stadtberge­n aufgetauch­t ist, freute trotzdem niemanden im Sicherheit­sausschuss der Stadt. Der Grund: Der Waschbär könnte laut Bürgermeis­ter Paulus Metz zu einem „riesen Problem“werden.

Das Tier ist mittlerwei­le schon in einigen Gärten in Stadtberge­n aufgetauch­t. Beschwerde­n kamen laut Markus Voh, dem Leiter des Ordnungsam­tes, unter anderem aus dem Ebereschen- oder dem Ginsterweg. In einem Garten habe ein Waschbär sogar die Zierfische und Frösche aus einem Gartenteic­h gefressen und anschließe­nd seine Notdurft hinterlass­en. Der Waschbär sei eine „invasive nicht heimische Art“in der Region.

Es sei unwahrsche­inlich, dass der Besucher alleine gekommen ist.

Auch Thomas Miehler, Stadtrat, Naturschüt­zer und von Beruf Förster, erklärte: „Wir können davon ausgehen, dass es sich um mehrere Tiere handelt.“Im Naturpark Westliche Wälder gebe es den Waschbären seit etwa fünf Jahren. Die Tiere in Stadtberge­n sind laut Voh allerdings die ersten, die bei den zuständige­n Behörden am Landratsam­t gemeldet wurden.

„Für den Bär ist das hier ein Schlaraffe­nland“, sagte Thomas Miehler. Auch deshalb könnte sich die Art zum Problem entwickeln. Zum einen vermehren sich Waschbären schnell. Außerdem hat der Kleinbär zum anderen in Europa keine natürliche­n Feinde, was seine Ausbreitun­g begünstigt. Besonders verbreitet hat sich der Waschbär in Nordhessen, Südnieders­achsen und Brandenbur­g, obwohl er in Freiheit aufgrund von Bejagung, Krankheite­n oder Verkehrsun­fällen im Schnitt nur einige Jahre alt wird. Mittlerwei­le gibt es den Waschbär allerdings in ganz Deutschlan­d, und besonders wohl fühlt er sich in urbanen Gebieten, in denen er in Mülltonnen oder auf Komposthau­fen leicht Nahrung findet.

Paulus Metz erklärte: „Für die Bevölkerun­g könnte der Waschbär große Einschränk­ungen bedeuten.“Wenn nichts unternomme­n wird, befürchtet er beispielsw­eise das Ende des Gelben Sacks und die Einführung entspreche­nder Tonnen. Außerdem könnte es sein, dass die Bürger ihre Fenster nachts in Zukunft schließen müssten. „Daran sind wir in Stadtberge­n noch nicht gewohnt“, so der Bürgermeis­ter. Das Problem: Der Waschbär ist nicht nur sehr neugierig, sondern auch ein geschickte­r Kletterer.

Trotz allem seien der Stadt die Hände gebunden. Beim Waschbär sei es nicht wie bei der Rattenbekä­mpfung, erklärte Metz. Der Kleinbär müsse bejagt werden.

Thomas Miehler hatte mehr Infos. Die Untere Naturschut­z- und die Jagdbehörd­e würden Sondergene­hmigungen ausstellen. Wer den Waschbär im eigenen Garten loswerden wolle, müsse einen Jäger mit Fallenstel­lerausbild­ung engagieren, der das Tier lebend einfängt. Danach müsse man den Waschbären an einer Stelle möglichst weit vom Wohnort aussetzen, ansonsten könnte es sein, dass der Bär innerhalb von Tagen wieder da ist. Die Verantwort­ung liegt laut Miehler und Metz jetzt beim Landratsam­t, genauer unterer Naturschut­z-, Jagdbehörd­e und Veterinära­mt. „Der Bären gezielt herauszune­hmen ist unsere einzige Chance. Wenn wir das nicht tun, dann viel Spaß in einem halben Jahr“, sagte Miehler und Metz betonte: „Wir sind dran, wir wollen unsere Bürger nicht einschränk­en. »Aufgefalle­n

 ?? Symbolfoto: Kirsten Lehmann, dpa ?? Waschbären sind neugierig und erobern sich neue Lebensräum­e, auch in den Gärten. Aber nicht überall sind sie erwünscht.
Symbolfoto: Kirsten Lehmann, dpa Waschbären sind neugierig und erobern sich neue Lebensräum­e, auch in den Gärten. Aber nicht überall sind sie erwünscht.

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