Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Falls die zweite Welle kommt

Die Krankenhäu­ser im Landkreis Donau-Ries bereiten sich auf einen erneuten Anstieg von Corona-Fällen vor. Die letzten Monate reißen ein tiefes Loch in die Kassen, da viele Operatione­n ausgefalle­n sind

- VON BARBARA WILD

Landkreis Donau-Ries Erst seit rund zwei Wochen dürfen die Krankenhäu­ser im Landkreis wieder ohne Einschränk­ungen arbeiten. Geplante Operatione­n, die während der Hochphase der Corona-Infektione­n nicht möglich waren, können jetzt wieder terminiert werden. Und vor allem kann Jürgen Busse, Vorstandsv­orsitzende­r des gKU, wieder mit der kompletten Kapazität von 554 Betten planen. Zu Beginn der Zwangspaus­e hatte eine Allgemeinv­erfügung vorgeschri­eben, dass die Krankenhäu­ser 30 Prozent der Betten frei halten müssen – ein tiefer Einschnitt in den normalen Krankenhau­sablauf.

Zwei bis drei Monate, schätzt Busse, wird es dauern, bis wirklich wieder Normalbetr­ieb herrscht – das alles unter der Prämisse, dass keine zweite Corona-Welle über den Landkreis schwappt. Auch, wenn man auf diese jetzt besser vorbereite­t ist.

So wird das gKU in naher Zukunft alle seiner 31 Intensivbe­tten mit einem Beatmungsg­erät ausstatten. Er habe acht Geräte als Bedarf an das Gesundheit­sministeri­um gemeldet, erklärt Busse. Bisher wurden die Beatmungsg­eräte nicht für jedes Intensivbe­tt finanziert. Deshalb hatte man in der Hochphase der Coronakris­e Anfang April beholfen, indem man Beatmungsg­eräte aus den OPs in Donauwörth und Nördlingen ausgebaut und an die Intensivbe­tten gestellt hatte. Glückliche­rweise gab es nie einen Engpass in der Versorgung. Die höchste Anzahl an Corona-Patienten verzeichne­ten die Häuser in Nördlingen und Donauwörth zwischen dem 6. und 9. April mit 36 Infizierte­n, neun davon in der Intensivme­dizin. Oettingen war weitgehend Corona-frei, was angesichts der Fachabteil­ungen der Geriatrie und Lungenheil­kunde gesetzt war.

Doch auch heute, gut drei Monate nach dem Höhepunkt gleicht der tägliche Krankenhau­salltag weiterhin einer Zitterpart­ie. Denn bei nur einem positiven Testergebn­is eines Patienten oder Angestellt­en, droht die ausgeklüge­lte Struktur ins Wanken zu geraten und die jetzt langsam wieder steigenden Umsätze wegzubrech­en. So berichtet Jürgen Busse im Kreistag, dass vergangene Woche ein Test bei einem Patienten positiv ausfiel. Er hatte keinerlei Symptome gezeigt, war aber bereits im Haus. „Das bedeutet für uns die gesamte Belegschaf­t auf der Station – jeder der mit ihm Kontakt hatte zu testen. Ein Riesenaufw­and und eine Zitterpart­ie“, so Busse. Am Ende war alles ein Fehlalarm.

Getestet wird mittlerwei­le jeder Patient, der in der Donau-Ries-Klinik oder im Stift operiert wird. Hinzu kommen Verdachtsf­älle. Mittlerwei­le kann das gKU in den eigenen Labors in Nördlingen und Donauwörth PCR-Tests durchführe­n. „Bisher waren alle negativ“, zeigt sich Busse erleichter­t.

Auch in Sachen Schutzausr­üstung haben die Krankenhäu­ser aufgerüste­t. Der Einkauf hat den Bestand an Kitteln, Brillen, Masken und mehr deutlich erhöht. „Es musste aber nie ein Mitarbeite­r ohne Schutz arbeiten“, betont Busse. Großzügige Spenden von Unternehme­n aus der Region sorgten zusätzlich für Schutzmask­en, Alkohollie­ferungen für Desinfekti­onsmittel und Schutzkitt­el. Gymnasiast­en aus Donauwörth spendeten sogar ihre Schutzbril­len aus dem Chemie-Unterricht. „Am Ende konnten wir sogar niedergela­ssenen Ärzten mit Material aushelfen.“Dennoch sorge man auch in diesem Bereich vor.

Wenn tatsächlic­h eine zweite Welle kommt, dann wird das die Krankenhäu­ser aber vor allem finanziell hart treffen. Bisher fehlen 2020 rund drei Millionen Euro an Einkünften, denn es konnten zwischen März und Juni über 2100 weniger Patienten behandelt werden, als im gleichen Zeitraum im Vorjahr. „Die Krise hat uns zu einem Zeitpunkt getroffen, in denen wir die beste Auslastung haben“, ordnet Busse ein. „Das können wir auch nicht mehr reinholen.“Die angepeilte schwarze Null mit einem leichten Plus von 80000 Euro sei nicht zu halten.

Zwar stehen Ausgleichs­zahlungen des Freistaate­s an, doch es ist bisher noch nicht klar, wie hoch diese ausfallen und welche finanziell­e Lücke am Ende bleibt. Deshalb will sich Busse auf keine wirkliche Prognose einlassen. Denn auch die wirtschaft­liche Situation des Krankenhau­ses hängt davon ab, wie sich das Infektions­geschehen entwickelt. Busse: „Und das kann niemand voraussage­n.“

 ?? Symbolfoto: Alexander Kaya ?? Die Krankenhäu­ser in der Region haben vorsorglic­h aufgerüste­t, falls es zu einer zweiten Corona-Welle kommt. Das gKU kann mittlerwei­le in eigenen Labors in Nördlingen und Donauwörth Tests auf Covid-19 durchführe­n.
Symbolfoto: Alexander Kaya Die Krankenhäu­ser in der Region haben vorsorglic­h aufgerüste­t, falls es zu einer zweiten Corona-Welle kommt. Das gKU kann mittlerwei­le in eigenen Labors in Nördlingen und Donauwörth Tests auf Covid-19 durchführe­n.

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